Gabriele Pochhammer über das, was sich so am Rande des Springparcours der Europameisterschaften von Rotterdam erzählt.
Es ist immer eine besondere Atmosphäre, in der Stunde vor einem wichtigen Springen, in diesem Fall dem ersten Umlauf des Nationenpreises. Der Parcours ist freigegeben, natürlich in erster Linie für die Reiter, aber es tummelt sich quasi die ganze Szene in der Arena, um mal direkt neben einem der Hindernisse zu stehen. Die sind, das sieht auch der Laie, eine ganze Nummer höher als gestern. Gut für Superspringer wie Alice, nicht so gut für Pferde, die sich gestern schon mächtig anstrengen mussten.
Die Reiter schreiten die Distanzen ab, die Equipechefs sammeln ihre Schäfchen noch mal für eine letzte Strategiebesprechung um sich, etwa Peter Weinberg und seine Belgier, die hier noch um die Olympiaqualifikation kämpfen. Auch die Italiener haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Zwar nach dem Zeitspringen nur auf Platz elf, steht mitten im Parcours ein größerer Haufen eifrig diskutierender Italiener, wie man es heute besser macht.
Die Parcours-Deko ist trübsinnig wie schon gestern, welkende Pflanzen, Birnen, die ihre beste Stunde anders als ihre Beton-Kollegen aus der Presseverpflegung um Monate hinter sich gelassen haben. Die müssen weg und deswegen verbringen sie ihre letzten Stunden als Hindernisschmuck. Na ja.
Mrs. Federmähne
Ein Farbtupfer im Parcours ist die israelische, im niederländischen Amersfoort beheimatete Springreiterin Dani Waldmann (geb. Goldstein) mit ihrer unverkennbaren Mähne. In die schwarzen Locken sind lange bunte Federn geflochten. Ich fragte sie, wie lange sie jeden Morgen braucht, um das wehende Gebilde so hinzukriegen. „Gar keine“ , sagte sie. Die Federn sind fest mit dem Haar verbunden. Alle paar Wochen kommen sie raus, dann werden sie neu gemacht, dabei wird auch gleich die Farbe gewechselt. In Tryon waren es ja rot-lila-Töne. Demnächst wäre dann grün dran. Witzig, aber sehr schlecht, falls mal beim Autofahren das Tacho hochschnellt. Die Kamerabilder sind dann absolut einmalig.
Simone Blum ist mit Eltern und Ehemann hier. Hansi Blum geb. Goskowitz sah man gestern auf dem Abreiteplatz ein paar Runden mit Alice drehen. „Das macht er immer“, verriet Vater Jürgen Blum. Das tue Alice gut, sie konzentriert sich dann besser im Parcours. „Sonst entwickelt sie schon mal Eigeninitiative.“ Hinter jeder Frau steht halt ein Mann, der auch was kann, könnte man behaupten, wenn man die Feministengarde auf sich hetzen will.
Nationenpreise, Championate & Global Tour
Alice wird auch in diesem Winter wieder einen ausgedehnten Urlaub genießen, die Olympischen Spiele in Tokio bleiben das große Ziel, dem sich alles unterordnet. Vor allen bleibt sie der Champions Tour, bis auf einen Start in St. Tropez fern, wo Reiter durch die ganze Welt jetten, um zusammen mit reichen Töchtern von Internet-und anderen Milliardären um viel Kohle zu springen. Und um Weltranglisten-Punkte. Die werden nämlich nach Geldpreisen vergeben. Je mehr Geld, desto mehr Weltranglistenpunkte, die wieder die Tore zu anderen, wertvollen Turnieren öffnen und für Championate und Olympische Spiele zählen. Der Internationale Springreiterclub wehrt sich gegen die schleichende Entwertung der Nationenpreise, die die Reiter vor die Wahl stellt, entweder für die Ehre oder fürs Geld zu starten. In Rotterdam gibt es für beide Nationenpreisrunden zusammen 200.000 Euro, davon für die siegende Mannschaft 65.000 Euro, der Einzelbeste bekoimmt 15.000 Euro. Der Europameister am Sonntag geht mit 75.000 Euro nach Hause, nach fünf schweren Runden. Bei der Global Champions Tour sind es 100.000 nach einer Runde plus Stechen. Kein Wunder, dass da der eine oder andere Reiter ins Grübeln kommt.
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