Erster Blog CHIO Aachen 2024: Lieber Petrus, bitte…

Von
126A9056 CHIO Aachen:Jasmin Metzner

Christoph Hess gewann das Silberne Pferd, Gianna Regenbrecht wurde Dritte. Lara Tröger (li.) ist der technische Support von Hess. (© CHIO Aachen/Jasmin Metzner)

Gabriele Pochhammer, Herausgeberin de St.GEORG mit ersten Eindrücken, vom diesjährigen CHIO.

Es sieht nicht so aus, als ob dies ein Aachen mit eleganten Hüten und bunten Sommerfähnchen wird, eher eins mit Barbour-Jacken, Regenhüten und Gummistiefeln. Es regnet immer wieder, mal länger, mal kürzer, manchmal heftig, manchmal penetrant nieselnd. Die Sonne kämpft um jeden Strahl. Gestern war sie kurzfristig erfolgreich: pünktlich zur Eröffnungsshow hellte sich der Himmel auf und die Preisträger des „Silbernen Pferdes“, des  Medienpreises, kamen trockenen Hauptes zu ihrer Ehrenrunde. Der Traum all derjenigen, die meistens am Rande stehen und anderen zujubeln: einmal in Aachen mit der Kutsche reingefahren werden, das wär’s. Soeben hat mir unser Pressechef Tobias Königs zugesichert, dass ab morgen, pünktlich zum Nationenpreis, das Wetter schön werde. Er hat mal kurz nach oben telefoniert, Beschwerden also bitte an ihn.

Das Silberne Pferd ging diesmal wirklich an Pferdeleute. Zwar ist es schon lange kein Journalistenpreis mehr für objektive Berichterstatter des Reitsports, sondern eine Anerkennung für mediale Leistungen, die der Szene nützen, das ist halt was anderes, aber ja auch in Ordnung. Vor allem weil man eine junge Generation, die nicht mehr Leser sind, sondern User, bei der Stange halten muss. Und da leistet der diesjährige Gewinner des Silbernen Pferdes, Christoph Hess, der frühere Ausbildungsleiter der FN, heute „Ausbildungsbotschafter“, Hervorragendes. Mit Unterstützung der jungen Online-Marketing-Expertin Laura Tröger, die die technischen Aspekte aus dem Effeff beherrscht, hat er einen kompletten Internetauftritt aus Website, Facebook, Podcast und Instagram entwickelt, ergänzt durch Webinare und Hybridseminare. Am liebsten beantworte er Fragen, erzählte er uns gestern beim Lunch im Riders Club, und der Bedarf an Antworten ist unendlich, egal, ob es um die kleinste Galopp-Pirouette geht oder um ein Problem beim Hufeauskratzen. In seinem Podcast redet Hess nicht nur mit Prominenten, sondern auch mit Leuten, von denen wir schon immer wissen wollten, wie sie eigentlich ticken.

Da holte er sich einen Vertreter der so genannten Tierschutzgruppe Peta ans Mikro, der mit ermüdender Beharrlichkeit die Forderung nach Abschaffung des Pferdesports wiederholte. Keine Zucht mehr. Und dann die Pferde, die es noch gibt, in die Wildnis jagen, bis sie alle alt oder überfahren sind?  Was soll mit den Millionen Hunden und Katzen passieren, die ja auch ein Leben zur Freude der Menschen führen? Sie „abzuschaffen“ wäre wohl selbst in USA, wo viel Unterstützungsgeld für Peta herkommt, sehr sehr unpopulär. Aber es ist gut, dass es Leute wie Christoph Hess gibt, die sich das alles mal anhören, sonst wüssten wir gar nicht, was in solchen Köpfen vorgeht.

Der zweite Preis ging an die Website „World of Showjumping“, beziehungsweise an die Frauen, die sie verantworten, Jannicke Naustdal, Nanna Nieminen und Jenny Abrahamsson. Die Englisch-sprachige Seite informiert aktuell, kompetent und umfassend über alle Aspekte des Springsports. Gianna Regenbrecht, die einen vielbesuchten und -beachteten  Internetauftritt rund um den Para-Sport entwickelt hat, wurde Dritte.

Nach dem Silbernen Pferd nahm eine rasante Show unter dem Vorzeichen des Partnerlandes USA  ihren Lauf, jede Menge Cowboys tobten auf ihren Mustangs durch die Soers. Drei Vertreter des amerikanischen Wappentiers, des Weißkopfseeadlers, zogen ihre Runden, und die Sängerin Soleil Niklasson schmetterte mit vollen Lippen die Nationalhymne. Football- Player verbreiteten Super Bowl- Stimmung, um nur ein paar Highlights zu nennen. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst begrüßte die Gäste mit gewohnter Nonchalance und betonte die deutsch-amerikanische Freundschaft. Zuguterletzt übergab die  die Abendsonne die Staffel an ein buntes lautes Feuerwerk, ein richtiger Aachen-Auftakt.

Im VIP-Zelt wurde weiter gefeiert, endlich gab es Nachtisch. Eine Menge A- bis C-Promis ließen sich blicken, auch unsere Reiter und ihre Clans hatten sich bestens herausgebracht. Die eingeflogenen Models stöckelten elegant hin und her. Glamour und Glitzer sind das Gebot der Stunde, alles ist möglich, auch ein Röckchen aus bunten Metallplatten, so sah es jedenfalls aus. Aber die Trägerin konnte anscheinend ganz bequem darauf sitzen, ohne sich das Sitzfleisch zu lädieren.

Aber ab heute ist es vorbei mit lustig, im Spring- und im Dressurstadion beginnt der Kampf um die Olympiatickets –  und Schampus gibt es am Ende nur für die Sieger.

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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  1. ursula machner

    … dem kann ich nur zustimmen. wo waren die ganz besonderen rassen der amerikaner, z.b. die tennessee-walking horses, die saddle-breds, die pintos, die palominos? es gibt ja auch immer noch indianer in amerika….. warum hat man keine gezeigt, sie gehören doch auch dazu. man züchtet dort auch tolle mulis, man hätte auch eine kleine dixie-band zeigen dürfen und und und……


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