Am kommenden Sonntag wird in Hamburg-Horn das 151. Deutsche Derby für die besten Dreijährigen gelaufen, wie überall dank Corona ein bisschen anders als sonst.
35 „Geisterrennen“ an drei Tagen statt wie sonst eine ganze Woche lang. Die Tribünen bleiben fast leer, keine Gastronomie (im Pressezentrum hat man uns Wasser und Kaffee in Aussicht gestellt, immerhin). Gewettet werden kann nur im Internet, dort sind die Rennen auch (kostenlos) zu verfolgen zum Beispiel unter www.deutscher-galopp.de oder www.wettstar-pferdewetten.de.
Die Jockeys werden Maske tragen, wo immer sie sich bewegen, auch beim Rennen, falls ihnen dabei dieselbe nicht von der Nase rutscht. „Aber da haben wir sowieso reichlich Fahrtwind und genug Abstand voneinander“, sagt Andrasch Starke, der den hohen Favoriten Wonderful Moon reiten wird. Die Anstrengung sei nicht so schlimm, findet er. „Wenn man in zehn Rennen zehn Starts hat, macht es sich bemerkbar. Andererseits sind wir trainiert, laufen manchmal in warmer Kleidung rum, um mit Schwitzen Gewicht zu machen.” Ansonsten wird es sich bei diesem Wetter, das den Namen Sommer nicht verdient, mit schweißtreibenden Temperaturen wohl in Grenzen halten.
Kaum ein Unterschied
Für die Pferde mache die aktuelle Situation ohne Publikum auf den Rennbahnen keinen Unterschied, sagt Starke, auch nicht für die Reiter. „Während des Rennens selbst hat man weder Ohr noch Auge für das Publikum, da konzentriert man sich völlig auf das Pferd und sich selbst”, sagt der siebenmalige Derby-Sieger. “Man merkt es aber nach den Rennen, wenn die Zuschauer fehlen. Ich glaube trotzdem, dass ein Fußballstadion ohne Zuschauer deutlich trostloser ist.” Wer die letzten Liga- und Pokalspiele gesehen hat, gibt ihm Recht. Die fühlten sich an wie Trainingsauftritte. Und warum Fußballer, die sich dauernd auf Tuchfühlung nahe kommen, anders als Jockeys keine Masken tragen müssen, bleibt das Geheimnis der Politiker und der sie beratenden Virologen.
Der Dachverband Deutscher Galopp (früher das Direktorium für Vollblutzucht und Rennen) darf sich rühmen, dass es ihm als erstem Verband in Deutschland gelungen ist, überhaupt wieder mit dem Sportbetrieb zu beginnen, lange vor dem Fußball und bevor die Nachbarländer Frankreich, England und Irland wieder Rennen veranstalteten.
Die Kluft wächst
Es ist schade, dass die Rennszene und die Reitsportszene sich immer weiter voneinander entfernen. Für uns, die Freunde des klassischen Reitsports, hat der Vollblutsport zwei Gesichter. Da sind auf der einen Seite die herrlichen edlen Pferde, nach strengem Leistungsprinzip gezüchtet. Der berühmte italienische Züchter Frederico Tesio brachte es auf den Punkt: „Der einzigartige Vorzug der Vollblutzucht ist es, dass ihre Zuchtauslese nicht von Experten, Technikern und Zoologen abhängt, sondern von einem einfachen Stück Holz, dem Zielpfosten.“ Der Schnellste ist der Beste, so faszinierend simple ist das.
Dass dabei gleichzeitig besonders schöne Pferde entstanden sind, dem Menschen zugewandt und, wenn man sie richtig behandelt, kluge, feinfühlige Reitpferde, ist ein Sahnehäubchen der Natur. Auf der anderen Seite zieht das gnadenlose Wettgeschäft, bei dem das Geschöpf Pferd allzu oft in den Hintergrund tritt, Kritik auch aus den eigenen Reihen auf sich. Auch ist es schwer, sich damit abzufinden, dass Vollblüter schon mit anderthalb Jahren in die Pflicht des Renntrainings genommen werden. Trotz der vielzitierten Frühreife des Blüters bleibt das Wort Kinderarbeit im Raum.
Alles über das Vollblut
Der Galopprennsport in Deutschland ist fast 200 Jahre alt, das erste Rennen fand 1822 in Bad Doberan statt. Er hat zwei Weltkriege, Revolution, Inflation, Weltwirtschaftskrise und die deutsche Teilung überstanden. Der Pferdebestand hierzulande macht nur 0,75 Prozent der Weltpopulation der Vollblüter aus. Trotzdem verbuchen deutsche Pferde Weltklasse-Erfolge und als einflussreichste Zuchtstute der Welt gilt die im Gestüt Schlenderhan gezogene Allegretta.
Rechtzeitig vor dem Jubiläum hat Peter Brauer, Journalist und 25 Jahre Pressesprecher des Direktoriums, viele Jahre lang auch auch Freier Mitarbeiter des St.GEORG, ein Buch vorgelegt, in dem in Kurzform, locker und ohne arroganten Fachjargon, alles steht, was man über die Vollblutzucht und den Rennsport wissen muss. Es ist übrigens das erste umfassende deutschsprachige Werk über das Vollblut seit rund 100 Jahren! Es geht vor allem um die Zucht, um Abstammungen, Hengst- und Stutenlinien, Zuchtphilosophien und das System der Rennen mit einem Kompendium der wichtigsten Begriffe.
Unter anderem wird erklärt, wie man ein Pedigree liest, was es uns sagt und was nicht. Dass das Wort eine Verballhornung des französischen Pied de Grue (Kranichfuß) ist, wusste ich auch noch nicht. „Wer es zu deuten weiß, für den ist das Pedigree wie eine Landkarte, auf der Straßenführungen und Hinweisschilder eingezeichnet sind. Es dient der Orientierung und Vergleichbarkeit, denn es liefert wichtige,(allerdings nicht die einzigen) Erklärungen für das Renn- und Zucht-Leistungsvermögen eines Pferdes.“ Schön gesagt, und nicht nur gültig in der Rennpferdezucht. Wie es sich überhaupt lohnt, noch ein paar mehr Gemeinsamkeiten zwischen Vollblutleuten und Reitern zu entdecken.
(Peter Brauer, Vollblutzucht und mehr, 153 Seiten, ISBN 978-3-00-065601-9, 24,80 €, zu beziehen über www.godolphinbooks.de)zapatillas air jordan 1 outlet | michael jordan outlet store
Gratuliere zum Blog anlaesslich des 151. Deutschen Derby’s ! Eine bessere Anregung, um die „Kluft“ zwischen den Freunden der klassischen Reitkunst und denen des Galopprennsports zu schliessen, gibt’s m.E. nicht. Auch wenn’s diesmal im Pressezentrum nur Wasser und womoeglich kalten Kaffee gibt, freut es mich zu hoeren, dass Sie verehrte Frau Pochhammer, die Rennen offensichtlich besuchen werden. Ich hoffe, dass die erfreulich haeufigere Berichterstattung ueber „Galopp“ in Zucht u. Sport im St. Georg nicht nur als Lueckebuesser in Zeiten der Coronapandemie gedacht, sondern eher als „Neustart“ ein zu stufen ist. Bitte weiter so !
bezueglich des „Gaps“ zwischen den Freunden des klassischen Reitsports u. denen des Galopprennsport’s, waere es viellleicht seitens St.Georg nicht uninteressant, sich etwas mit dem Trainningskonzept von Sarka Schuetz, (www.rennstallschuetz.de) ihres Zeichens Trainerin i. Hoppegarten zu beschaeftigen. Die Dame war immerhin Jungendmeisterin i.d. Dressur ihres tschechischen Heimatlandes, bevor sie nach Deutschland kam u. zunaechst Assistenztrainerin ihres Mannes Wilfried Schuetz, aus der bekannten Trainerdynastie der Familie Schuetz, wurde. Zum diesjaehrigen Derby, wird sie ein m.E. recht interessantes Pferd satteln. Es handelt sich um den Hengst „KELLAHEN“ v. Wiesenpfad, der nachgenannt wurde. Sein Reiter wird Andre Best sein.