Erst Kutschefahren, dann ein Küsschen von Katarina Witt und anschließend noch Impressionen von den Wichtigen und Schönen – Jan Tönjes bei der Media Night anlässlich des CHIO Aachen.
Wenn man sich aufs gesellschaftliche Parkett begibt, dann sollte man das mit geputzten Schuhen tun. Das wäre so mein Tipp an Wolfgang Bosbach, den Vorsitzenden des Innenausschusses des Deutschen Bundestages. Der CDU-Grande, bekannt aus hart-aber-herzlichen-Anne-Will-Günther-Jauch-Sandra-Maischberger Runden zählte zu den Promis bei der Media Night, der Nacht der, nun ja, Stars und Sternchen (ja!), die nach der Eröffnungsfeier des CHIO Aachen zu schmissiger Musik bei selbstgemachten Ravioli an Rucola, Lammcurry und vor allem mit Marillen gefüllten Pfannkuchen an Vanillesahne, es sich gut gehen lassen.
Für mich war das diesmal eine besondere Nacht, denn ich hatte die hübscheste Tischdeko dabei, wie mir beim Essen attestiert wurde: Das Silberne Pferd, die Trophäe des Deutschen Reiter- und Fahrer Verbandes für den besten Artikel rund um den Pferdesport des vergangenen Jahres. Die Verleihung ist jedes Mal großes Kino, ich kann das, in aller Bescheidenheit sagen, denn ich war zum dritten Mal in Folge nominiert und hatte mich schon darauf vorbereitet, zum dritten Mal in Folge souverän lächelnd zu winken und es den Gewinnern von Herzen zu gönnen, dass sie und nicht ich die Statue auf ihrem Schreibtisch platzieren können. Lächeln und Größe zeigen mitten in der Aachener Soers, in die man stilecht in der offenen Kutsche hineingefahren wird. Nun durften die anderen grinsen. Und ich strahlen. Jo! Treffer! Versenkt!!
Eislauflegende Kati Witt, einst das schönste Gesicht des Sozialismus, war diesmal die Laudatorin, stand auf dem Podest inmitten des Aachener Springstadions. So richtig mit Briefumschlag, Zettel rauskramen, aufklappen und dann sagt sie ja … Das war der Moment, in dem ich zusammengezuckt bin. Das hat mich an die Schulzeit erinnert kleiner Tipp nennen Sie Ihr Kind nie Jan, denn wenn ein Lehrer ja sagt, zuckt man immer zusammen. Selbst wenn man selbstredend ein so ordentlicher, folgsamer Schüler ist wie ich einer war, fühlt man sich doch immer irgendwie ertappt. Aber das nur am Rande. Glücklicherweise sagte die Eislaufprinzessin des 20. Jahrhunderts, die auf schwindelerregend hohen Schuhen in die Soers kam, dann doch Jan Tönjes. Also rauf aufs Podium, Küsschen links, Küsschen rechts, und dann hatte ich es endlich in der Hand. Das Pferdchen, das jetzt gleich neben unserer Donnerhall-Statue auf unserem Klavier seine neue Box beziehen wird.
Es waren dann auch gleich mehrere, die im Champions Circle, dem zweistöckigen VIP-Zelt am Aachener Springabreiteplatz, mich fragten, ob das denn nun der sagenumwobene Don Hitmeyer sei. Was dem Ego ja besonders gut tut: Das war ja auch überfällig, war der Satz, der nach der Gratulation ganz häufig kam. Einer fragte, ob ich für mein Lebenswerk ausgezeichnet worden sei! Das war das erste Mal, dass ich mich ernsthaft gefragt habe, ob mein Eindruck beim Friseur neulich als die Friseurin sich an die Seiten machte, sah das, was da runter geweht kam so aus, als ob ein Schimmel geschoren würde vielleicht doch nicht getäuscht hat. Diese Haare sagen alter Mann. Egal.
Drinnen waren die Schönen unterwegs, die drei Topmodel-Gewinnerinnen zeigten ihre schlanken Beine. Viele andere Damen zeigten auch recht viel Bein. Lerne: Nicht alles, was man rasieren kann, sollte man auch zu 95 Prozent zeigen. Aber wahrscheinlich war die öffentlich zur Schau getragene – ähm … Tapferkeit den Wuchtbrummen aus Rio gedankt. Das Partnerland Brasilien sorgte gleich für mehrere Hingucker bei der großen Eröffnungsfeier: Rodrigo Pessoa und Alvaro de Miranda auf schnittigen Fünfgängern, Mangalarga Marchadores, und kaum bekleidete Sambatänzerinnen, die mit dem Vorurteil aufräumten, alle Brasilianerinnen seien an den Grenze zur Magersucht. Das ist ja so etwas von überhaupt nicht wahr!!!!!
Kati Witt ging auf ihren Mörder-Highheels souverän durch die Massen. Im Stadion hatte das noch mehr ausgesehen, wie der Moment, in dem die Eisläuferinnen mit ihren Kufen vom Eis in Richtung der Bank wackeln, auf der sie die Wertungen entgegennehmen. Ich kann ja nicht zwei Paar Schuhe mitnehmen, oder?, sagt sie. Sie fragt sich übrigens auch, warum wie lediglich Silberne Pferde bekämen, sie habe schließlich immer Goldmedaillen bekommen. Gute Frage, aber die kann hier nicht geklärt werden. Die Sache mit den Schuhe schon. Eine blonde Dame, die ich aus der Gala-Bunte-Lektüre beim Zahnarzt kenne, stöckelte nämlich zu fortgeschrittener Stunde gen Ausgang und griff dann am Fuße des roten Teppichs (der hier grün ist ist das eine politische Botschaft??) in die rote Tasche mit Buckingham Palace Logo, die der Herr zu ihrer Rechten brav trug: Hervor kam ein paar Ballerinas, der Trend geht zum Zweitschuh!
Die deutschen Dressurdamen saßen an einem Tisch. Der Rest möge es mir verzeihen, aber wenn es ein Gesicht gibt, das den Deutschen Dressursport in der Gala-Bunte repräsentieren kann, dann Kristina Sprehe: Ein Traum von einem weitschwingenden Kleid in rosé, dazu Top-Model-taugliche Skyheels ein schlichter Mittelscheitel Hamma! Gleich dahinter im Style-Check auf jeden Fall Dorothee Schneider, die das erste Mal beim Nationenpreis reiten darf und die ein extrem raffiniertes braunes Kleid mit goldenen Fransen und Applikationen trug, auch Hamma! Und Janne Friederike Meyer bestach auch mit schlichter Eleganz. Eher schlicht war das Outfit von Nicole Uphoff-Selke. Etwas Farbiges oben herum, dazu eine weiße Hose fehlen nur noch die Flip Flops, zischte ein deutlich mehr dem Styling zugetane Dame im Hintergrund.
Champagner floss in Strömen, unter anderem auch über das Seidenkleid einer ebenfalls nominierten Kollegin in der Silbernes-Pferd-Show, und auch Caipirinha. Ein Getränk, das in Reitmeister Klaus Balkenhol durchaus Ansätze von brasilianischen Hüftschwüngen hervorzaubern kann, in der Westfalen-Version versteht sich.
Auf dem Weg zu Toilette konnten sich die Damen übrigens Schminken lassen. Face Design stand darunter ein Begriff, der in vielerlei Hinsicht für mehrere der Anwesenden doch recht passend schien.
Natürlich sorgte auch ein Abwesender für Gesprächsstoff: Matthias Rath. Ihn traf ich auf dem Herrenklo. Dort sind nämlich Bildschirme in die Wände eingelassen, so dass die Verrichtung diverser körperlicher Notwendigkeiten noch mit Interviews und Impressionen vom letztjährigen CHIO verschönt werden. Dazu zählt eben auch der junge Herr Rath und das schwarze Pferd. Stiefmutter Ann-Kathrin Linsenhoff war auch da. Sie begrüßte Sir Christopher Lee als Ehrengast. Der ist 90 und manch einer fürchtete, dass er vielleicht gegen Mitternacht besonders aktiv werden könnte, immerhin hat er 1958 Graf Dracula gemimt. Der Mann bewies Haltung: In flüssigem Deutsch dankte er für die Einladung. Und noch andere hofften, er könne doch DSDS-Moderator Marco Schreyl, der im Schlabberlook erschienen war, beißen. Aber dann wäre der ja als Untoter zum permanenten Senden verdonnert. Ab heute steht dann der Sport im Zentrum der Aachener Soers.
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