Jetzt laufen sie wieder

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Moment mal! Die Kolumne von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer (© Foto Bugtrup/Montage: www.st-georg.de)

In dieser Woche stehen auf der Rennbahn Hamburg-Horn alle Zeichen auf Pferd genauer auf Vollblutpferd. Ein paar Betrachtungen zur Szene rund um die schnellsten Pferde der Welt.

Das Deutsche Derby ist und bleibt DAS Derby. Alle anderen zum Derby geadelten Sportevents – sorry Flottbek! – haben sich irgendwann mal angehängt. Von allen möglichen Fußballmeetings, die als Nord- oder sonstiges Derby daher kommen, ganz zu schweigen.

16 Pferde stehen noch auf der Startliste für die 150. Auflage des Traditionsrennens am kommenden Sonntag – am 1. Januar war es es noch 98. Nicht dass jemand hätte fürchten müssen, auf einmal fast hundert Pferde über die Horner Rennbahn stürmen zu sehen, sondern so ist es im Vollblutsport üblich. Jeder namhafte Stall versucht, seine Jahrgangsbesten zu nennen, bis der realistische Trainerblick dann das Feld schmelzen lässt und es auf eine praktikable Starterzahl zusammen gestrichen wird.

Die Heimat des Rennsports und damit der Vollblutzucht ist England, und nicht nur in Hamburg wird gerne mit einem Auge über den Teich geschielt, wie man es da denn so hält. Ich sage nur Ascot. Die traditionelle Rennwoche ist vielleicht das meist beachtete Sportereignis der Welt, wenn auch nicht wegen der Pferde. Deren Namen kennt kaum einer.

Aber die wirklich wichtigen Fragen bewegen die Welt: Welche Farbe hat das Outfit der Queen (in diesem Jahr himmelblau), wer sitzt mit ihr in der Kutsche (in diesem Jahr das niederländische Königspaar) und welcher Hut schafft es ins Fernsehen? In diesem Jahr war das wilde Flatterteil von Königin Maxima in aller Munde, der ihr rechtes Ohr zur Taubheit verdammte.

Haya, bitte melde Dich!

Manchmal sind die, die nicht gekommen sind, interessanter als die, die da waren. Dass sie in diesem Jahr nicht mit ihrem strahlenden Lächeln neben dem grimmig dreinblicken Gatten in Ascot erschien, gab den Anstoß für Spekulationen über den Verbleib von Prinzessin Haya, einer der Ehefrauen des Dubai-Scheichs Mohammed bin Rashid al Maktoum. Er gewann zwei Rennen, die Queen gratulierte ihm.

Es wird spekuliert, die jordanische Prinzessin sei vor ihrem Mann geflohen (St.GEORG berichtete), nichts Genaues weiß man zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Falls sie sich nach England abgesetzt hat, lebt sie jedenfalls gefährlich. Der Scheich hat in Newmarket einen Rennstall mit mehreren hundert Pferde, sein Arm ist lang, wie man seit der gewaltsamen Rückholung seiner entflohenen Tochter Latifa weiß. Mit solchen Leuten verkehrt man eigentlich nicht.

In Newmarket hat auch Haya ihren Turnierstall Team Harmony mit rund zehn internationalen Springpferden, geritten von dem Iren Peter Moloney und noch am vergangenen Wochenende in Knokke unterwegs. Alles sehr rätselhaft und ein Fall für die TV-Sendung: „Bitte melde Dich“.

Scheich Mohammed stellte übrigens auch in Horn schon einen Sieger, 2010 gewann Buzzword aus dem Stall Godolphin, so heißt das Pferdeimperium des Scheichs. Die Tradition sieht vor, dass der Besitzer des Vorjahrssiegers beim Galadiner vor dem folgenden Derby eine Rede hält. Dazu hatte der Scheich keine Zeit, schließlich ist er ja im Nebenberuf Staatenlenker, sondern schickte seinen Stallmanager. Der nutzte die Gelegenheit, um in devotesten Worten Seine Hoheit, den „kühnen Visionär“, also seinen Gehaltszahler, zu besingen.

Empfehlenswerte Lektüre

Andere Derbyredner hatten Substanzielleres zu sagen, nachzulesen in einem Buch, das rechtzeitig zur 150. Auflage des Derbys von Peter Brauer, einem langjährigen St.GEORG-Autor, und Patrick Bücheler herausgegeben wurde. (Die Hamburger Derbyreden, Deutscher Sportverlag). Auch diese Tradition stammt aus England, dort wurde sie 1846 eingeführt und „Gimcrack“-Rede genannt, in Erinnerung an ein denkwürdiges Rennpferd gleichen Namens.

Der weniger als 1,50 Meter große Schimmelhengst gehörte zu den Großen seiner Zeit, gewann 27 von 36 Rennen. Brauer hat alle Reden seit 1970 zusammengetragen, auch zwei aus früheren Jahren. Da der Redner ein Jahr lang Zeit hat, sich vorzubereiten, können fundiert die Probleme des Sports angesprochen werden. Wer will, darf schonungslos Klartext reden. Doch, wie Brauer so schön schreibt: „So offenbarte sich im Laufe der Zeit immer wieder, dass die hehre Grundidee der Rede die Toleranz und Kritikfähigkeit mancher Zeitgenossen überforderte.“

Einmal kam es nach einer Gimcrack-Rede zu einem Schusswechsel im Morgengrauen. Einer der Duellanten bezahlte mit seinem Leben. Aber das war in England und ist mehr als 100 Jahre her. Bei den Hamburger Derbyreden geht es meist um aktuelle Fragen, die den Rennsport beuteln, um Verbesserungsvorschläge. Kritik hält sich in Grenzen, schließlich sind die Sponsoren auch dabei, man will ja kein Netzbeschmutzer sein. Manchmal geht es auch um Pferde.

Lustige sagt „Ja!“

So wie in der Rede von Karl-Heinrich Pinke-Buhmann, Züchter und Besitzer der Derbysiegerin 1955 namens Lustige. Er erzählt, wie sich aus einem zunächst unterschätzten Stütchen mit wechselnden Leistungen eine Derbykandidatin entwickelte. Es war schwer, einen guten Reiter fürs Derby zu finden, weil die großen Ställe schon die erste Garnitur verpflichtet hatten. Da fiel Karl-Hinrich Pinke-Buhmann der Jockey Albert Klimscha ein, der ihn in Ungarn bei einem rasant gerittenen Finish beeindruckt hatte.

Der schildert seinen Derbysieg mit Lustige später dem Besitzer: „Zweihundert Meter vor dem Ziel habe ich die Stute gefragt. Sie hat nicht geantwortet. Dann habe ich sie wieder gefragt. Ich habe gesagt: Was ist, Lustige, wollen wir? Dann hat sie gesagt: JA. Und haben wir gelaufen.“ Für Buhmann war es einer der schönsten Momente seines Lebens. „Ein Kindertraum ging in Erfüllung.“ Und das versteht wohl jeder Pferdezüchter rund um den Globus.nike air jordan 1 outlet | men’s jordan 1 release date

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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