Corona diktierte auch beim CSI Hamburg die Regeln, ohne Springderby, mit Global Champions League und Tour als Highlights – ein Kraftakt für Turnierchef Volker Wulff. Am Ende sei er mit einem blauen Auge davon gekommen, sagt er und freut sich wie wir alle wieder auf Wall und Pulvermanns Grab im nächsten Jahr. Gedanken von St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer.
Es kommt nicht oft vor, dass ein Veranstalter sich freut, wenn Petrus Hamburger „Schietwetter“ schickt, so wie in diesem Jahr über lange Strecken in Klein-Flottbek. So musste Volker Wulff, Turnierchef in Flottbek, keinen Zuschauer wegschicken. Nur 5500 Besucher waren auf dem Derbyplatz erlaubt, 2000 auf der Tribüne, der Rest drum herum auf Stehplätzen und im VIP-Zelt. Es galten die drei G: Geimpfte, Genesene und Getestete bekamen das gelbe Bändchen, ohne das man nicht rein kam. Übrigens weiß Wulff, wovon er spricht, wenn es um Corona geht. Er selbst war schwer erkrankt, musste mehrere Wochen beatmet werden und leidet noch immer unter Long Covid, hat bis heute Atemnot. Ich traf ihn vor der Haupttribüne. „Laufen von hier bis zum VIP-Zelt, das geht immer noch nicht,“ sagte er. Sein Verständnis für die, die sich nicht impfen lassen wollen, hält sich deswegen in Grenzen. „Es kann sich meiner Meinung nach nicht die gesamte Bevölkerung nach der Minderheit richten, die sich nicht impfen lassen will, aus welchem Grund auch immer. Für die wenigen, die sich nicht impfen lassen dürfen, muss man natürlich eine Sonderregelung finden.“
Wulf konnte komplett ausverkauft melden, was ja in diesem Jahr relativ war. Aber 2022 soll wieder reell gezählt werden. Beim 100. Springderby sollen die Reiter wieder vor vollen Rängen den Wall herunterklettern und durch Pulvermanns Grab galoppieren. Im Vorverkauf sei nichts mehr zu kriegen, sagt Volker Wulff. Fast alle Zuschauer, die Derby-Karten für 2020 hatten, haben sie jetzt klaglos auf 2022 übertragen lassen. Kaum ein Kunde sei zurückgetreten und habe sein Geld zurückgefordert. Für Samstag und Sonntag seien schon keine Karten mehr zu haben, so Wulff. „Wir könnten 30 Prozent mehr verkaufen.“ Jetzt plant er, den Donnerstag und den Freitag noch weiter auszubauen.
Wer in diesem Jahr kam, musste sich mit einer zusammengeschrumpften Version zufrieden geben: Global Champions-League, der Mannschaftswettbewerb, dessen Modus nach wie vor kein Mensch richtig versteht, das mit 300.00 Euro dotierte Global Champions Tour-Springen, weitere CSI5*-Springen und die Amateurtour in drei Schwierigkeitsstufen, ausgetragen als CSI1*.
Am Ende konnte Wulff aufatmen. Noch keine schwarze Null, aber man sei mit einem blauen Auge davon gekommen, sagt er. Die wichtigsten Sponsoren, J.J. Darboven, Mercedes-Benz, DKB seien bei der Stange geblieben, der Gesamtetat wurde um 50 Prozent gekürzt, die Stadt Hamburg stellte einen Zuschuss in Aussicht. Aber natürlich fehlt das Geld, das Zuschauer und Aussteller normalerweise in die Kasse spülen.
Das Turnier nach 2021 zum zweiten Mal ausfallen zu lassen, kam für Wulff nicht in Frage, er verlegte lediglich von Mai auf August. „Ich hatte Angst vor Kollateralschäden“, sagt er. Angst, die Verbindung zu verlieren, zu den Sponsoren und auch zu den Zuschauern. „Wir hätten wieder ganz von vorne anfangen müssen. Mehr wäre nicht gegangen. Wenn wir das Spring- und Dressurderby, das volle Paket, hätten machen wollen, dann hätten wir statt 1,9 Millionen Euro einen Etat von 3,6 Millionen Euro gehabt.“
Auf das Springderby selbst verzichtete Wulff aus gutem Grund: „Ich befürchte, dass das Derby Schaden genommen hätte, wenn es vor nur 5000 Zuschauern anstatt vor vollem Haus hätte ausgetragen werden müssen. Das macht ja letztlich die Atmosphäre des Derbys aus. Die Leute differenzieren nicht, die sagen einfach, diesmal war es nicht so schön. Und das könnte nachhaltig sein.“
Die Springreiter, die für die Global Champions Tour nach Hamburg kamen, haben das Derby nicht vermisst. Sie konnten sich auf drei Abreiteplätzen austoben, mussten nicht mit den Dressurreitern teilen. So gut wie keiner von ihnen würde ein Pferd in der Traditionsprüfung satteln, die für die Zuschauer nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt hat, auch wenn inzwischen dort meist Reiter der zweiten Reihe oder Spezialisten starten.
Der Chef der Global Champions Tour, der Niederländer Jan Tops, hingegen legte Wert darauf, dass Hamburg stattfand, schließlich mussten corona-bedingt in dieser Saison schon die Stationen Cannes, Mexiko City, New York und Shanghai abgesagt werden. In Rom wurde stattdessen doppelt geritten. „Bitte ziehe es durch“, hatte er zu Volker Wulff gesagt. Zu dem diskussionswürdigen Konstrukt der Serie gehört inzwischen auch ein eigenes Bezahlfernsehen. Ohne Geld, kein Bild, so einfach ist das. So kam es auch, dass der Sieger der Hamburg-Wertung, der Niederländer Harrie Smolders, der als einziger Nuller ohne Stechen die Siegprämie einstreichen konnte, für die zum Derbyplatz gereisten Journalisten zunächst nicht zu sprechen war, sondern erst nach mehr als einer halben Stunde nach einem ausführlichen Interview beim Bezahlsender GCTV, auf Englisch. Ob das der Popularität des Springsports weiterhilft, sei dahin gestellt. Aber vielleicht kann die Global Champions Tour, in die sich Betuchte aus aller Welt einkaufen können, ja darauf verzichten, solange die Kasse stimmt. Eher jedenfalls als ein Veranstalter, der auch weiterhin auf öffentliche Gelder an-gewiesen ist.Men’s Air Jordans 1 release dates | air jordan outlet website reviews
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