Blog 5: Diebstähle, Busverkehr, Rio-Dressur WG und Isabell Werths Angst vor Kohlenmonoxyd-Vergiftungen

Von
Pochhamers Rio Blog3

(© Pauline von Hardenberg)

Diebstähle aus fahrenden Bussen, ein Oldtimer für die Kneipentour der Dressurreiter und brasilianische Informationspolitik. Und Gabriele Pochhammer wird zu „Lady Bump“!

Die größte Katastrophe vorne weg: Der Kosovo hat schon Gold, die Deutschen nicht eine einzige Medaille bisher. Alle Hoffnungen ruhen nun in Rio (und anderswo) auf unseren Buschis. Heute ist im Reitstadion Deodoro der erste Großkampftag. Gelände Vielseitigkeit. Der Tag begann damit, dass der Bus nicht kam. Jedenfalls nicht der richtige, sondern nur ein Bus für die „Officials“ in blauen Hemden. Die „Workforce“, darunter auch die Besetzung der Pressestelle, ist gelb, Medizin-Leute rot, Helfer im Zuschauerbereich grün. Die Blauhemden stürmten also den Bus, ich mischte mich darunter, trotzte den missbilligenden Blicken und balancierte mangels Sitzplatz im Gang, festgekrallt an der Haltestange. Da lernt man die „Bumps“, die eingebauten Geschwindigkeitsbremsen auf den Straßen, hassen!

Dann verpasste der Busfahrer das Loch in der vierspurigen Straße, um zu wenden, musste einmal um den Pudding fahren, was im Montagmorgenverkehr eine Stunde zu kosten drohte. Die Blauhemden wurden nervös, ließen anhalten und liefen die Reststrecke zu Fuß, ich mit. Die war natürlich länger als gedacht. „Können Sie nicht Spur halten“ schnauzte mich eine Blauhemdin an, als ich mit meinem Köfferchen vor ihren Füßen Schlangenlinien fuhr. Als wir gerade schweißgebadet das Gate erreicht hatten, hielt hinter uns, brumm, brumm, der Bus. Dann ging es schnell durch die Security, anders als bei der nächsten Fuhre. Da hatte sich schon eine Schlange bis zur Straße gebildet, Hemden aller Olympiafarben durften durch, Medien nicht. Es kam nach Paulines Beschreibung zu tumultartigen Szenen, bis auch die Fotografen in die Vorzugsschlange durften. Um hier zu überleben, muss man werden wie Ghandi, sagt meine Freundin Evi: Alle Widrigkeiten einfach durchfließen lassen, nicht aufregen, kostet nur Energie. Ändern kann man eh nichts. Ganz so weit bin ich noch nicht, aber fast.

Grund zur Aufregung gibt es nämlich genug. Einer kanadischen Fotografin wurde ihre gesamte Fotoausrüstung gestohlen, aus dem Medienbus. Als der Bus einmal anhielt und die Tür offen stand, hatte offenbar jemand die Gelegenheit ergriffen und sich von der Gepäckplattform den Ausrüstungskoffer geschnappt. Die Polizei erklärte später, das sei schon ein paarmal vorgekommen, man habe die Medien nur nicht beunruhigen wollen. Wie rücksichtsvoll!!! Der englische Fotograf Jon Stroud, Figur wie ein Bär, derjenige , der fast von der Maschinenpistolenkugel erschlagen worden wäre, stellt sich jetzt immer im Bus vor die Plattform mit den Kameras.

Gestern nach der Vielseitigkeitsdressur gab es noch ein Pressegespräch mit den Dressurreitern. Alle gut drauf, alle Pferde gesund, heißt es. Ein Austausch wie bei den Buschis ist nicht zu erwarten, Reservist Hubertus Schmidt bliebt da ganz gelassen, Imperio fliegt mit den Buschpferden schon wieder nach Hause. Ein Vorzeige-Fünfter-Mann, lobt Isabell Werth, nolens volens die Mutter der Kompanie, weil schon oft genug dabei (zum fünften Mal). Ihm hat, anders als vielen anderen Reservisten vor ihm, Olympia Spaß gemacht, er trainierte nebenbei den Südkoreaner Peter Kim, seine Frau konnte mit, man konnte auch mal was unternehmen. „Das hat es mir natürlich leichter gemacht“, sagt Hubertus Schmidt. Er freut sich jetzt auf die Weltcupsaison, in die er mit Imperio zu neuer Kür einsteigen will. „Er hat sich in den letzten Monaten noch so verbessert“, sagt er, „Nach seinen Verletzungen brauchte er einfach die Zeit.“

Als Olympiaveteranin sieht Isabell Werth die kleinen brasilianischen Unzulänglichkeiten gelassen. Sie selbst wohnt in eine Art WG 500 Meter vom Athleten Village entfernt mit Pferdebesitzerin Madeleine Winter-Schulze, wie auch das Trainerteam Monica Thedorescu, Johnny Hilberath (der auch noch ein Auge auf den Japaner Masano Takahsashi mit Fabriano und die Südafrikanerin Tanya Seymour mit Ramoneur hat) und Equipechef Klaus Roeser. Vor den Spielen werde immer negativ berichtet, sagt Isabell Werth gelassen, „aber das Gebrüll ist durchs Internet natürlich noch viel größer als vor 20 Jahren.“ Mit einem Bulli von „historischem Wert“ (O-Ton Werth) werden sie abends in die kleinen Kneipen gefahren. „Wir müssen immer die Fenster auf lassen, sonst kriegen wir eine Kohlenmonoxyd-Vergiftung.“

Die haben sich echt viel Mühe gegeben, das Essen ist eben anders als zu Hause.

ISABELL WERTH

Valegro haben sie alle gar nicht gesehen im Training, nein dazu können sie gar nichts sagen, wie der in Form ist. Ich deswegen im Moment auch nicht. Heute nachmittag (MEZ 20.45 Uhr) ist Verfassungsprüfung Dressur, Deutschland ist das elfte Team. Vorher noch die „Official Familiarization“ im Stadion, ein neues Wort wie der „Rhythm Jump“ von Chris.

Gestern gab es ja noch eine Safety Pressekonferenz, wegen Kugel. Man wisse immer noch nichts, sagt der Kommunikationschef Andrade. „An erster Stelle werden wir Sie schützen, an zweiter Sie informieren.“ Und dazwischen ist erstmal nix. Der Verteidigungsminister hat ja erklärt, der Schuss sei aus den Favelas gekommen, aber das glaubt hier kein Mensch. Klingt aber besser als zuzugeben, dass ein idiotischer Rekrut in der Gegend rumgeballert hat. Das Geschoss sei ziemlich langsam gewesen, denn es hat sich beim Aufprall nicht verformt. Da sind wir ja mal ganz beruhigt.104 – Air Jordan 4 Laser Black kaufen kannst – Jordan Legacy 312 Storm Blue – AQ4160 | air jordan 1 outlet near me

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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