St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer darüber, wie unterschiedliche Wege in den Reitsport führen. Ob in die Wiege gelegt oder für teuer Geld eingekauft – im Pferdesport ist alles dabei.
Das ist ja das Schöne am Pferdesport, er heißt jede Sorte Mäuse willkommen. Kaum einem anderen Sport kann auf eine so große Artenvielfalt der Spezies Mensch verweisen. Nicht nur, weil zwischen den Voltigierflöhen und Vierspännerfahrern vom Kaliber eines Georg von Stein Welten liegen, gewichtsmäßig und im Hinblick auf die Konfektionsgrößen. Auch die Wege, die zum Sport mit Pferden führen, sind denkbar unterschiedlich. Das Voltigierpferd ist für viele kleine Mädchen, seltener Jungen, der erste Zugang zum geliebten Vierbeiner, selbst, wenn die Familie bis dahin noch nicht mal einen Hund ihr eigen nannte. Das Gute: Voltigierstunden sind erschwinglich auch für Familien, in denen gespart werden muss.
Reitsport in die Wiege gelegt
Die Klassiker in den Junioren- und Junge Reiter-Wettbewerben sind jedoch die Söhne und Töchter aus Elternhäusern, in denen Pferde schon beim Frühstück Thema Nummer eins sind, wo ein oder beide Elternteile ihr Geld mit Pferden verdienten oder sogar Stammgäste im Turnierzirkus sind und wissen, welches Pferd der Junior braucht. Schon als Kinder haben sie die Chance, täglich mehrere Pferde zu reiten, nicht immer nur die besten, und lernen auf diese Weise sich auf jedes Pferd schnell einzustellen. Ein unschätzbarer Vorsprung an Erfahrung und Nervenstärke in Prüfungssituationen. Aus dieser Ecke kommen Christian Ahlmann, Laura Klaphake, Maurice Tebbel, um nur ein paar zu nennen. Als Trainer stehen ihnen die Väter und Mütter zur Seite, die auch ohne hohe Honorare ihr Bestes für den Sprössling geben. Kleiner Haken: Wenn die Eltern zugleich Pferdehändler sind, ist der vierbeinige Hoffnungsträger, der den Junior nach oben bringen soll, auch schnell mal verkauft. Man muss schon sehr reich sein, um hohe sechsstellige oder gar siebenstellige Angebote auszuschlagen. Viele Reiter aus dieser Gruppe werden später Profis.
Auf der anderen Seite stehen dann oft die, die den internationalen Sport immer mehr dominieren, die Töchter, auch hier seltener die Söhne, reicher, manchmal schwer reicher Eltern, die einen passenden Untersatz brauchen, um auf internationalen Turnieren mitzuspielen, häufig gegen Zahlung saftiger Startgelder an die Veranstalter. „Invitations“, heißt das in der FEI-Sprache, gemeint sind bezahlte Startplätze (Paycards), aber das darf man ja nicht so nennen.
Was mit Geld möglich ist
Dann gibt es noch die Reüssierten, die feststellen, dass man im Pferdesport auch noch was werden kann, wenn die erste Jugend schon verblüht ist. Dressurweltmeister Josef Neckermann war so ein Beispiel, der erst in den Leistungssport einstieg, als er sein Versandkaufhaus auf die Schiene gebracht hatte. Einer der schillerndsten Figuren aus dieser Kategorie ist der ukrainische Oligarch Alexander Onischenko, Teilnehmer der Olympischen Spiele in Hongkong 2008 und London 2012. Mit den entsprechenden Pferden wurde er von Paul Schockemöhle versorgt, der in London auch das Traineramt übernahm. Zwar chancenlos, aber durchaus ansehnlich galoppierte Onischenko in London über die Kurse, das Team seines Landes zusammengekauft aus reitenden Söldnern aus anderen Nationen. Meist Reiter, die in ihrem eigenen Land bestenfalls in der zweiten Reihe standen. Natürlich war es für einen Ukraine-Milliardär seines Schlages kein Problem, entsprechende Pässe zu besorgen. Dieselbe Nummer scheiterte bekanntlich kurz vor den Olympischen Spielen in Rio. Um seiner Verhaftung wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung zuvor zu kommen, verließ er Hals über Kopf die Ukraine mit unbekanntem Ziel. Paul Schockemöhle sorgte dafür, dass trotzdem ein Ukraine-Team in Rio starten konnte.
Jetzt sitzt der 49-Jährige Onischenko, der seine Vermögensbildung mit dem Kauf eines Gebrauchtwagens im Emsland begonnen hat, in Barcelona, wo er sicher sein kann, nicht ausgeliefert zu werden. Er hat nach eigenen Angaben aufgrund korrupter Machenschaften nicht mehr viel Geld, aber für eine Bürosuite für 4000 Euro – pro Tag – reicht es gerade noch. Onischenko wörtlich in einem ausführlichen Interview in der „Welt am Sonntag“: „Als ich die Ukraine verließ, haben sie mir dort alles abgenommen. Aber natürlich habe ich noch ein bisschen Geld, nicht so viel, aber ich komme zurecht.“
Er plant sein Comeback als Politiker und vor allem als Springreiter. Dafür trainiert er fast täglich. „Beim Springreiten muss man seine Angst überwinden können“, verriet er der Welt am Sonntag. Eine durchaus nützliche Fähigkeit, denn Onischenko gilt als Staatsfeind Nummer eins für den derzeitigen Präsidenten Petro Poroschenko. Der hat allen Grund, das Buch zu fürchten, das der Jugendfreund der Klitschkos demnächst herausbringen wird. 244 Seiten Enthüllung in Sachen Staatskorruption, da muss auch ein Onischenko sehen, wie er sich schützt. „Als Springreiter bin ich daran gewöhnt, dem Tod gelegentlich ins Auge zu sehen.“ Na dann!
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