Der GAU machte noch abends die Runde: Bella Rose lahm. Isabell nahm’s mit professioneller Fassung- äußerlich. Gefasst reagiert auch Helen auf Verkaufsgerüchte ihres „Dami“. Und wir kämpfen jeden neuen Tag mit den Ordnern, deren Vorschriften offenbar alle zwei Stunden geändert werden.
Wieder so ein Tag, wo einem abwechselnd zum Heulen und zum Jubeln zumute war. Jubeln wegen der beiden Medaillen für Helen Langehanenberg (Silber) und Kristina Sprehe (Bronze) im Grand Prix Special. In den Pressekonferenzen nach den Prüfungen machte Kristina dem britischen Schweiger John Whitaker Konkurrenz. Lässt Desperados mal die Sau raus auch das kommt vor, aber zum Glück nicht in der Normandie ist sie nicht so zufrieden, holt er die Sterne vom Himmel wie gestern in Caen, ist sie gut zufrieden. Reicht ja auch, schließlich ist sie nicht zum Reden hier, sondern zum Reiten.
Apropos Mannschaftsgold: Hier muss nochmal ganz offiziell Herrn Roeser Abbitte geleistet werden. Der Chef der DOKR-Dressurkommission ist ein fantastischer Ausloser, der Startplatz Nummer eins hat den deutschen Reiterinnen nur Glück gebracht, auch wenn zwei von ihnen gruselig (Fabienne) früh aufstehen mussten. Drei Medaillen an zwei Tagen ist ja wirklich nicht so schlecht.
Weltmeisterin Charlotte Dujardin legte selbst auf dem Siegespodest ein hässliches kleines Plüschpferd nicht aus der Hand, das Maskottchen der britischen Mannschaft namens Freddie. Der kleine Glücksbringer hat aber offensichtlich seine Aufgabe erfüllt.
Vielleicht hätte Isabell Werth sowas gebrauchen können. Sie wusste schon bei der Pressekonferenz nach dem Mannschaftssieg, dass die WM für sie gelaufen ist. Zu der Zeit wurde Bella Rose gerade in der provisorischen Klinik im Stallbereich untersucht, die Diagnose der Team-Ärztin Cordula Garther wurde bestätigt: Hufprellung, womöglich verursacht durch ein drückendes Hufpolster. Ein solches Polster wird bei Pferden mit empfindlicher Hufsohle gerne vorsorglich unter das Hufeisen gelegt. Bella Rose wurde mit Schmerzmitteln behandelt und war schon von daher nicht mehr startfähig.
Isabell hatte es selbst als erste gemerkt, dass mit ihrem Pferd etwas nicht stimmte. Nachmittags nahm sie die Stute noch einmal heraus, um sie im Schritt zu führen. Mit einem Blick erkannte sie, dass Rosa Bella unnormal vorsichtig auftrat. Für die Siegerehrung lieh sich Isabell Werth das Pferd einer dänischen Reiterin, bei der Pressekonferenz war sie aufgeräumt und fröhlich, wie man es von einer frisch gebackenen Mannschaftsweltmeisterin erwartet. Niemand, der sie lachen und scherzen hörte, hätte vermutet, dass sie in Wahrheit bereits wusste, dass sie in den Kampf um die Einzeltitel schon verloren hatte. Sie habe den anderen nicht die Stimmung verderben wollen, erklärte sie ihre fast übermenschliche Selbstbeherrschung. Eben ein Profi, der weiß, das Pferde gern mal im ganz falschen Moment was haben. Als Damon Hill gestern nachmittag um 16.05 das Viereck betrat, rollte Bella Rose schon im LKW Richtung Rheinberg, Eisen runter, den schmerzenden Vorderfuß dick eingepackt.
Helen wird immer wieder auf Gerüchte angesprochen, Damon Hill werde verkauft oder habe sogar schon den Besitzer gewechselt. Das nervt sie, verständlicherweise. Sie blockt kühl ab: Die habe ich auch gehört, dazu sage ich nichts, ich bin hier, um zu reiten. Dreht sich um und geht davon. Die Worte und das plötzlich abweisende Gesicht erinnern fatal an Edward Gal, den Dreifach-Weltmeister von Kentucky 2010. Auch er tat Behauptungen vom Verkauf seines Wunderhengstes Totilas als haltlose Gerüchte ab. Drei Wochen später stand der Rappe bekanntlich bei Paul Schockemöhle in Mühlen. Wenig zur Aufklärung trägt auch Damon Hills Mitbesitzerin Melanie Becks bei: Dazu sage ich gar nichts, ich bin hier in der Normandie auf Urlaub und um Spaß zu haben. Ein Dementi klingt irgendwie anders.
Tränen gab es bei Nathalie zu Sayn-Wittgenstein. Dänemark hat im ersten Anlauf die Olympiaqualifikation verpasst, das Team wurde nur Siebter. Und dann lief der von ihrer Mutter, Prinzessin Benedikte von Dänemark, selbst gezogene Digby zu Riesenform auf, wurde mit 74,314 Prozent 14. im Grand Prix Special und strafte seine 17 Jahre Lügen. Nach der Kür am Sonntag soll dann endgültig Schluss sein für den rüstigen Rentner, der im vergangenen Jahr schon einmal in den Ruhestand geschickt wurde.
Noch ein paar Neuigkeiten von den französischen Organisationsgenies: Nicht nur, dass mal wieder Wege, die morgens noch offen für uns waren, jetzt von Zerberussen gesperrt sind. Den Fotografen ist verboten, die Reiter beim Auf- und Absteigen von ihren Pferden zu fotografieren. Möchte wissen, wer da aus welchem Grund Protest eingelegt hat.
Von den Außenstationen Haras du Pin (Vielseitigkeit) und Sartilly (Distanz) hört man wenig Gutes. Der Boden auf den Parkplätzen ist knietief und gesperrt. Man soll woanders parken, auf der Basis, wer zuerst kommt, flucht zuletzt. Das heißt wohl, eine Stunde vor Sonnenaufgang da sein. Gruselig, um mit Fabienne Lütkemeier zu sprechen.
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