Wenn man etwas liebt, dann ist es egal wie das Wetter ist. Impressionen über Schlange stehen, einfache Lösung für allzu menschliche Bedürfnisse und ein bisschen Nachhilfe in französischer Zucht.
Das fette Gras auf den hügeligen Weiden rund um das Nationalgestüt Hars du Pin ist platt. Flachgetreten von zigtausend Besuchern. Vermutlich wird die Gewerkschaft normannischer Regenwürmer umgehend in den Streik treten, also nicht morgen am Sonntag, aber bestimmt am Montag. Die nützlichen Kriecher haben massive Verluste zu beklagen. Überall liegen Teile von ihnen herum. Es kann gut sein, dass auch die Interessengemeinschaft Jungpferde in der Region Basse Normandie sich mit den Protestierenden solidarisiert ihre Weidegründe gleichen einem Schlachtfeld. Die Bachläufe mit den hohen Eichen und Pappeln sind weiter grün, die Weiden grau. Fotografen, die die Schönheit der Landschaft rund um das malerisch gelegene Nationalgestüt mit seinem altehrwürdigen Mauern einfangen wollen, müssen bis auf weiteres schwarz-weiß fotografieren. Kein Reiter hat es offiziell durchblicken lassen, aber alle haben viel von Mannschaftsergebnis geredet und wie wichtig es fürs Team sei durch diesen Boden ins Ziel zu kommen. Das soll wohl im Umkehrschluss heißen, ohne Weltmeisterschaft hätte niemand seinem Pferd das zugemutet.
Es hat ein bisschen gedauert, bis sich die Besuchermassen, offiziell sind es mittags schon 35.000 gewesen, den Weg durch die schmalen Landstraßen und kleinen Dörfchen mit ihren Sandsteinkirchen und präzise geschnittenen Eibenhecken gebahnt haben. Um zehn Uhr war der erste Reiter auf den anspruchsvollen Geländekurs gegangen. Zwei Stunden später betrug die Wartezeit der Anreisenden auf den letzten zehn Kilometern vorm Haras du Pin noch eine Stunde und 15 Minuten.
Die Franzosen lieben den Concours Complet, die Vielseitigkeit, und sie lieben ihre Reiter und Pferde. In Französisch und Englisch wurde jeder Ritt kommentiert. Auch die Pferde wurden ausführlich vorgestellt. Der französische Sprecher wusste dabei jedes Pferd aus Frankreich stammende besonders zu feiern. Besonders die aus der Region: Un selle français, un cheval de Normandie. Da hatte Sandra Auffarth besonders Glück, denn Wolle, Opgun Louvo, ist genau das, ein Kinder des Landes, par Shogoun, von Shogoun. Und dann gab es noch mehr Infos, etwas dass sein Vater in den Staatsgestüten St. Malo und Bayeux (berühmt für seinen mittelalterlichen Teppich) gewirkt hat, und dass sein Sohn nun unter Sandra Oooofahhr hier unterwegs ist.
Ganz so viel Pedigreewissen wurde über den nach dem Gelände führenden Chilli Morning nicht verbreitet. Aber wer es wissen möchte: Der Fuchs des Briten Willam Fox-Pitt ist ein deutsches Pferd (chevau allemand!), ein Brandenburger vom Phantomic xx aus einer Kolibri-Mutter, der auch schon Staatsgestüts-Luft geshcnuppert hat. Bei der Körung im Haupt- und Landgestüt Neustadt an der Dosse, dem Sanssouci der Pferde – sehr französisch also, dieser Fuchshengst.
Man muss sagen, es war beeindruckend, was trotz des Katastrophenregens der letzten Tage noch los war im Gelände. Und wie einfach die Lösungen sind, wenn man die Bedürfnisse vieler Menschen befriedigen muss. Frage: Eine große Kunststoffröhre, Durchmesser gut und gerne eine halber Meter, mit großen Löchern in regelmäßigen Abständen an der Seite was könnte das sein? a) eine Querflöte für Riesen, b) ein Feldtest der Materialprüfungsanstalt für Abwasserröhren oder c) die einfachste Möglichkeit, vielen Männern schnell und einfach das Urinieren in der Öffentlichkeit zu ermöglichen? Bingo, sie werden es geahnt haben, c). Es hat wohl bisher kaum eine andere Großveranstaltung gegeben, in der das journalistische Interesse derart auf Bedürfnisanstalten liegt, wie die WEG 2014. Das anrüchige Thema beschäftigt alle auch im Pressezentrum an dOrnano-Stadium. Aber da haben die Veranstalter jetzt für Abhilfe gesorgt. Sie haben den Container einfach weggenommen. Jetzt hoffen alle, dass auch irgendwann Ersatz kommt.
Zurück zum Haras du Pin, dort ist vor den Holzkabinen, die schon gewürdigt wurden, Schlange stehen angesagt. Auch vor den Imbissständen. Die funktionieren interessant. Vorne stehen zwei Menschen und nehmen Bestellungen entgegen, hinten rennt einer hin und her und schmeißt fritten ins Fett, balanciert Hamburger, oder greift mit bloßer Hand nach einer der gegrillten Würste, die er auf einem Haufen neben den Fritten gestapelt hat. Das Bloße-Hand-Prinzip geht dann weiter mit einem der beiden, die am Tresen stehen und der beherzt zupackt, damit die Wurst nicht ins rutschen kommt. Und schließlich hat auch der Konsument die Hände zu Rate zu ziehen. Gäbelchen gibt es nicht, auch keine Pappschnipsel (die ich das erste Mal wirklich vermisse). Achja, und auch keine Servietten. Die werden ja hygienetechnisch auch überbewertet.
Zahlreiche deutsche Vielseitigkeitsfans stehen auf den schlammigen Weiden. Gesichter, die man aus Luhmühlen kennt oder aus Marbach. Ein Bus von Enthusiasten ist gestern Abend um 18 Uhr in Bremen losgefahren. Er ist pünktlich angekommen und rollt jetzt, nachdem Sandra Auffarth als Letzte den Kurs beendet hat, wieder zurück gen Deutschland. Für Rio soll die Tradition des Fanbombers (wie schon zu den Spielen in Athen 2006) wieder aufleben. Die Idee ist, einen Jumbo zu chartern, man spricht wohl schon mit Lufthansa.
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