Neben Reitern, Trainern und anderen Interessengruppen sollen jetzt auch die Pferdepfleger einen Platz in der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) bekommen. Das gab FEI-Präsident Ingmar de Vos während des Sportforums bekannt. Ein erster Schritt zu mehr Respekt und Beachtung für die, ohne die es keinen Turniersport gäbe.
Der normale Turnierbesucher sieht sie gar nicht oder höchstens neben dem Einritt an der Bande lehnen, über dem Arm mindestens eine Pferdedecke, auf dem Rücken einen Rucksack, aus dem der Lappen hervorguckt, mit dem sie nochmal das Pferdemaul abgewischt haben, oder – hoffentlich mit einem anderen Lappen – den Stiefel des Reiters. Manchmal heben sie unwillkürlich ein Bein bei jedem Hindernis, das der Reiter mit „ihrem“ Pferd überwindet, als wollten sie ein bisschen mithelfen, oder sie stöhnen schmerzlich, wenn mal wieder die Fliegenden Wechsel für die Tonne sind. Die Pferdepfleger arbeiten meist im Hintergrund der großen Turniere, aber ohne sie käme kein Pferd an den Start. Sie umsorgen ihre Schützlinge im Stall von morgens bis abends, legen manchmal die Stangen auf dem Abreiteplatz auf oder dürfen schon mal im Schritt herumreiten, bis der Reiter selbst in den Sattel steigt.
Im Amateursport heißen sie liebevoll-spöttisch TT (Turniertrottel), werden aus der eigenen Familie oder dem Freundeskreis rekrutiert. Im internationalen Turnierzirkus sind sie häufig Professionals, die ihre Pferden in vielen Fällen besser kennen als der Reiter oder der Tierarzt. Das kann manchmal ein bisschen weit gehen, es wurde schon ein Groom dabei erwischt, wie sie in einem Damenhandtäschchen ein kleines (natürlich verbotenes) Stärkungsmittel in die Box ihres Schützlings schmuggelte und es geschickter als jeder Tierarzt applizierte. Flog leider auf, gab mächtig Ärger.
Lange Tage
Ein kluger Reiter weiß, was er an einem guten Pfleger hat, womit natürlich, – unter Benutzung des generischen Maskulins wie in allen meinen Texten – alle Geschlechter gemeint sind. Denn inzwischen sind es mehr Frauen als Männer in diesem Job, vor allem in Europa und Nordamerika. In Südamerika und in den arabischen Staaten mag das anders sein.
Die Arbeitsbedingungen sind nicht immer sehr lustig und oft braucht es viel Liebe zum Pferd, um sie auszuhalten. Ein Arbeitstag bei Turnieren kann schon mal 18 Stunden lang sein. Wenn die Reiter den Tag an der Hotelbar ausklingen lassen, dann ist im Stall noch Hochbetrieb, bis alle Pferde versorgt sind. „Die Grooms sind zwei Stunden vor uns im Stall und bleiben mindestens zwei Stunden länger als wir“, sagt der FEI-Aktivensprecher Pedro Veniss aus Brasilien. Er war einer der Teilnehmer am FEI Sportforum, das gestern per Video tagte und sich unter anderem mit den Grooms befasste.
Bessere Arbeitsbedingungen
Ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern, war der Fokus. So schlug Veniss vor, den Zeitplan von Turnieren so einzurichten, dass die Pfleger nicht erst nach Mitternacht aus dem Stall kommen und schon vor Morgengrauen wieder zur Stelle sein müssen. „Und der Große Preis sollte spätestens um 14 Uhr anfangen, damit die Pfleger nicht erst abends die Heimfahrt antreten können.“ Denn sie sind es meist, die am Steuer der rollenden Luxusställe sitzen, während die Reiter schon am Flughafen einchecken. Nicht immer, aber häufiger, als man glaubt.
Und weil es sich herumgesprochen hat, dass es einen „Happy Athlete“, also ein glückliches Pferd, nur gibt, wenn auch der Pfleger zumindest nicht unglücklich ist, sollen die Grooms nun einen festen Platz in der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) haben, mit einer eigenen Gruppierung, so wie ihn die Reiter, die Offiziellen, die Turnierorganisatoren, die Trainer und Pferdebesitzer, also fast alle „Stakeholder“, schon lange haben. „Wenn die Bedingungen für die Grooms schlecht sind, kommt der Reiter das nächste Mal nicht“, sagt Peter Bollen, Sprecher der Veranstalter. Umfragen unter Pflegern haben ergeben, dass 79 Prozent, finden, dass sie nicht genügend gehört werden, mehr als 90 Prozent begrüßen die Gründung einer eigenen Interessenvertretung.
Die International Grooms Association
FEI-Generalsekretär Ingmar de Vos gab die Gründung der „International Grooms Association“ (IGA) bekannt, die, wie er betonte, keine Gewerkschaft sei. Über die IGA können Grooms Erfahrungen austauschen. Die FEI bietet seit einigen Jahre Fortbildungen und Sprachkurse für Grooms an. Bisher wurden 280 Grooms in 16 FEI-Kursen geschult. Weitere 17 Kurse sind geplant. Künftig sollen alle internationalen Turniere durch einen Vertreter der Grooms bewertet werden, der auch unerfahrenen Kollegen vor Ort mit Rat und Tat zur Seite steht.
Registrierte Grooms erhalten Zugang zur Horse App der FEI, in der sie alle Turniertermine ihrer Pferde im Blick haben, sich vom Turnier ein- und auschecken können und Zugang zu den FEI-Weiterbildungsangeboten bekommen. Natürlich haben die wenigsten Pferdepfleger noch Lust, sich abends vor den Computer zu setzen. „Aber alle haben ein Smartphone“, sagt Ingmar den Vos. Ab 21. März 2021 konnten sich Grooms freiwillig registrieren, 180 haben davon bereits Gebrauch gemacht. Die Formulierung von Mindestanforderungen (MR) an die Versorgung der Grooms bei Turnieren ist in Arbeit.
Ein Vorbild gibt es schon, in Großbritannien wurde bereits vor 15 Jahren die British Grooms Association (BGA) gegründet, der im Laufe der Jahre mehr als 8000 Grooms angehörten.
Auch wenn vieles noch Theorie ist und der Beruf nach wie vor anstrengend und fordernd, manchmal überfordernd, der erste Schritt ist getan. Die im Dunkeln sieht man nicht, heißt ein Roman von Mario Simmel. Es wird höchste Zeit, dass die, von deren Know-how und Enthusiasmus das Wohlergehen der Pferde abhängt, ans Licht holt werden.cheap air jordan 1 mid | cheap air jordans 1 high
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