Der Zauber des Vollbluts und warum unsere Pferde immer weniger davon haben

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Moment mal! Die Kolumne von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer (© Foto Bugtrup/Montage: www.st-georg.de)

Das Vollblut hat die Sportpferdezucht maßgeblich beeinflusst. Dennoch scheinen Vollbluthengste in der deutschen Zucht mehr und mehr in den Hintergrund zu rücken. Gedanken von St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer.

Wer Pferde liebt, liebt Vollblüter. Es geht gar nicht anders. Das dachte ich wieder, als ich am vergangenen Wochenende auf der Horner Rennbahn zu Gast war und diese herrlichen Pferde sah, edel, bemuskelt, von straffer Textur, mit klugen, wachen Gesichtern. Wer einmal Vollblüter geritten hat, will eigentlich kein anderes Pferd mehr haben. So feinfühlig, aufmerksam und, wenn sie nicht nach einer langen, frustrierenden Rennlaufbahn nervlich am Ende sind, auch vernünftig und klar im Kopf. Menschenfreundlich sowieso. Das sage ich als Freizeitreiterin, für den gehobenen Sport gelten andere Kriterien.

Springen, Dressur, Vielseitigkeit …

Und damit auch für die dazu gehörende Sportpferdezucht. Seit in den 60er- und 70er-Jahren in allen deutschen Zuchten Vollbluthengste das Bild des Reitpferdes vom kräftigen Allrounder mit Eignung für Pflug und Wagen hin zum eleganten Sportpferd veränderten, nimmt der Einfluss des Vollblüters in der deutschen Reitpferdezucht wieder ständig ab. Es ist lange her, dass reine Vollblüter in den großen Sportarenen brillierten. Der einzige Vollblüter, der je das deutsche Springderby gewann, war Kreon xx unter Hans Christian v. Wietersheim, immerhin 95 Jahre her.

Die US-Springreiter saßen lange auf herrlichen Blütern aus landeseigener Zucht, wie der Olympiazweite von Seoul 1988, Gem Twist unter Greg Best. Aber auch die Amerikaner kaufen heute in Europa ein und der Vollblutanteil der deutschen Springpferde wird von Jahr zu Jahr weiter nach hinten gedrängt. In der Dressurspitze hat sich schon lange kein reiner Blüter mehr durchsetzen können. Der letzte, an den ich mich erinnere, war Arak xx unter der heutigen Bundestrainerin Monica Theodorescu.

Selbst in der Vielseitigkeit, in der lange Zeit Pferde bevorzugt wurden, die mindestens zu 75 Prozent Vollblut führen, geht der Blutanteil zurück. Die Fünfsterne-Siegerin von Luhmühlen, die Holsteiner Schimmelstute Ascona v. Cassaro führt den ersten Blüter, Grundyman xx, erst in dritter Generation. Wie ein Leuchtturm dagegen steht die ganz auf Vollblut aufgebaute hannoversche hocherfolgreiche Zucht von Friedrich Butt, die nach dessen Tod von Volker Steinkraus weitergeführt wird. Hier wurde auch Butts Aiden v. Graf Top-Heraldik xx-Kronenkranich xx-Wiesenbaum xx geboren, der unter dem Namen Little Fire mit William Fox-Pitt beim CCI5* Badminton 2019 platziert war und nun für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 gehandelt wird.

Der Sport hat sich verändert

Der Grund, warum der Vollblüter für unsere Reitpferdezuchten an Bedeutung verloren hat, liegt auch am veränderten Gesicht unseres Sports. In heutigen Parcours mit trickigen Distanzen werden übervorsichtige Pferde gebraucht, die sich auf dem Teller drehen und punktgenau zum Sprung reiten. Nicht unbedingt die Stärke des ganz aufs Vorwärtsgehen gezüchteten Blüters. Ohne den ganz großen Trab braucht man in kein Grand Prix-Viereck einzureiten, auch der meist nicht die Stärke des Blüters. In der Vielseitigkeit hat der veränderte Modus – kürzere Strecken, keine Rennbahn, komplizierte Kombinationen – dafür gesorgt, dass auch Pferde mit weniger Blut bestehen können.

Und dennoch, so sagen Zuchtexperten, wie zum Beispiel der Holsteiner Zuchtleiter Thomas Nissen, braucht eine Warmblutzucht immer wieder die Zufuhr von Vollblut, damit sie nicht wieder vergröbert. Und da fangen die Probleme an. Wer als Züchter zum Vollblüter geht, nimmt zunächst Nachteile in Kauf: weniger Trab, weniger spektakuläres Springen und vor allem weniger Geld für Hengstfohlen, ja selbst für einen gekörten Halbbluthengst. Die Stutfohlen behält man gerne, mit einer Klasse-Halbblutstute ist der Züchter König, da passt dann fast jeder Hengst.

Annäherung ist gefragt

Das Angebot an Vollbluthengsten für die Reitpferdezucht geht von Jahr zu Jahr zurück. Sie bekommen zu wenige Stuten, ihre Haltung lohnt sich nicht für den Hengsthalter. Das ist ein Rechenexempel. Wie kann man das ändern? Vielleicht, indem man die beiden „Szenen“, die Vollblutleute und die Warmblutleute, wieder näher zueinander bringt. Anders als in England, wo ein Horseman sich sehr oft für Rennsport, Polo, Hunting, und Eventing gleichermaßen interessiert, sind die Sparten hier streng getrennt. Man versteht sich häufig nicht mal mehr, spricht verschiedene Sprachen.

Deshalb ist es einem Vollblut-Menschen auch so schwer zu erklären, welche Sorte Vollbluthengst gebraucht wird. Dass sein Trab besser als 6,0 sein muss und er über eine Stange von 1,30 nicht die Beine hängen lassen oder sich das Genick brechen sollte. Heraldik xx ist dafür ein glänzendes Beispiel. Kein erfolgreiches Rennpferd, aber unterm Sattel im Dressurviereck wie auch im Parcours höchst präsentabel. Der Züchter konnte sich ein Bild machen, anders als bei den meisten Vollbluthengsten, die als unbeschriebene Blätter eingestellt werden. Das ist dann ein bisschen wie Lottospielen. Heraldik xx bekam viele Stuten, machte Weltklassepferde und war unterm Strich der bedeutendste Vollblüter, der in den letzten 20 Jahren in der deutschen Reitpferdezucht eingesetzt war. Wo sind seine Nachfolger? Wie man sie findet und wie man sie präsentiert, darüber sollte man mal reden.Sneakers Draked Viola | Atelier-lumieresShops | Sneakers search engine | air jordan 1 high university blue release date

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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  1. Müller

    Nicht zu vergessen der Sieg des Vollblüters It`s Me xx im CCI****, heute CCI5*-L, in Luhmühlen im Jahre 2016.
    Bei weiterem technischen Aufbau im Gelände darf man schon gespannt sein, wann die Pferde ihre Aufgaben gar nicht mehr verstehen.

  2. Kathrin

    Das Problem ist auch, das sich etliche Züchter nicht ranwagen, denn wenndas Pferd nicht für ganz oben taugt sondern den normalen Markt, dann wird es schwierig Käufer zu finden. Vollblut gilt dann gerne mal als nervös und durchgeknallt. Was es nicht ist. Aber es ist oft feinfühliger, schneller in der Reaktion und man muss es reiten. Dazu sind Blüter der Sprintdistanz meist nicht so die Topwahl für Reitpferde, da wären steher oder Meiler eher auch von Gebäude oder Hürdenpferde, aber die gibt es hier kaum. Aber vor allem müssen die Durchschnittsreiter wieder lernen in ihr Pferd zu hören und mit ihrem Pferd zu lernen. Dann sind Halbblüter oder auch gleich Vollblüter, die allerbesten Allrounder für Freizeit und den Hobbysport.

    Nur woher bekomme ich z.B. meinen nächsten Halb- oder Dreiviertelblutwallach? Davor habe ich heute schon Angst. Aber es sind die besten Allroundfeierabendfamiliensportmobile die es gibt, wenn man nur fair zu Ihnen ist und sie mit Gefühl reitet, tun sie alles für einen. Bitte Gas, kommt direkt gas, bitte entspannen kommt sofort, Kämpfgeist und Härte, nur nicht grobmotorisch zu bedienen, ein Traum.

  3. Monika Gollor

    Hallo Fr. Pochhammer, warum suchen Sie immer nach neuen Hengsten? Es gibt doch einige. Die meisten setzen sich einfach nicht durch. Einfacher wäre es für Liebhaber doch mit Vollblutstuten zu züchten. Es gibt doch einige mit Reitpferdepoints . Im Übrigen : Wer immer mit Vollblut züchten und später reiten will, kann sich wertvolle grundsätzliche Überlegungen und Anregungen in dem Forum hippothesen von Irene Wenzel holen. Monika


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