Shuttles, die nicht fahren, Drucker, die nicht drucken, TV mit schwarzem Bild, Kaffee ohne Milch – der erste Tag der Dressureuropameisterschaft in Rotterdam erinnerte fatal an die desaströsen Weltreiterspiele 1994 in Den Haag. Es kann nur noch besser werden.
Mittwoch morgen, 8 Uhr. Vor dem Hotel Atlanta mitten in Rotterdam steht ein kleiner Bus, groß genug für eine kinderreiche Familie. Da sollen jetzt 60 Leute rein, Richter, Stewards, Journalisten. Es beginnt die Aufgabe Surviving of the fittest, die wir während der Dressur-EM täglich mindestens einmal lösen dürfen. Wir ergattern einen der Sitzplätze, um uns herum quetschen sich die weniger Glücklichen. Der Bus kutschiert uns aus der Mitte der Nachkriegssteinwüste Rotterdam zum hübschen Krailingspark am Ufer der Mars. Am Akkreditierungscontainer dann der nächste Stau, der Drucker, der die postkartengroßen Hundemarken, die uns als Presse ausweisen soll, ist kaputt. Zwar haben wir alle unsere Daten und Bilder schon vor Monaten geschickt, bei gut organisierten Turnieren liegt dann alles schon bereit, wenn man ankommt. Aber wir haben es schon geahnt, auf einem solchen befinden wir uns nicht.
Den Richter Dieter Schüle, der hier als Supervisor im Einsatz ist, findet der Computer überhaupt nicht. (Man erinnere sich, bei Championaten kümmern sich nicht weniger als sieben Richter und drei Überwacher um die richtigen Noten). Auf meinen Vorschlag, ihm doch eine Akkreditierung per Hand auszufüllen, hört natürlich keiner.
In der Pressestelle arbeitet das W-lan im Schneckentempo, obwohl erst fünf Leutchen arbeiten. Und Kaffee gibts genauso wenig wie ein Bild auf dem TV-Schirm, der immerhin aufgebaut ist. Wir arbeiten dran werden wir getröstet, wenn das denn ein Trost ist.
Helen Langehanenberg ist bereits die zweite Reiterin, das deutsche Team in den roten Jacken, die wir schon aus Kentucky kennen, stehen in der Mixed Zone oben auf der Tribüne, in der sich aber kein Reiter mixt, weil alle nach dem Ritt erstmal ihre Pferd wegbringen müssen der Stall ist anderthalb Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Wäldchens. Die deutschen Offiziellen machen eher zurückhaltende Gesichter, zu viele Fehler von Damon Hill. Das wird auch nach dem Ritt von Christoph Koschel nicht besser und ganz lang werden die Gesichter nach dem tollen Ritt der Britin Charlotte Dujardin auf Valegro. Das wars dann wohl mit der Rückholaktion EM-Gold. Isabell Werth rollt nur noch mit den Augen, sie ist erst Donnerstag dran und muss mit Matthias Rath so viele Kohlen aus dem Feuer holen wie möglich. Heute wird sie von Sohn Frederick (anderthalb) in Atem gehalten, der den Geräteraum der Wasserversorgung erobert hat und gerade probeweise ein paar Hähne aufdrehen will.. Für das, was auf dem Viereck läuft, hat er keinen Blick und auch das Versprechen Wirklich Frederick, es ist das letzte Pferd stimmt ihn dem Dressursport nicht gewogener. Jaja, jeder Tag ist ein Fischtag, aber nicht jeder Tag ist ein Fangtag seufzt seine Mutter und denkt an den zweiten TAg.
Gabriele Pochhammer
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