Nur unser holländischer Kollege freut sich darüber: „Jetzt redet keiner mehr von Den Haag“. Bisher das Synonym für Desaster und Chaos. Die deutschen Dressurreiter finden’s jedenfalls toll hier. Und werden morgen tüchtig feiern und nicht nur Wasser trinken.
Wie das berühmte Honigkuchenpferd strahlte mich heute Mittag Isabell Werth im Fahrstuhl an, der sie nach oben zum ersten Feierrunde mit Mäzenin und Bella Rose-Besitzerin Madeleine Winter-Schulze in den VIP-Bereich brachte. (Ich darf den Fahrstuhl in den zweiten Stock ins Medienzentrum nur benutzen, weil ich jedes Mal auf mein lädiertes Knie zeige und mit fester Stimme sage: Disabled. Dann klappts sofort.)
Der Mannschaftstitel hat für Isabell noch einen netten Nebeneffekt: Sie hat mit WM-Lorbeer Nummer sieben den Meister aller alten Meister, den Reiner Klimke überholt. Es wird wohl vorläufig dabei bleiben, Charlotte Dujardin wird sich hier die beiden Einzeltitel holen, meinen die Experten. Aber ein paar Einzelmedaillen dürften für die Deutschen drin sein, so ist jedenfalls der Plan.
Morgen wollen sie feiern, und da werden wir nicht nur Wasser trinken, kündigt Monica Theodorescu an. Sie kann stolz sein: Seit zwei Jahren im Dienst, beide Championate (letztes Jahr EM in Herning) gewonnen. Es macht mir Spaß und ich kann ein bisschen was zurückgeben, sagt Monica, die an sieben Goldmedaillen bei Championaten beteiligt war.
Alle ziehen sich ständig an und aus, weil es mal wie aus Eimern schüttet, mal nach Sommerfähnchen schreit. Am meisten mit Kleiderwechsel sind die deutschen Trainer ausländischer Dressurreiter beschäftigt. Für die vom Fernsehen gerne eingeblendeten Kiss and Cry-Ecke, wo die Entourage der Reiter während der Prüfung zittert, ist Mannschaftskluft erwünscht, und da manche Trainer zwei und drei Nationen trainieren, haben sie theoretisch immer einen anderen Hut auf, in der Praxis immer eine andere Jacke an. Ein paar Beispiele: Ton de Ridder, eingedeutschter Belgier, betreut Reiter aus Polen, Australien und der Schweiz. Christoph Koschel coacht ebenfalls Reiter aus drei Nationen: Leonardo Tiozzo für Italien, Joanne Vaughan für Georgien und Maree Tomkinson für Australien. Hardcore Stress für Hubertus Schmidt: Er trainiert eine Südafrikanerin und einen Koreaner. Sie hatten die Startnummer 99 und 100.
Sie haben richtig gelesen, nicht weniger als 100 Reiter, 21 Mannschaften plus Einzelreiter, tummeln sich hier im Viereck, soviel wie noch nie, darunter ein Reiter aus Palestina mit dem typisch arabischen Namen Christian Brühe. Der Geschäftsmann mit deutschen Zweitpass trainiert beim Finnen Henrik Ruoste in Essen, unterhält geschäftliche Beziehunge zu Palästina und will der Welt ein Fröhliches Gesicht des Landes zeigen, in dem zur Zeit jeden Tag zig Menschen sterben.
Die meisten Reiter haben die Olympiaqualifikation im Blick. Und da sind schon manchmal gewisse Anstrengungen nötig. Die Dänin Nathalie Sayn-Wittgenstein, schwanger im vierten Monat, mottete ihren längst tränenreich verabschiedeten Digby wieder aus, um das dänische Team nach Rio zu bringen, weil einige Pferde ausgefallen sind und Andreas Helgstrand zur Zeit gesperrt ist, weil er sein Pferd malträtiert hat.
Die Organisation wird so langsam besser, dass man es nicht wirklich merkt. Nur einer freut sich darüber, unser holländische Kollege Dirk Willem Rosie. Er liebt das französische Chaos: Denn jetzt redet keiner mehr von Den Haag! Die Organisation der Weltreiterspiele in Den Haag standen bisher für Chaos, Nichtkönnen und Desaster. Jetzt ist die Normandie dabei, die Holland-Metropole vom Spitzenplatz zu verdrängen. Isabell Werth ist vorsichtiger: Es ist schwierig, wenn eine völlig neue Organisation aufgebaut werden muss. Fazit: Die Normandie ist nicht Aachen.
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