Holsteiner Verband: Romeike for president?

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Moment mal! Die Kolumne von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer (© Foto Bugtrup/Montage: www.st-georg.de)

Es ist zwölf Jahre her, dass Hinrich Romeike auf Marius in Hongkong zwei olympische Goldmedaillen einfuhr. Olympiasieger bleibt man, sein Leben hat sich verändert und jetzt wartet vielleicht eine neue Herausforderung auf den Zahnarzt aus Nübbel.

Als ich Hinrich Romeike am Telefon erwische, ist er auf dem Weg von seiner Zahnarztpraxis in Rendsburg zu seinem Hof in Nübbel, fährt vorbei an Feldern, Wiesen und den Weiden mit seinen Pferden. Aus dem Fenster kann er Marius sehen, jenen Schimmel v. Condrieu xx, der in Hongkong 2008 zwei olympische Goldmedaillen in der Vielseitigkeit gewann. Der heute 26-jährige Holsteiner genießt sein Altenteil in Nübbel und gefällt sich in der Rolle des Oberlehrers, der das vierbeinige Jungvolk ein bisschen erzieht. „Das geht sehr gut“, sagt Romeike, den alle nur „Hinni“ nennen, „im Grunde ist er sehr freundlich und kommt mit allen zurecht.“

Fast zwölf Jahre ist es jetzt her, dass Hinni zu nächtlicher Stunde auf der Rennbahn von Hongkong erst das Mannschaftsgold klar machte und anschließend auch noch das Einzelgold für sich.

Marius war keiner, der sich vor den Parcoursstangen ekelte, sondern ließ eher mal eine mitgehen. Aber an diesem Abend wusste er offenbar, worauf es ankam. Eine Stange wackelte ein bisschen, alle blieben liegen. Dieser Tag und die Wochen, die danach kamen, hätten sein Leben verändert, sagt Hinni. Sie waren ein bisschen wie ein einziger Rausch. Als Olympiasieger wurde er herumgereicht, jeder wollte mit ihm sprechen und ihm zuhören, nicht nur in der Reiterwelt.

Erfahrungen als Olympiasieger

„Mich kennen nicht nur alle Pferdeleute, sondern auch alle Zahnärzte“, sagt er mal. Vor seinen Berufskollegen hielt er Vorträge, wie man sich so motiviert, dass man am Ende eine Goldmedaille um den Hals hat, er der lupenreine Amateur, an dem der Schöpfer der modernen Olympischen Spiele, Baron de Coubertin seine Freude gehabt hätte. „Als Reiter und als Zahnarzt bin ich ausgeehrt“, erklärt er mir auf seine unnachahmliche Art.

Wochen nach der Rückkehr aus Hongkong traf er den Tennisstar Michael Stich, Olympiasieger wie er. „Hast du schon kapiert, was das bedeutet?“, fragte ihn Stich. „Bei mir hat es zehn Jahre gedauert.“ Dabei hatte er zu dem Zeitpunkt schon mehrere Grand Slam-Turniere gewonnen. „Olympia steht weit über allen anderen Erfolgen“, sagt Hinni, „Man gehört zu einer bestimmten Gruppe und steht unter Beobachtung, ob man das will oder nicht.“

Neue Aufgabe?

In den vergangenen Monaten, noch vor der Corona-Krise, hat er ein paar Anrufe gekriegt, von Holsteiner Freunden. Es ging um den Vorsitz im Holsteiner Verband, der jetzige Vorsitzende Hinrich Köhlbrandt hat seine Amtszeit auf ein Jahr begrenzt, ein Nachfolger wird gesucht. Hinni hält sich bedeckt: „Das ist noch nicht kommunikabel.“

Aufdrängen wird er sich nicht, keine Kampfabstimmung. Aber wegducken will er sich auch nicht. Ein Nein klingt jedenfalls anders. „Aber ich bin ja kein Rentner, der ein neues Betätigungsfeld sucht, sondern noch die nächsten zehn Jahre Zahnarzt“, sagt der 57-Jährige, der seit vielen Jahren Mitglied im Holsteiner Verband ist, mehrere Sportpferde gezüchtet hat und darüber nachdenkt, wieder eine Stute zum Hengst zu bringen.

Der Saft, der Wunder schafft

Und ein paar Ideen hätte er auch. „Der Holsteiner Züchter muss sich fragen: Wo stehen wir? Sind wir Weltspitze?“ Viele sind immer noch der Meinung, aber die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Derzeit rangiert der Holsteiner Verband auf Platz acht der Springpferderangliste des Weltzuchtverbandes WBFSH.

Das ist gutes Mittelmaß, immerhin besser als die Haflinger.

Der Züchter müsse darauf vertrauen, dass ihm der Verband Hengste zur Verfügung stellt, mit denen ein Aufstieg in die Spitzengruppe wieder möglich ist, sagt Romeike.

Wie bei einem Buschreiter nicht anders zu erwarten, schlägt auch Hinrich Romeikes Herz für das blutgeprägte Pferd, für den Vollblüter. „Das ist nun mal die Leistungszucht Nummer eins, weltweit“, sagt er. Und erinnert daran, dass der Weltrekord im Hochsprung immer noch von dem Vollblüter Huaso gehalten wird, 2,47 Meter aus dem Jahre 1949, der damit einer der längsten ungebrochenen Rekorde im Sport ist (zu sehen bei Youtube).

Romeike möchte den Züchtern ein Zehn-Minuten Video vom Grand National in Liverpool zeigen, der 2018 und 2019 von dem nur 1,56 Meter großen Tiger Roll gewonnen wurde. „Damit Sie sehen, was die Vollblüter leisten, das wissen viele gar nicht. Die Hindernisse sind quasi fest, da geben nur ein paar Blätter nach, 1,60 Meter hoch. Sie müssen reell gesprungen werden und das im 800-Meter-Tempo. Die müssen richtig springen können. Es gibt diese Blüter, man muss sie nur finden.“

Vollbluthengste haben zusammen mit den im hartem Arbeitsleben täglich leistungsgeprüften Stuten den Holsteiner einst groß gemacht. Ein Vollblüter, der nicht nur springen kann, sondern das Talent auch noch vererbt, das wäre der Jackpot. Viel Glück beim Suchen!

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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  1. Anja Sieg

    Tiger Roll hat das Grand National 2018 und 2019 gewonnen. 2020 war er auch Favorit, aber der Hattrick blieb ihm wegen Corona leider verwehrt.


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