Die Springreiter galoppieren sich warm, und Totilas hat das Schlimmste hinter sich. Er darf in Sportrente.
Während die Reiter nach spätestens eine Woche wieder ihre Koffer ins Auto und die Pferde in den LKW packen, mit oder ohne Medaillen im Gepäck, ziehen einige Unermüdliche hier die ganzen zwei Wochen durch. Etwa die FEI-Tierärzte, aber auch der deutsche Mannschaftstierarzt Manni Giensch. Er ist für alle zuständig, die sich einem Pferd nähern, nicht nur für die Reiter, Fahrer und Pfleger. Auch uns Medienleuten hat er schon gerettet, wenn wir mal ein Aspirin oder eine Schmerztablette brauchten. Und alles garantiert dopingfrei, versichert er. „Das habe ich alles im Kopf.“ Manches auch in der Tasche. Zum Beispiel den kleinen Plastikstumpen, der verhindert, dass die Krücke des deutschen Fahrers Georg von Stein im Matsch einsinkt. Der hat sich passend zur EM das Sprunggelenk am Fuß gebrochen und bewegt sich nun mit Hilfe einer Spezialkonstruktion am Fuß fort. Die muss man sich so vorstellen, dass das gebrochene Gelenk quasi freischwebend in dem festen Verband hängt. Der ist natürlich etwas klobig und es stellt sich jetzt die Frage, ob von Stein damit die Bremse seines Gefährts bedienen kann. Sonst muss er halt die Stimme nehmen: „Brrrrrrr……!“ das verstehen ja manche Pferde auch. Manni Giensch, dem übrigens das Pferd Avedon von Buschreiter Andreas Dibowski gehört, hat auch die Spezialweste konstruiert, mit der Meredith Michaels-Beerbaum die ersten Wochen nach ihrem Schlüsselbeinbruch überbrückte. „Man kann den Arm bewegen, aber nicht mehr als 50 Grad anwinkeln“, sagt sie. Jetzt in Aachen geht’s zum Glück wieder ohne Weste.
Nun also die Nachricht, dass Totilas der Ruhestand winkt, wie immer der aussehen mag. Sie wurde gerade in den FN-Rechner getippt, als die gesamte Pferdesportpresse im – offiziell anberaumten – Gespräch mit dem deutschen Springreiterteam saß. Kein Mensch kam auf die Idee, uns zu informieren von den „Breaking News“, (die die meisten ja schon als Quasi-Fakt verkauft hatten, aber trotzdem). Als die Journalisten zu ihren Laptops zurückkamen, quollen die Postfächer schon über. Grundtenor der Heimatredaktionen: „Kriegt Ihr da in Aachen eigentlich gar nichts mit?“
Überhaupt der Ruhestand für Totilas. Da scheint das letzte Wort ja auch noch nicht gesprochen. Familie Linsenhoff-Rath würde ihn am liebsten in Kronberg behalten, Paul Schockemöhle hätte ihn lieber heute als morgen zurück in Mühlen. „Zu 99,9 Prozent“, so Schockemöhle zu St.GEORG online, sei der Hengst in der nächsten Saison wieder zurück im Oldenburgischen. Allerdings muss das Knochenödem so weit abgeheilt sein, dass er aufs Phantom springen kann. Man erinnere sich: da ist er ja schon mal runtergefallen und musste/durfte ein Jahr pausieren. Als Deckgeld steht zur Zeit noch der stolze Preis von 8000 Euro auf der Website der Station, zahlbar in zwei Raten, eine sofort, eine bei Trächtigkeit am 1. Oktober. „Das wird wohl angeglichen werden“, meint Schockemöhle. Um wie viel will er nicht verraten. Zum Vergleich: Der dreifache Spring-Weltcupsieger Baloubet du Rouet kostet 4000 Euro. Dann kann Totilas doch noch seinen Kaufpreis zurück verdienen. Erste Hochrechnung: Bei 500 Stuten à 4000 Euro wären das immerhin schlappe zwei Millionen im Jahr. Als 20-jähriger schreibt er dann eine „schwarze Null“, wie unser Finanzminister sagen würde. Manche Hengste decken noch mehr: Der Holsteiner Siegerhengst Diarado im ersten Jahr als Dreijähriger 600 Stuten. Aber dann muss alles passen: Der Hengst kerngesund, der Samen in Ordnung (Paul S. über Totilas: „Viel und gut“), die Fohlen toll und teuer, und irgendwann auch mal ein Crack im Sport.
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