Gabriele Pochhammer über Züchtererfolg, der alles andere als ein Zufall ist.
Wir haben uns ja daran gewöhnt, dass der Mensch, der bei Reitpferdekörungen neben dem Siegerhengst steht, ob in Holstein der anderswo, längst nicht mehr der alteingesessene Züchter oder Aufzüchter ist, sondern viel öfter ein erfolgreicher Geschäftsmann, Professor, Sportpferdehändler oder einer, der auf andere Weise zu Geld gekommen ist, das ihm das Hobby einer aufwändigen Pferdezucht erlaubt. Und immer öfter steht auch eine Frau als Züchterin oder Besitzerin in der ersten Reihe. Was natürlich zu begrüßen ist.
In diesem Jahr in der Holstenhalle nahm einer den Wanderpreis des Verbandes, die Bronze des Stempelhengstes Landgraf, in Empfang, der vieles zugleich ist: Harm Thormählen, ein Züchter der alten Marschland-Garde und darüber hinaus ein Visionär, der immer weiter blickte als bis zur nächsten Stutenschau. Und es auch in Kauf nahm, dass mancher Traditionalist seinen Ideen nicht so recht folgen konnte.
Leistung ist Trumpf
Holstein ist seine Heimat, aber der Züchter Harm Thormählen kennt keine Grenzen, er ist auch Körkommissar beim Oldenburger Sportpferdeverband und seit vielen Jahren Berater in Zangersheide. Leistung, Leistung, Leistung heißt das Credo. Dem wird jedes Jungpferd unterworfen, das ist bei jeder Anpaarung der etwa 30 Stuten die Richtlinie. Aachen oder nicht Aachen, das ist wie die Spreu von Weizen trennen. Pferde für fünf Sterne züchten. „Oder mehr“, sagt Thormählen. Kein Ziel ist zu hoch und dafür ist der beste Hengst gerade gut genug, egal welcher Brand auf seinem Schenkel prangt.
Erweiterter Horizont
Doch der Blick hat sich auch in Holstein geweitet. Der preisgekrönte Junghengst Sandro Junior hätte vor einigen Jahren die Körarena in Neumünster gar nicht betreten dürfen, denn sein Vater war nicht ein Holsteiner reinen Geblütes, sondern der Oldenburger Sandro Boy. Der hatte als Springpferd unter Marcus Ehning Weltklasse bewiesen, unter anderem den Weltcup in Kuala Lumpur gewonnen, ein bildschöner Brauner mit starkem Charakter und kleinen Hufen. Sandro Juniors Mutter ist eine Nachfahrin der berühmten Retina, die siebenjährig unter Fritz Thiedemann das deutsche Springderby gewann als jüngstes Pferd in der Geschichte des Derbys. Das wird sie auch bleiben, denn heute muss ein Pferd mindestens acht Jahre alt sein, bevor es schwere internationale Springen gehen darf. Retina war die Großmutter des berühmten Capitol I, geboren auf dem Thormählen’schen Hof in Langenhals bei Kollmar. Hier wurde deutsche und internationale Zuchtgeschichte geschrieben.
Das Erbe der Retina
Das Blut des Capitol findet sich irgendwo in fast jedem Holsteiner Pferd, etwa bei Fein Cera, der Weltmeisterin der Pferde bei den Weltreiterspielen 2002, Cera (Otto Becker) und zahlreichen anderen Sportcracks, die auf den großen Turnierplätzen für ihren Züchter und ihr Zuchtgebiet Holstein Ehre einlegten. Fast 130 Erfolgspferde verzeichnet das FN-Jahrbuch für die Thormählen-Zucht. Hinzu kommen die Erfolge der von seinen Hengsten abstammenden Cracks. Zum Beispiel: Zeremonie, Vierte im Großen Preis von Aachen unter Laura Kraut (Züchter: Jochen Ahsbahs, Bokel) und die selbst gezogenen Derbysiegerin Zera, geritten von Pato Muente. Beide stammen ab von Cero I, einem Calido-Sohn, der einst auch Prinzessin Haya v. Jordanien entzückte, die ihn aber in realistischer Einschätzung der eigenen Möglichkeiten an einen belgischen Springreiter weiterreichte, wo seine Zuchterfolge bald die im Parcours übertrafen. Als Zera dreijährig war, wurde sie gedeckt, außerdem drei Embryonen entnommen und von anderen Stuten ausgetragen. Nun hat Thormählen vier sechsjährige Kinder der Derbysiegerin, die inzwischen den Reiter gewechselt hat. Die Venezuelanerin Victoria Vargas steuert sie jetzt mehr oder weniger erfolgreich durch Zweisterne-Springen.
Der wertvolle Stutenstamm 104 A der Retina war im Laufe der Jahre auf dem Hof Thormählen ausgestorben. So schnell kann das auch bei den erfahrensten Züchtern gehen: Es werden nur Hengstfohlen geboren, oder ein Stutfohlen geht ein, eine Stute wird nicht tragend oder ist verkauft, ehe sie ihre Gene weitergeben konnte. Zum Glück gibt es eine Züchterin, die diesen Stamm noch pflegt, Carmen Eissfeldt aus Sparrieshoop. Ihr gehört Sandro Juniors Mutter, die heute achtjährige Bona v. Singulord Joter, eine Nachfahrin von Retina. Harm Thormählen kauft jedes ihrer Fohlen. Wenn es groß wird, wird es wie alle Youngster in Langenhals auf den Prüfstand gestellt: Aachen oder nicht Aachen? Fünf Sterne oder doch nur drei? Blut ist nicht alles, aber auch Harm Thormählen ist überzeugt: Von nichts kommt nichts.
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