Der Sommer ist vorbei, die EM noch nicht ganz. Über einen Traumtag im Gelände und ein Klassenfoto mit Pferden.
Was für ein Tag, der Geländetag von Malmö. Ein Traumtag, sagt Hans Melzer und sein Buddy Chris Bartle gibt lange Interviews vor englischen Mikros, warum die Deutschen so gut sind. Vor allem die Briten rätseln: schon wieder Jung, schon wieder die Deutschen, und das in der Briten ureigenen Domäne, der Vielseitigkeit. William Fox-Pitt, der lange Brite, der mit dem kleinen deutschen Fuchshengst Chilli Morning auf Platz zwei liegt, zwei Abwürfe hinter Jung, kann sich damit trösten, dass er morgen Michi wieder überragen wird auf dem Treppchen. Obwohl er, wenn alles normal läuft, mal wieder eine Stufe unter ihm steht. Noch immer wartet er auf seinen ersten Championatstitel.
Den Winter hat Michi offenbar dazu benutzt, englisch zu lernen. Bei seinen gefühlten sieben TV-Interviews nach jedem Ritt, (erst danach dürfen wir, die schreibende Presse, ran) merkt man, wie sicher er geworden ist und jede Frage geradezu elegant pariert. Ganz anders als noch in Kentucky vor zwei Jahren, als er gerne auf die Hilfe des Übersetzers zurückgriff. Bei den Interviews trug er noch seinen Helm aus dem Gelände, an der Seite steht die Zahl 2012 und mit goldenem Kuli ein Autogramm von Michi selbst. Da ist noch der Schweiß von London dran, sagt er und ab heute der Regen von Malmö. Denn ausgerechnet, als Michi Jung auf die Strecke ging, fing es an, wie aus Eimern zu schütten. Halunke versuchte immer wieder durch Kopfschütteln, das Wasser in seinen Ohren loszuwerden.
Ingrid Klimke war da schon lange zuhause, sie wurde bei ihrem Ritt durch gleich zwei Glücksbringer unterstützt, die Schweifhaare von Sleep Late als Halsschmuck (mit dem sie vor sechs Jahren Einzelbronze gewann) und ein Armband aus Schweifhaaren von Abraxxas, ihrem Olympiapferd 2012. Nächste Woche gehts mit ihm nach Burghley zum Viersterne-Klassiker.
Die Strecke war weit einzusehen von allen Seiten, auf riesigen Screens konnte fast alles verfolgt werden. Die deutschen Schlachtenbummler hatten sich auf einem kleinen Hügel versammelt, die schwarz-rot-goldenen Fahnen lagen bereit und wurden jedesmal wild geschwenkt, wenn ein deutscher Reiter in Sichtweite kam. Die Deutschen haben ja die Angewohnheit, jede Geländeerhebung von mehr als einem Meter zum Feldherrenhügel zu erklären, so auch diesmal. Stühle hatten viele mitgebracht und von hier aus verfolgte nicht nur Michi Jung mitsamt Freundin die ersten Ritte, auch der deutsche Reiterpräsident Breido Graf zu Rantzau konnte sich an seinem Zuchtprodukt Cayenne erfreuen, dass sich unter Peter Thomsen hervorragend schlug. Ex-Weltmeisterin Lucinda Green gesellte sich zum Picknick mit Rotwein zur Holsteiner Fangruppe aus Verbandspräsident Dieter Medow und Landestrainer Detlef Peper mit ihren Frauen.
Ein herbstlicher Sonntagmorgen, 14 Grad. Adé Strandleben. Abkühlen muss sich jetzt niemand mehr, die Steppjacken sind aus den Autos geholt, die Fahnen knattern kalt im Wind. In der Wagenburg bei den LKW, in der nicht nur Schlachtenbummler, sondern auch einige Reiter wie Michi Jung nächtigen, großer Frust: Die Duschen sind heute morgen abgeschlossen. Na ja, heute abend können sie wieder zu Hause baden.
Die deutschen Pferde zeigen sich bei der Verfassung wieder in Bestform, glänzend und entspannt. Ein bisschen Hektik beim Bodenpersonal. Ausschusschef Holly Heigel wird von FN-Philine, hier für die FEI im Einsatz, schnell noch hinter die Absperrung gescheucht. Hänschen Nagel, auch ein Ex-Buschi mit WM-Erfahrung, steht dicht dahinter. Ich verstecke mich hinter dem best gekleideten Mann des Platzes, sagt er. Stimmt. Hollys unerreichte Country-Eleganz (Bestens sitzender Tweet-Balzer etc.) lässt auch die Briten alt aussehen. Anschließend kommandiert Hans Melzer die Reiter ab zum Teamfoto. Das ist ein bisschen, als ob man versucht, Erstklässler zum Klassenfoto zu überreden: sechs Pferde, sechs Reiter, zwei Trainer, acht Pfleger, darunter auch Alina, Dibos Tochter, neben Cayenne. Auf der anderen Seite die Familienknipser: Ingrids Tochter Greta, Peter Thomsens Frau Kirsten, FN-Sportchef Dennis Peiler, der Peter Thomsen noch schnell das obligatorische Fendt-Schildchen auf die Brust pappt, Gekicher, Lachen Sind wir beim Kindergeburtstag? Dann eine Kurzansprache in kleinem Kreis vom Bundestrainer: Jetzt ganz locker, ihr seid alle im Springen in der zweiten Hälfte nachmittags dran. Das ist ein gutes Zeichen: es geht nämlich nach umgekehrter Reihenfolge und alle sind unter den Top 19. Das gabs noch nie.
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