Erst die Autoreifen von Theo van de Vendel, dann einen Rucksack – kein olympischer Tag ohne Schüsse und Explosionen. Ludger Beerbaum wäre gerne auf einem Wunschkonzert, Marcus Ehning und Meredith Michaels-Beerbaum machen Familienpläne sowie die unterforderte Pflegerin von Taloubet.
Die deutschen Springpferde sind alle fünf durch die Verfassungprüfung, Nino de Buissonnets von Olympiasieger Steve Guerdat musste in die Holding Box, passierte aber beim zweiten Versuch. Alle deutschen Pferde sahen superschick aus. „Da haben die Pfleger ihren Ehrgeiz“, sagt Christian Ahlmann, „meist ist auf Turnieren ja nicht soviel Zeit. Aber hier, haben sie ja nur ein Pferd …“ Damit sind sie alle ein bisschen unterfordert.
„Jetzt soll es aber auch losgehen“, sagt Marcus Ehning. Die deutschen Reiter sind guter Dinge, wohnen im Dorf. Marcus Ehning und Ludger Beerbaum teilen sich ein Zimmer, Daniel Deusser und Christian Ahlmann ein anderes. Im Einzelzimmer logiert Trainer Otto Becker. Meredith Michaels-Beerbaum gibt die gut gelaunte Reservistin, sie hat ein Appartement mit Ehemann Markus bezogen, der auch die US-Reiterin Lucy Davis betreut. Kurz vor der Abreise hatte MMB ja in Hickstead mit zwei Nullrunden im Nationenpreis triumphiert. Seht her, ihr Selektoren!! Jetzt freut sie sich auf Calgary und das Nationenpreisfinale in Barcelona. Sie wird wohl morgen nach dem Trainingsspringen, bei dem jeder Reiter 90 Sekunden Zeit hat, Hindernisse nach seiner Wahl zu springen, mit ihrer Aufgabe fertig sein. Ob sie zum Daumendrücken bleibt oder schon nach Hause fährt, weiß sie noch nicht. Töchterchen Brianne wird nächste Woche eingeschult, da möchte die Mama auf jeden Fall dabei sein. Brianne kommt in die internationale Schule in Bremen, dann kann sie in den drei Monaten, die die Eltern im Frühjahr in den USA verbringen, in Florida zur Schule gehen. Zweisprachig ist sie sowieso, sagt Meredith. „Sie spricht besser deutsch als ich und verbessert mich immer.“ Auch Marcus Ehnings Gedanken sind familiär beschäftigt: Am 6. September wird Kind Nummer vier erwartete. Er weiß, was es ist, das wird aber nicht verraten. Nach zwei Jungen und einem Mädchen ist sowieso ja alles wunderbar.
Ludger Beerbaum hat auch einen Rekord in Reichweite. Mit zwei Goldmedaillen würde er Springreiter-Legende Hans Günter Winkler entthronen, das ist jetzt mal nicht so ganz wahrscheinlich, aber natürlich nicht unmöglich. „Leider ist das hier kein Wunschkonzert“, sagt er. „Da sind bestimmt noch ein halbes Dutzend Reiter höher favorisiert als ich. Aber oft steht nachher jemand auf dem Treppchen, mit dem vorher niemand gerechnet hätte. Wenn ich einer davon wäre, wäre das auch nicht schlimm.“ Er wurde gefragt, ob es ihn stört, dass hier keine deutschen Politiker vor Ort sind. „Bis Sie mich das gefragt haben, ist mir das gar nicht aufgefallen.“
Die Leistung von Michael Jung hat den Springreitern ordentlich Respekt eingeflößt. Das müssen sie erst mal nachmachen. „Diese Klasse, diese Konstanz auf dem hohen Niveau, so was Krasses habe ich noch nicht gesehen. Der reitet in einer eigenen Dimension.“ Sagt Ludger Beerbaum. Dass Michi in beiden Disziplinen olympisch antreten kann, hält er für unwahrscheinlich. „Man muss doch sehr fokussiert sein auf eine Disziplin.“ Mutter Brigitte Jung fand ja, dass jetzt noch Zeit sei, da könnte Michi gut jetzt noch ein Springpferd trainieren. „Das hätte meine Mutter auch gesagt“, sagt Ludger.
Auch wenn die Kontrollen am Eingang nach dem Zufallsprinzip zu erfolgen scheinen, auch wenn jeder in den Medienbus steigen und damit in unsere Wohnanlage eindringen kann, auch wenn sich Fotografen in einigen Stadien ihre Computer am Körper festketten, weil sie sonst gestohlen werden, so machen die Sicherheitskräfte manchmal Ernst. Dem Vater des niederländischen Vielseitigkeitsreiters Theo van de Vendel wurde ein Autoreifen zerschossen, als er etwas forsch an einem Kontrollpunkt vorbeipreschte. War nicht schlau. Das mögen sie nicht, wenn man sie ignoriert. Gestern wurde im Basketballstadion von der Polizei kontrolliert ein Rucksack gesprengt, der herrenlos auf der Toilette lag. Dass sich noch rund 80 Journalisten und Helfer im Stadion befanden, war egal. Wäre höchstens ein bedauernswerter Kollateralschaden gewesen. Vielleicht müssen auch zu Übungszwecken ab und an mal Rucksäcke in die Luft gesprengt werden.
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