Kentucky 3: Geldsorgen, Hunger und Kälte

Von
Vet Check in Kentucky

(© www.st-georg.de)

Niemand lässt und Geld tauschen, das Navi hat Spaß daran uns eine lange Nase zu zeigen und Botswana ist in Sachen internationaler Geldverkehr deutlich fortschrittlicher als die USA.

Alles hat geklappt, die Flüge waren OK, der Mietwagen stand bereit. Das Navi auch. Sobald man den Flughafen von Lexington verlässt, sieht man das, was man schon aus der Luft erkennen konnte. Der geneigte Kentuckyianer hat ein Faible für Zäune. Solide feste Holzzäune, wahlweise in schwarz oder weiß. Gerne zur Straße hin auch double fenced, also zwei Zäune mit einem kleinen, vielleicht zwei Meter großen Grünstreifen dazwischen. Der ist dann immer fein säuberlich gemäht. Obwohl Farmer, und auch unser Gastgeber Dieter, ein Schultheiß-Schüler, der seit mehr als 30 Jahren in den USA lebt, etwas sorgenvoll den Aufwuchs betrachten. Der ist nur ca. zehn Zentimeter hoch, wegen des langen Winters, sagt Dieter. Das könnte man in der Heuernte vielleicht merken, da sich der erste Schnitt nach hinten verschiebt. Der erste von wohlgemerkt fünf Schnitten (!), die man im Blue Grass Staat Kentucky als normal empfindet. Das Gras ist natürlich auch hier grün, aber es ist schon rein optisch von einer Kraft, dass man verstehen kann, warum die Leute es als Blue Grass verstehen. Pferde oder auch Rinder (gegenüber unseres Domizils muhen die schwarzen Angus-Rinder) gedeihen hier gut. Die großen Vollblutgestüte und auch die kleinen Züchter haben natürlich die Stuten und Jungpferde auf den Wiesen. Wo immer man lang fährt, das mehr oder weniger identische Bild: Wiesen, Pferde, Zäune und imposante Farmhäuser, meistens mit Säulen. Alle sehen sich recht ähnlich und das hat sich für uns als Problem herausgestellt, denn unser Navi schickt uns weiterhin fröhlich durch den Blue Grass State. Offensichtlich gibt es das berühmte wenn möglich, bitte wenden nicht. Denn wenn wir wieder einmal falsch gefahren sind, dann lenkt uns der schwarze Kasten Ewigkeiten durch die Pampa und nach fünf Minuten stellt man dann fest: Das kommt mir hier irgendwie bekannt vor. Wiesen, Pferde, Zäune und imposante Farmhäuser …

Irgendwann aber auch Straßen und Gebäude, denn wir wollen bzw. müssen Geld wechseln. Das hatten wir eigentlich schon auf dem Flughafen machen wollen, aber wegen der Verspätung hatten wir keine Zeit. Ein folgenschwerer Fehler. Denn Lexington, die Hauptstadt von Kentucky, hat keine Bank, die in der Lage ist einen 100-Euro-Schein zu wechseln. Bzw. nach sechs Banken hatten wir den Eindruck, dass man unser Geld nicht will. Wir konnten uns ausweisen, ärgerlicherweise aber nur mit einem Reisepass. Was man in US-Banken braucht, ist eine amerikanische Driving Licence, sprich einen Führerschein. Das ist mehr Wert als ein Pass oder ein schnöder Ausweis. Wir haben dazugelernt: Ich fahre, also bin ich amerikanische Philosophie für Anfänger. Kein Wunder bei den Riesenautos, die einem hier entgegenkommen. Philosophie kann man übrigens in Kentucky studieren an der Transylvanian University, die ist im Herzen von Lexington und man fragt sich schon, was da auf dem Lehrplan steht? Pfählen? Blutgruppenbestimmung? Oder Sargkunde?

Irgendwann, nachdem wir ein Ticket für Falschparken in Empfang genommen hatten, fanden wir dann einen Geldautomaten mit dem EC-Symbol. Die Rettung Gott sei Dank. Von wegen. Meine Karte wollte er gar nicht, die meiner Kollegin Laura (selbe Bank in Hamburg) schon. Zumindest zunächst, dann aber sorry, impossible transaction. Lauras Stoßseufzer: Ich habe mit dieser Karte an einer Tankstelle in Maun in Botswana Geld bekommen, ohne Probleme!, sagt alles. Es bedurfte dort dazu übrigens keines amerikanischen Führerscheins, auch nicht in Windhoek …

Unsere Lehrstunde ging dann weiter: Walmart akzeptiert Visa-Karten ohne PIN und Unterschrift. Da kann man sich dann ein Roastbeef/Swiss Cheese Sandwich leisten. Das entspricht exakt dem, was man landläufig unter dem Begriff Halbes Schwein auf Toast versteht. Die Gänge bei Walmart sind so breit, dass die Golfcar-ähnlichen Fahrzeuge, mit denen die mitunter leicht übergewichtigen Amerikanerinnen dort unterwegs sind, aneinander vorbeikommen. Warum habe ich nur Gabelstapler im Kopf?

Satt, immer noch ohne Geld, aber mit der Akkreditierung in der Hand, ging es dann direkt zum ersten Vetcheck. Die Bedingungen waren traumhaft: Regen, Windböen und einstellige Temperaturen. Das hat aber einige der Teilnehmerinnen nicht davon abgehalten, in Pumps den Trot Up, das Vortraben zu absolvieren. Unser Eindruck: Je höher die Pumps, desto untaktmäßiger die Bewegungen des Vierbeiners. Aber das mag täuschen, denn es gab keine Beanstandungen der Jury, nur manchmal brauchten sie etwas länger, bevor es dann Accepted über die Lautsprecher tönte.

Die Pressestelle befand sich noch im Aufbau. Aber alle sind wahnsinnig nett. Weil es so kalt war und alle frierend reinkamen, gab es Kaffee entkoffeiniert. Ich muss wohl etwas entsetzt geguckt haben. Eine kanadische Journalistin deutet auf eine zweite Thermoskanne: If it is too strong, take some hot water. Falls zu stark, bitte mit Heißwasser verdünnen. Puh, andere Länder, andere Sitten. Morgen gehts los!

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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