Grüße aus Frankreich

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Wissen Sie, was in ziemlich genau einem Jahr sein wird? In Frankreich? In der Normandie? Ja genau, gestern vor einem Jahr werden die Weltreiterspiele 2014 eröffnet worden sein. Wir haben die Freude, den Ort des Geschehens schon jetzt besichtigen zu dürfen. Oder vielmehr die Orte.

Denn die WEG 2014 werden sich an mehreren Orten abspielen, hauptsächlich in Caen, aber auch in der Umgebung. Gestern Abend wurden wir wärmstens in Caen empfangen, im offiziellen Team-Hotel der Spiele, vis à vis dem Hippodrôme. Dabei handelt es sich um eine Trabrennbahn, auf der die Fahrwettbewerbe ausgetragen werden. Dieses Wochenende ist das Test-Event. Und wer früh morgens schon die Nase an die frische Luft gehalten hat, der konnte Männern mit Hüten zusehen, wie sie die Hindernisse des Marathons zu Fuß abliefen.

Der Anblick eben jener Männer auf dem Kutschbock ist uns allerdings nicht vergönnt. Denn wir lernen den Helden der Stadt Caen kennen, William den Eroberer. Oder William den Bastard, wie andere ihn zu bezeichnen pflegen. Das hängt wohl davon ab, wie man dieser schillernden historischen Figur gegenüber steht, die 1066 bei der Schlacht von Hastings Großbritannien erobert und damit eine neue europageschichtliche Epoche eingeläutet hat. William hat uns natürlich nicht selbst die Ehre gegeben. Aber immerhin durften wir das Grab mit seinen Gebeinen in Augenschein nehmen, das in der Abtei von Caen ein prominentes Plätzchen gefunden hat. Oder vielmehr das, was von seinen Gebeinen übrig ist. In den Wirren des zweiten Weltkriegs wurden die nämlich geklaut und in der Stadt verstreut. Die aufgeregten Mönche fanden nur noch einen einzigen Knochen, dem nun gehuldigt werden kann. Und der Aufschluss darüber gegeben hat, dass William für seine Zeit gigantische 1,73 Meter groß war. Das war bis zu seinem Tod ein Problem, denn er passte nicht in seinen Sarg. Man musste mehrfach draufspringen, ehe der streitbare Normanne sich hat deckeln lassen. Welch unwürdige Zeremonie. Genug des geschichtlichen Exkurses. Für uns auch. Wir wollen jetzt Pferde sehen!

Bis dahin dauert es aber noch. Erst mal geht es über Land in Richtung Restaurant zum Lunch und was für einem! Naja, wir sind ja in Frankreich. Mehr als gut gesättigt werden uns nun endlich Pferde versprochen, Rennpferde in Deauville. Diese Stadt ist sozusagen das Lexington Frankreichs. Alles dreht sich hier ums Pferd, hauptsächlich um Galopper, aber auch um Traber und Poloponys. 4000 Einwohner, 2000 Pferde und ein Bürgermeister, der sagt: Wenn die EU Pferde an Europas Stränden verbieten will, weil sie den Sand verschmutzen, sage ich: Nicht mit uns! In Deauville dürfen Pferde immer an den Strand! Sowohl Renn-, als auch Polopferde nutzen nämlich das Meer nach dem Training als Daily Spa. Von morgens sechs bis um 10 Uhr zieht eine Karawane müder Rennpferde nach der anderen nach der Morgenarbeit durch die Innenstadt von Deauville und runter zum Strand. Hier ganz normal. Der Bürgermeister selbst sein Name ist Philippe Augier hat sein Geld (dem Anzug und dem Gebaren nach zu urteilen, nicht wenig) mit Pferden gemacht, genauer gesagt mit der Organisation von Vollblutauktionen. Jetzt hat er sein Geschäft verkauft und widmet sich der Regierung von Deauville. Seit 2010 gibt es hier ein riesiges Reitzentrum mit drei Reithallen, in dem auch normale Reiter zuhause sind hauptsächlich Springreiter. Augiers wispert mit Verschwörermine, dass zwei ausländische Teams schon angemerkt haben, sie würden im kommenden Jahr gerne vor den Weltreiterspielen in Deauville Quartier beziehen, wohl um sich schon mal zu akklimatisieren. Welche das sind, mag er allerdings nicht verraten.

Zum Rennen, das wir eigentlich auf der jüngeren der zwei Rennbahnen in dem 2000 Seelen-Örtchen hatten sehen sollen, waren wir leider zu spät (So ein Vier-Gänge-Menü zu Mittag braucht seine Zeit). Aber dafür dürfen wir beim Polo auf der älteren Rennbahn zusehen, die 1864 gebaut wurde vor der Kirche des Ortes übrigens. Daran sehen Sie, Pferde sind unsere Religion, meint der Bürgermeister. Zwölf Angestellte kümmern sich um 300 Pferde, die hier ständig stehen. Zu den Rennzeiten sind es bis zu 600. Aber heute steht für uns erst mal Polo auf dem Plan. Kein wichtiges Spiel, aber die Preise sind trotzdem beeindruckend. Ansonsten ist das Spiel weniger interessant als das Ritual danach, bei dem tatsächlich Damen in Highheels mit Pfennigabsätzen versuchen, den Boden einzuebnen. Nun ja, vertikutiert muss er ja schließlich ebenfalls werden Morgen mehr aus der Normandie!

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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