Die Hamburger Rennbahn Horn ist bereit: Ab Mittwoch gehört das Geläuf wieder den Schnellsten unter den vierbeinigen Athleten. Noch ist nicht alles wie früher in der guten alten Vor-Corona-Zeit. Nur vier Renntage, statt 14.000 nur 1000 Besucher plus Entourage aus Besitzern, Trainern und Sponsoren – mehr konnte der Hamburger Rennclub (HRV) den Behörden der Hansestadt nicht abringen. Immerhin, das sind zehnmal soviel Leute wie 2020.
Er musste noch schnell die Tribünen streichen, die Farbe klebt ihm noch an den Händen, als Bahnmeister Volker Linde im feinen Ruderclub an der Alster den Journalisten erklärt, was zu tun war, bevor das Horner Rennbahngelände wieder in Derby-würdigem Glanz erstrahlt. Nur eine Woche blieb ihm, das Geläuf so herzurichten, dass es den Derbypferden die bestmöglichen Bedingungen anbietet. „Erst dann durften wir das Gelände für die Öffentlichkeit sperren“, sagt er.
Hauptproblem: Nein, nicht die Hundehaufen pur, sondern die in dünne Plastiktüten verpackten Hinterlassenschaften, die von den Hundebesitzern einfach weggeworfen werden, weil diese zu faul sind, sie zum nächsten Mülleimer zu tragen. So wird aus einem Naturprodukt unversehens Sondermüll, der mühsam entsorgt werden muss. Mit einem von einem Golfclub erstandenen Vertikulierer, der unzählige kleine Löcher bohrte, wurde der Boden belüftet. „Wir haben die modernste Bewässerungsanlage Deutschlands“, erzählt Linde stolz.
Leichte Brise erwünscht
Jedes Wetter sei ihm recht, sagt er. Ideal sei ein bewölkter Himmel am Morgen. „Dann fahren die Leute nicht zum Strand, sondern kommen auf die Rennbahn.“ Für die Pferde sei eine leichte Brise sehr angenehm, „nur bitte keinen Sturzregen.“ Schließlich kommt kein Pferd zum Schwimmen nach Hamburg-Horn, schon gar nicht, seit das Seejagdrennen gestrichen wurde. Seitdem gibt es gar kein Hindernisrennen mehr auf der Horner Rennbahn, in Horn, die damit im Deutschland-weiten Trend liegt.
Dass auch Tribünen und Wetträume wieder glänzen – ja es darf, anders als im vergangenen Jahr auf der Bahn und nicht nur im benachbarten Hotel gewettet werden – dafür sorgte die jüngere Generation der HRC-Mitglieder. Mit Schrubber, Lappen und Eimer bewaffnet wurde dem Dreck von einem Jahr zu Leibe gerückt. Dafür war sich niemand zu fein. Gewettet wird natürlich nicht nur vor Ort, wichtig sind auch die Auslandswetten, vor allem die aus Frankreich mit 13.500 Annahmestellen. Da kam im letzten Jahr 830.000 Euro zusammen.
Zahlen & Fakten
Noch stehen 21 Pferde auf der Liste der Derby-Aspiranten, die am Sonntag zum 152. Mal um das Blaue Band kämpfen. Ein hoch gehandelter Kandidat, der von Peter Schiergen trainierte Lord Charming, wurde noch vor wenigen Tagen nachgenannt. Das kostete schlappe 65.000 Euro, ein schöner Schluck aus der Pulle für den neuen HRC-Schatzmeister Johann-Heinrich Riekers. Wenn Trainer und Besitzer eine fünfstellige Summe investieren, dann haben sie sich auch was ausgerechnet, davon kann man ausgehen. Zumal im Sattel von Lord Charming das Wunderkind unter den in Deutschland reitenden Jockeys, Bauyrzhan Murzabyev (28) sitzen wird. Ihm und seinem Heimatland zu Ehren wird auch Kasachstan TV am Derbytag dabei sein.
20 Pferde dürfen nur laufen, mehr Startboxen passen nicht auf die Bahn und das Gedrängel um die besten Plätze wäre einfach zu groß. Wenn es zu viele Nennungen werden, entscheiden die Vorleistungen, die vom Handicapper Harald Siemen bewertet werden. Das Handicap wird in Kilo ausgedrückt und ist eine theoretische Zahl. Dreijährige Pferde können naturgemäß noch kein allzu hohes Handicap haben – manche haben noch gar kein Handicap, weil sie bisher wenig oder erfolglos gelaufen sind. Sie müssen am ehesten befürchten, aus dem Feld gestrichen beziehungsweise von realistischen Trainern und Besitzern zurückgezogen zu werden. Am Sonntag starten alle Dreijährigen mit demselben Gewicht, nämlich 58 Kilo, für Stuten sind es nur 56 Kilo.
Da die eingesessenen Sponsoren durchweg bei der Stange bleiben, der Schatzmeister sogar einen jungen Start-Up-Unternehmer aus der Digitalbranche anwerben konnte, können sich auch die Geldpreise sehen lassen. Mussten sie im vergangene Jahr noch stark gekürzt werden, so werden diesmal mehr als 1,1 Millionen Euro ausgeschüttet, am meisten im Derby mit 650.000 Euro.
Im Trend der Zeit liegt auch das Bemühen, ein Herz für den Tierschutz zu zeigen. Deshalb wird es jeden Renntag einen Sonderehrenpreis namens „Gentle Rider Championat“ für den „Fairsten Jockey“ geben. Nach welchen Kriterien genau der Titel ausgelobt wird, ist noch nicht ganz klar. Ein Jurymitglied „aus dem Volk“ wird noch gesucht. Nicht Draufhauen reicht nicht. Peitschenmissbrauch wird ja ohnehin von der Rennleitung geahndet. „Das Pferd mal klopfen reicht auch nicht“, sagt HRC-Präsident Hans-Ludolf Matthiessen. „Wir Hamburger sind die ersten, die nicht nur strafen, sondern auch faires Verhalten belohnen“.
Werden jetzt, wie in den Urzeiten des Distanzreitens, Jockeys händchenhaltend durchs Ziel cantern, weil sie ihre Pferde so lieb haben? Wohl eher nicht.The Global Destination For Modern Luxury | Sneaker Petun & Release Dates – FitforhealthShops – Sandals INBLU VO173F01 Cobalt Blue
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