Gabriele Pochhammer über die bunte Zukunft der Holsteiner Zucht

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Moment mal! Die Kolumne von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer (© Foto Bugtrup/Montage: www.st-georg.de)

Bei der diesjährigen Holsteiner Körung war eine Trendwende der Zuchtausrichtung zu beobachten, die diskutabel ist. St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer ist selbst erfolgreiche Holsteiner Züchterin und sagt: Die Holsteiner Zukunft ist bunt!

Es gab Zeiten, da war es schwerer, als Züchter für sein Fohlen einen Holsteiner Brand zu bekommen als die berühmte Green Card in den USA. Ein Pferd, dessen Eltern nicht schon Holsteiner waren, konnte es im Grunde nie mehr werden, es sei denn, ein Züchter beschritt den mühseligen Weg vom Zuchtbuch II über mehrere Generationen zum vollwertigen Stutbuch I, selbst wenn die Abstammung sportlich erstklassig war. Darüber konnte man alt werden. Ausnahmen wurden nur für Stuten gemacht, die mehr als 100.000 DM gewonnen hatten, eine Regel, die hinter vorgehaltener Hand auch „Lex Alexa“ genannt wurde, weil es Achaz v. Buchwaldt erst nach zähem Ringen gelungen war, für seine Derbysiegerin, die Hessenstute Alexa v. Aprilscherz, eine Satzungsänderung durchzusetzen, damit sie eine Laufbahn als Holsteiner Mutterstute einschlagen konnte. Aprilscherz! In Holstein hielt man den Alexa-Vater für einen solchen. Aber Alexa enttäuschte nicht. Eines ihrer fünf Kinder nahm 2015 an der EM in Herning (Dänemark) teil.

Reinen Geblüts

Trotz gelegentlicher Zuchtversuche mit besonders erfolgreichen Sporthengsten verstand sich Holstein als „Reinzucht“, quasi als genetisch geschlossener Pool, vergleichbar der Vollblutzucht. Wessen Eltern nicht drin sind, kommt nicht mehr rein. Schlimmer als der Gotha zu Kaisers Zeiten, wo doch immer mal die segnende Hand der Allerhöchsten Majestät einen verdienten Bürger mit einem Adelstitel beglückte. Selbst wenn in 50 Generationen immer nur Vollblüter benutzt wurden, aber irgendwo hinten im Pedigree dann doch eine Warmblut- oder sonstige Stute stand, schaffen es diese Pferde bestenfalls bis in den Anhang. Es ist auch gleichgültig, wie schnell sie laufen können, Vollblüter werden sie nicht mehr. Dafür oft sehr erfolgreiche Vielseitigkeitspferde, wie wir aus der hannoverschen Zucht des verstorbenen Fritz Butt wissen, dessen Pferde auch nach Generationen den Beinamen Butt als Erinnerung an ihren genialen Züchter führen.

Holsteiner Historie

Eine Reinzucht im Sinne der Vollblutzucht war Holstein im Grunde natürlich nie, schon an der Entstehung der Rasse waren viele andere beteiligt, Hannoveraner, Oldenburger, englische Yorkshire Coach Horses, natürlich Vollblüter und Angloaraber. Aber das ist lange her, in den 1960er-Jahren wurde die Zucht mit Vollblütern überschwemmt, um die Veredelung zu forcieren. Dann kamen die Franzosen, allen voran der Selle Francais Cor de la Bryère, der das Bild des Holsteiners viele Jahrzehnte prägte. Um sich als besondere, auf Springen spezialisierte Zucht hervorzuheben, besann man sich wieder auf die Wurzeln. So kam es dann in den 1980er-Jahren zum „Reinheitsgebot“: Wo Holsteiner drauf stand, sollte auch Holsteiner drin sein. Fremdblütige Hengste wurden nur sehr dosiert zugelassen, Mutterstuten noch seltener, Vollblutstuten gar nicht.

Die Sporterfolge gaben der Holsteiner Verbandsführung zunächst recht, aber allmählich gerieten die Körungen zu Konzerten mit hohem C. Bis zu zwei Drittel aller Kandidaten stammten entweder aus der männlichen Linie des „Corde“ oder des auf den Angloaraber Ramzes ingezogenen Capitol. Die eine Hälfte waren schicke Braune, die anderen Schimmel, oft schon früh hell, Füchse und Rappen waren selten. Springen konnten sie so gut wie alle. Aber es wurde schon mal drei Uhr nachmittags, bis ein Hengst in die Holstenhalle trabte, dessen Name nicht mit C anfing. Andere Linien hatten es schwer, auch die sportlich erfolgreich L-Linie des Ladykiller xx (über Lord und Landgraf).

Heiß begehrtes „H“

Andere Sportpferdeverbände, aus Deutschland, aber auch den Niederlanden, Belgien, und Skandinavien bedienten sich gerne der Holsteiner Springgene und immer mehr Pferde auf den großen Turnierplätzen waren nicht mehr Holsteiner, führten aber viel Holsteiner Blut. Man konnte den Eindruck gewinnen, andere konnten diese Genetik besser zur Geltung bringen als die Holsteiner selbst. Dort wurde die Blutführung immer enger.

Idee „Holstein Global“

Das sollte sich mit der Idee von „Holstein Global“ im Mai 2017 ändern, einer gesonderten Abteilung, die auch Pferde anderer Populationen integriert, sodass sie am Holsteiner Zuchtprogramm teilnehmen können. Der Schritt war überfällig, Auch die Zahl der Zuchtversuchshengste wurde erhöht, 23 von 58 diesjährigen Körkandidaten stammten bereits von sogenannten fremdblütigen Hengsten ab. Warum so viele, wurde die Zuchtleitung gefragt. Weil vor drei Jahren so viele Züchter diese Hengste benutzt haben, konterte Zuchtleiter Thomas Nissen. Am Ende entscheidet jeder Züchter selbst, er trägt ja auch das ganze Risiko. Die Auswirkungen der neuen Welle waren auf der diesjährigen Hengstkörung natürlich noch nicht abzusehen. Doch schon jetzt war die Trendwende zu sehen: Nicht mehr nur braun oder weiß, sondern alle Schattierungen, neun Füchse, viele Abzeichen. Der Sieger Cadilo sieht aus, als ob er mit der Nase in einen Sahnetopf gefallen ist, aber es steht ihm. Und das Beste: Springen können sie immer noch. Holsteins Zukunft ist bunt.104 – Air Jordan 4 Laser Black kaufen kannst – Jordan Legacy 312 Storm Blue – AQ4160 | mens jordan release dates 2022

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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