Die Pferde haben den härtesten Tag hinter sich, wir aber auch. Cross Country in the middle of nowhere, mit kollabierender Organisation, Matsch wohin man guckt und einem Shuttle mit leerer Batterie.
Die Pferde haben sich in der Mehrzahl von der Schlammschlacht in Haras de Pin erholt, wir auch. Zum Glück gehörten wir weder zu den Armen, die nachmittags zwei Stunden im Stau standen und nicht wegkamen wie Celles Landstallmeister Axel Brockmann, noch zu denen, die, einem 20 Kilometer langen Stau entronnen, erst um drei Uhr nachmittags am Geländeplatz ankamen, und gerade nur noch die letzten Reiter sahen. Wir hatten morgens auf dem Hinweg mehrere Ordner, die uns stoppen wollten, ignoriert, beziehungsweise überzeugt, bis wir auf Schleichwegen direkt zu unserem Parkplatz gelangten. Nur einmal überholte uns ein frecher Franzose und wollte sich vor uns setzen. Ich denke, dieser Idiot, das wollen wir doch mal sehen, hupe anhaltend und gebe Gas, da geht plötzlich neben mir das Blaulicht an. Polizei!!! Sind aber weitergefahren, sie hätten das Blaulicht ja auch gleich anmachen können.
Als ich mich vor Beginn der Prüfung auf den Abreiteplatz geschlichen habe, traf ich den deutschen Obersteward, Herrn Petershagen. Die Unterkunft auch für die Offiziellen ist spartanisch, in seinem Fall in einer Schule. „Irgendwie die Vorstufe zu Kloster“, sagte er.
Abends auf dem Rückweg war beim einzigen Journalistenshuttle leider die Batterie leer, wir machten uns also schwer bepackt und stöhnend auf den Rückweg und erkannten schnell, dass der kürzeste Weg zum Auto mitten durch das Schloss Haras de Pin führt. Donata und ich warteten am Fuße der Gartentreppen, um unnötige Anstrengungen zu vermeiden, Evi und Pauline sondierten die Lage. Während Evi im besten Französisch einem in der Halle vor den Resten einer offenbar netten Party sitzenden Herrn in maisgelben Cordhosen erklärte, warum wir sein Schloss dringend durchqueren müssten, und er noch zweifelnd guckte, tauchte Pauline in der Tür auf. Sofort war alles klar. Was lehrt uns das? Man muss eben immer eine junge Blondine dabei haben, sagt Evi. Wir wurden heran gewunken und unter den erstaunten Blicken des Schlossherrn marschierten wir mit unseren schlammbedeckten Stiefeln durch seine Halle. Falls er dies liest, was ja ein bisschen unwahrschienlich ist, vielen Dank nochmal!
Weniger entgegenkommend war der baumlange Ordner, der Pauline mit ihrer kiloschweren Fotoausrüstung aus Fahrstuhl in den zweiten Stocke zum Pressezentrum zerrte. For VIPs only sagte er, und schickte sie vier Treppen hoch. Ich habe mich dann im Namen aller beschwert. Es stört uns nämlich gar nicht, wenn die VIPs denselben Fahrstuhl benutzen wie wir.
Auf dem Weg zum Pressezentrum traf ich Pedro Cebulka, das ist der bunt gekleidete Herr, der, bewaffnet mit einem riesigen Zylinder, am Einritt steht und den Start der Reiter regelt. Er soll ja Schuld sein, dass Adelinde Cornelissen zu spät ins Viereck ritt im Grand Prix Special und Punktabzüge bekam. Die Holländer hatten sofort protestiert, aber auch ohne den Abzug für Cornelissen wäre die Bronzemedaille von Kristina Sprehe nicht gefährdet gewesen. Pedro wies alle Schuld von sich, schließlich hätte Adelinde vor dem Einritt noch ausführlich und zeitraubend piaffiert, als der Countdown schon lief. Und dabei reckte er empört seinen Finger mit dem laubfroschgrün lackierten Nagel in die Höhe.
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