Blog 6: Deutsche Pferde, ein Dingdongdilli und eine Mutter findet ihren verlorenen Sohn.

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Es sind nicht viele deutsche Pferde am Start in Kentucky,
aber nach der Dressur liegen diese Botschafter fast alle ziemlich
aussichtsreich im Rennen. Darunter auch ein Kandidat, für den Heidi Klum wohl
niemals „heute ein Foto“ hätte.

Wer glaubt mitten im Herzen der amerikanischen Vollblutindustrie Fasing-Tipton, legendärer Schauplatz der Galopperauktionen, grenzt nahezu an das Gelände des Horse Park müssen Vollblüter das Geschehen bestimmen, der sieht sich getäuscht. Beim Rolex glänzen nach der Dressur die Deutschen. Die Pferde, Reiter haben ja den Weg leider nicht angetreten. Irgendwie schade. Braxxi, Sam und Wolle auf dieser Strecke das kann man sich gut vorstellen. Übrigens sagt hier niemand Kentucky 3 Day Event, sondern alle nur the Rolex.Sehr zur Freude von Merrick aus London, der auf den Turnieren, die der Uhrenhersteller sponsert stets zugegen ist, um Nettigkeiten, USB-Sticks und Presseeinladungen zu einem Snack in der Rolex-Lounge (hier heißt das Zelt Chalet, auch wenn weder Alpen noch Après-Ski auf dem Programm stehen) auszusprechen. Seine Kollegen sind parallel in Goeteborg. Wir nennen sie die Rolex-Jungs ob er das weiß?

Egal, Merrick ist delighted von der incredible peformance von William (Fox-Pitt) and Andrew (Nicholson). Es tut gut, mal einen schlanken Engländer mit klarem britischen Akzent zu hören. Das Gros in der Pressestelle ist weiblich und spricht ein Chewing Gum-Amerikanisch, das noch breiter ist als Hüften und Hinterteile der Sprechenden (Hi cutie so goooooood to see you guys. Have fuuuuuuhuuuun!), die von Burger-Konsum künden.

Also Zwischenstand nach der Dressur: Noch liegt der Brite William Fox-Pitt in Front. Mit Chilli Morning, einem Brandenburger Halbblüter v. Phantom xx (für Abstammungsfetischisten: ein Nothern Dancer xx-Urenkel) aus einer Kolibri-Mutter hat er eine 33,3-Dressur hingelegt. Respekt! Und auch mit dem ehemaligen Bundeschampion, dem Trakehner Seacookie v. Helikon xx, den er von Ingrid Klimke übernommen hat, ist er noch unter den Top 10. Dann kommt Andrew Nicholson mit seinem Spanier Quimbo tolles Pferd! dem er a hell lot of warmblood attestiert. Und so ganz glücklich sieht er dabei nicht aus. Immerhin hat er ja mit Calico Joe noch einen reinen Vollblüter auf Platz drei geritten. Doch dann geht es deutsch weiter. Überraschend für alle ist der vierte Platz von Alexandra Knowles, die hier alle nur Allie rufen. Sie kommt aus Paris, Paris/Kentucky. Das liegt praktischerweise gleich neben Versailles und Frankfort. Man merkt, Kentucky ist recht europäisch. Bzw. recht deutsch: Der Lastwagenverleih heißt Penzke, Kroger prangt über dem Einkaufszentrum. Allie hat kein Selle Français, sondern ein deutsches Pferd. Eine Mecklenburger Stute, Last Call v. Landcapitol. In ihrem Pedigree finden sich die beiden in Mecklenburg so einflussreichen Vollblüter Modus xx und Grollus xx. Allie reitet ihr erstes Vier-Sterne-Event und sie ist natürlich so proud auf ihr Pferd from Mecklenberg. Sie hat gehört, verrät sie nach der Pressekonferenz, dass Last Call ein Fohlen gehabt haben soll, bevor sie vierjährig nach Kalifornien verkauft wurde. Kein Problem, sage ich und lade sie ein, mir bei der Recherche im FN-Jahrbuch online über die Schulter zu schauen. Tatsächlich: Der Sohnemann heißt Le petit Prince und ist S-Springen platziert. Allie strahlt und freut sich noch ein bisschen mehr auf den Kurs. Auch Platz fünf hält ein deutsches Pferd. Meine Kollegin Laura hat schon beim Vetcheck am Mittwoch gesagt, sie habe gerade das hässlichste Pferd der Welt gesehen. Einen Fuchs mit einem Schädel, groß genug um zwei daraus zu machen. Dafür hat die Natur bei der Vergabe des Halses gespart. Selbst eine Giraffe würde sich da etwas mehr Umschlag wünschen. Aber traben kann RF Demeter, wie wir schon bei der Verfassungsprüfung sehen konnten. Als Kind hatte ich ein Buch, Der Dingdongdilli, in dem ein Hund irgendwie verhext wird und daraufhin aus verschiedenen Tierteilen bestehend durch die Gegend läuft Hundeschnauze, Elefantenohren, Giraffenhals. RF Demeter sieht so ähnlich aus. Nur und das ließ mein Herz ein bisschen still stehen dass der Dingdongdilli keinen Oldenburger Brand auf dem Hintern hatte. Schluck! Der Fuchs stammt von Rubin Royal-Kanudos xx ab und zählt zu den besseren Pferden in den USA. Die Reiterin Marilyn Little ist hot, wie die Amerikaner sagen, eine der besten Nachwuchsreiterinnen der Staaten. Demeter ist in der Top 50 der weltbesten Vielseitigkeitspferde geführt.

Gut, dass man da als Zuchtfetischist schnell alles an der Abstammung festmachen kann. Rubin Royal, jeder weiß das, stammt aus der Familie der Rudilore diese Stute hieß im Sport Chica, zählte unter Wolfgang Mengers zu den besten Vielseitigkeitspferden ihrer Zeit und ist, glaube ich, auch einmal mit Volturno angepaart worden. Dessen sterbliche Überreste liegen im Kentucky Horse Park begraben. So schließt sich der Kreis. Hübscher wird RF Demeter dadurch aber auch nicht…

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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