St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer macht sich Gedanken darüber, was uns in der kommenden WM-Saison erwartet.
Die Tannenzweige sind aus den Pferdeställen verschwunden, hier und da sieht man Weidepferde an abgetakelten Weihnachtsbäumen knabbern. Viele von ihnen stehen in diesen Wochen in matschigen Paddocks rum.
Der Winter, der keiner ist, weil es nur regnet, hat viele Weiden und Auslaufflächen in Sümpfe verwandelt, die uns Pferdehalter gelegentlich verzweifeln lassen, wie man den Vierbeinen genügend Bewegung verschafft. Denn durch den Matsch zu laufen, dazu haben die meisten Pferde keine Lust, wer könnte es ihnen verdenken.
Reiten macht nur Spaß, wenn man auch eine Halle hat, oder Sandboden, dem auch wochenlanger Regen wenig anhaben kann. Bleibt uns als erster Wunsch fürs neue Jahr eigentlich nur auf besseres, sprich pferdefreundlicheres Wetter zu hoffen.
Von Reitabzeichen bis Weltreiterspiele
Was die reiterlichen Wünsche für 2018 angeht, hat jeder die freie Wahl: Für den einen ist es das Reitabzeichen, für den nächsten der erste Galopp draußen, außerhalb von Halle und Reitplatz. Manch anderer wünscht sich z.B., dass das junge Pferd endlich den fliegenden Wechsel lernt.
Für einige ist der Große Preis von Aachen oder die 75 Prozent im Grand Prix und der Flug nach Tryon (North Carolina) zu den Weltreiterspielen im September, das sportliche Highlight in den Jahren zwischen den Olympischen Spielen. Ein gigantisches Unternehmen auch diesmal, mit Weltmeisterschaften in acht Disziplinen (Springen, Dressur, Vielseitigkeit, Fahren, Voltigieren, Reining, Distanzreiten und Paradressur).
Möge der Optimismus des Veranstalterteams anhalten, und alles so fertig werden, wie man es geplant hat. Bei der Generalversammlung der Internationalen Reiterlichen Vereinigung im November wurden die Delegierten noch mit hübschen Computer-Animationen abgespeist. Die Kamera schwenkte durch breite Boulevards, auf beiden Seiten von modernen Hotels gesäumt. Es bleiben acht Monate, die virtuelle Pracht zu realisieren.
Wir wünschen uns natürlich, dass unsere deutschen Reiter gut abschneiden. Die Aussichten sind, vor allem in Springen, eher gemischt. Aber vielleicht passiert ja über den Sommer noch das eine oder andere Wunder.
Bitte keine Skandale!
Vor allem wünschen wir uns ein Jahr frei von Doping- und Medikationsskandalen. Sie zersetzen den Sport wie ein Gift. Betrachtet man die positiven Ergebnisse der letzten Jahre, war, abgesehen vom Distanzreiten in den arabischen Ländern, in den wenigsten Fällen eine gezielte Leistungsmanipulation der Grund für eine positive Analyse. In der Mehrzahl der Fälle waren es Fehler in der Verabreichung der Mittel, falsch berechnete Abbauzeiten, Nachlässigkeit oder Kontamination etwa durch Futter.
Es soll hier natürlich nicht der arglistige Doper in Schutz genommen werden, der sein Pferd künstlich fit machen will, aber er ist tatsächlich nicht die Regel. Wer immer in das Räderwerk positiver Dopingkontrollen gerät, den erwartet eine langwierige teure Prozedur, mit wochenlanger Medienberichterstattung und oft keiner Chance, die eigene Unschuld zu beweisen. Mit einer positiven Probe aufzufallen, hängt wie ein Damoklesschwert über allen Reitern, der Ruf nimmt so gut wie immer Schaden.
Auch das sollte man nicht vergessen, wenn mal wieder ein Pferdesportler am Pranger steht. Schuld daran sind natürlich nicht die Medien, die über einen positiven Fall berichten, das ist ihre Pflicht, sondern diejenigen, die den Erfolg mit unredlichen Mitteln suchen und die erst das aufwändige Kontrollverfahren und die strikten Regelungen notwendig machen.
Züchterisches Zukunftsszenario
Als Züchter wünschen wir uns wie jedes Jahr unkomplizierte Geburten, gesunde Fohlen, mit Knaller-Qualitäten, wir hoffen, dass die Stute schnell wieder aufnimmt und sich die Youngster gut verkaufen lassen. Manchmal beschleicht uns ein ungutes Gefühl, wie die Zucht der Zukunft aussehen wird.
Auf der Holsteiner Körung wurden zwei Vollbrüder gekört, der eine ein Spross aus Embryotransfer. In Argentinien tritt ein Polospieler mit sechs geklonten Pferden, nummeriert von eins bis sechs, erfolgreich an, alles Nachkommen derselben guten Polo-Stute. Wollen wir das auch? Oder lieber nicht? Noch kann das jeder Züchter selbst entscheiden. Hoffentlich für immer.
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