Gestern hatten die Springreiter ihren ersten Auftritt im Zeitspringen, derzeit läuft der Nationenpreis. Einen Superstar hat Deutschland schon. Und nicht nur im Parcours. In der Voltigierhalle gab es gestern gleich rund ein Dutzend von der Sorte, wie Gabriele Pochhammer feststellen durfte.
So das Zeitspringen ist vorbei, vor einer Stunde ist die erste Runde im Nationenpreis gestartet. Simone Blum bisher noch einziger Nuller! Die Deutschen haben sich wacker geschlagen, richtig brillieren konnten nur Alice unter Simone Blum und als Schlussreiter Marcus Ehning mit null Fehlern. Alice wurde übrigens als „Dänisches Pferd“ hier vorgestellt. Dass das Kürzel DSP Deutsches Sportpferd heißt, wusste der Sprecher offenbar nicht, das wissen ja nicht mal in Deutschland alle Leute. Es ist der Zusammenschluss der süddeutschen Zuchtverbände, wobei die Himmelsrichtungen sehr großzügig ausgelegt werden. Sachsen-Anhalt würde wohl nicht jeder im Süden der Republik verorten.
Mit Pech hat noch keiner gewonnen
Marcus Ehning war erschöpft aber glücklich, übrigens im doppelten Sinn. Er nahm schon Anlauf auf den ersten Sprung, bevor das Zeichen zum Start ertönte. Der Richter drückte blitzschnell auf den Knopf, gerade noch rechtzeitig sprang die Uhr an, bevor Pret A Tout die Nase über die Startlinie reckte. Solche Geistesgegenwart hätte man auch den Springrichtern bei den Olympischen Spielen 2004 gewünscht. Dann hätte Bettina Hoy nicht versehentlich zweimal die Startlinie überquert und zwei Goldmedaillen verloren.
Der Tag gestern war brütend heiß, die Bundestrainer Otto Becker und Heinrich Hermann Engemann haben sich schon mit Cowboyhüten bewaffnet, um keinen Hitzschlag zu kriegen. Auch Marcus sah nach dem Ritt leicht gestresst aus. „Bin um fünf Uhr aufgestanden, dann Parcours angucken und wenn man dann erst als 118. dran ist …“. Ja dann wird so ein Tag lang. Als Vierter von 124 Reitern ist für Marus Ehning natürlich alles drin. „Aber wir wollen mal den Ball flach halten, es kommen noch vier schwere Kurse.“ Heute und morgen Nationenpreis, Sonntag zwei Runden Finale. Dran wäre er jedenfalls.
Auf Wiedersehen in Tokio
Ich habe übrigens gerade mit meinem australischen Kollegen Chris Hector gesprochen. Der war im Auftrag des Internationalen Pferdejournalistenverbandes vor vier Wochen in Tokio, zum „Medienbriefing“. Da wurde den Journalisten erzählt, was auf sie zukommt bei den Olympischen Spielen 2020, und dass klang nicht so, als ob man schon am liebsten die Koffer packen würde. Erst mal die Hitze, dagegen ist die Tropenklima von Tryon die reinste Sommerfrische an der Ostsee. Die Vielseitigkeit soll in einem verlassenen Gebiet am Hafen sein, wo kein Tokiote freiwillig hingeht. Und Hotels nicht unter ein paar hundert Dollar. Meistens wird es ja am Ende ganz okay, deswegen erst mal abwarten.
Voltigieren – Athletik pur
Gestern Abend waren wir beim Voltigieren. Die Turner zum Pferde sind ja längst meilenweit entfernt von den Voltigierkindern aus den ländlichen Reitervereinen. Zwar haben viele Karrieren dort begonnen, aber heute sind die Top-Voltigierer Spitzensportler wie Turner und Eiskunstläufer. Jedes Vorführung, ob Einzel oder Gruppe, stand unter einem besonderen Motto. Bei der deutschen Gruppe aus Köln war es der US-Thriller „Die Unfassbaren“. In dem Film geht es um vier Zauberer. Und zaubern konnten an diesem Abend auch die deutschen Voltigierer: Sie wirbeln, springen, drehen sich auf dem galoppierenden Pferd, abwechselnd, zu zweit zu dritt. Und als Höhepunkt kam die „Taube“: die Kleinste der Gruppe liegt freischwebend auf dem Nacken von Teamkollege Justin van Gerven. Wohlgemerkt alles im Galopp. Das ist etwa so, als ob sich beim Turnen das Sportgerät schaukelnd fortbewegen würde. Am Ende der viereinhalb Minuten läuft nicht nur Danny Boy der Schweiß aus allen Poren, in der großen Halle steht bleierne Hitze, wir waren kurz vorm Kollaps. Aber das Make-Up der Mädels hielt eisern, auch die Frisuren, die von Gruppenmitglied Torben Jacobs gekonnt zusammengebastelt waren.
Außer den besonders begabten Voltigierkindern, aus denen dann die Spitzenvoltigierer werden, kommen übrigens auch immer wieder Leute aus dem Turnsport zum Voltigieren. „Vor allem die, die zu groß geworden sind“ sagt Dennis Peiler, der vor seiner FN-Karriere ein international erfolgreicher Voltigierer war.
Amateure
Seitdem für Voltigierer die Altersgrenze von 18 Jahren gefallen ist, bleiben viele dabei, auch wenn sie längst erwachsen sind und im Beruf stehen, wie Kristina Boe, die als Unfallchirurgin an einem Hamburger Krankenhaus ihr Geld verdient. Denn trotz der rasanten Weiterentwicklung in den letzten Jahren ist Voltigieren immer noch ein reiner Amateursport. Ihre Kür war klasse, sehr schwierig, es gab zwei kleine Wackler. Dass alles gut ging, war auch der Verdienst von Don de la Mar. Gerade in solchen Momenten bewährt sich ein gutes Pferd. Natürlich spürt es, wenn der Turner da oben aus dem Rhythmus kommt. Es muss geduldig weitergaloppieren, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Lospreschen oder Buckeln wären jetzt kontraproduktiv.
Voltigieren und Olympia
Übrigens Respekt vor den Turnern zu Pferde. Beim Abgang, manchmal mit einem Salto, sind es dann rund fünf Metern bis zum Boden. Das ist nichts für zaghafte Gemüter. Aber Unfälle mit Verletzungen seien sehr selten, sagt Peiler. „Meist streckt sich irgendwo eine helfende Hand heraus und fängt den anderen auf.“ Voltigieren war 1920 in Amsterdam sogar olympisch, jetzt wird darüber nachgedacht, die Disziplin wieder in das Programm der „Youth Olympics“ aufzunehmen. Gute Idee, finde ich.men’s jordan release dates | spider-man jordan 1 release date australia
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