St.GEORG-Redakteurin Laura Becker über amerikanische Größenverhältnisse und eine Geländestrecke, die (über-)lebenswichtige Fragen aufwirft.
Groß war das Stichwort, das ich im Kopf hatte, bevor ich das erste Mal in meinem Leben amerikanischen Boden betrat. Groß ja, aber riesig? Doch genau das trifft auf alles zu, was mir hier begegnet. Angefangen bei den herrlichen Weiden, auf denen die Pferde gefühlt eine Zwei-Tages-Wanderung hinlegen könnten, ohne auf einen Zaun zu treffen, bis über die Farm, auf der wir untergebracht sind (ich habe nach drei Tagen immer noch nicht feststellen können, wie viele Zimmer, Anbauten und Ausgänge es hier gibt) und der Supermarkt Walmart (in dem ich mich hundertprozentig verlaufen würde, wäre ich alleine unterwegs) mit ein Kilogramm (!) M&Ms-Packungen bis hin zum Kentucky Horse Park. Ich meine, bei Park denke ich schon groß, aber ein Areal mit eigenen Straßennamen, mindestens zehn Museen, Reithallen, Stadien und penibel gemähte kilometerlange Wiesen soweit das Auge reicht, sprengen dann doch meine deutsche Vorstellungskraft. Aber so fühlte ich mich schon mal ganz gut vorbereitet für unsere Besichtigung der Geländestrecke. Ich dachte, ich hätte mich allmählich an die amerikanischen Dimensionen gewöhnt. Weit gefehlt!
Die ersten beiden Sprünge waren zwar noch relativ harmlos wenn dieses Wort in einem Viersterne-Kurs überhaupt passend ist doch schon bei Sprung drei wusste ich: Das wird spannend. Vor mir türmte sich eine in meinen Augen viel zu hohe Hecke auf dekorativ in Form des Alltech-Pferdes geschnitten. Und als wäre das nicht schon genug, gibt es die Hecke dann auch gleich im Doppelpack auf drei Galoppsprünge, genannt die Double Brush Tables, die Doppel-Bürsten-Tische. Na, wenns sonst nichts ist. Jetzt bin ich eingestimmt, denke ich während ich hinter Chefredakteur Jan Tönjes hinterher eile, der ganz amerikanisch in riesigen Schritten, Stechschritten, über die Strecke rennt. Aber das kenne ich schon aus Luhmühlen. Ich habe mich damit abgefunden, ihn bei einer Geländebegehung nur von hinten statt von der Seite geschweige denn von vorne zu sehen. Ich bemühe mich, langsam zu gehen, verspricht er mir. Super, dann bin ich nicht mehr zwanzig Meter hinter ihm, sondern nur noch fünf. Immerhin. Am Sprung treffen wir uns spätestens wieder.
Aus meiner Sicht könnte man die Strecke auch Alter Schwede nennen, denn ich komme an keinem Sprung vorbei, an dem mir dieser Ausdruck nicht herausrutscht, mal staunend, mal skeptisch und teilweise auch einfach nur entsetzt. So an Sprung elf. Dem Hammock-Tisch mit zwei Hasen oben drauf. Diesen Sprung Tisch zu nennen ist ein Witz, es sieht mehr aus wie eine Theaterbühne. Wie tief er ist? Jan Tönjes kann sich der Länge nach darauf ausstrecken, wohlgemerkt bei einer Größe von 1,81 Meter. In Luhmühlen gibt es einen offenen Oxer, bei dem ich aus voller Überzeugung gesagt habe, dass ich nicht für eine Millionen dagegen reiten würde. Nun, ich muss mich etwas korrigieren. Wenn ich keine Wahl hätte außer: Luhmühlen oder dieser Kentucky-Tisch ich würde mich für Luhmühlen entscheiden, sagen wir für zwei Millionen. Die Viersterne-Reiter sagen immer, dass solche Sprünge nur eine Kopfsache für den Reiter sind, aber für das Pferd kein Problem darstellt. Ich glaube schlicht und ergreifend, man muss einfach verrückt sein, so eine Strecke zu reiten.
Die Sunken Road (Sprung 13) ist in den Abmessungen nicht so groß wie der Tisch, das macht sie allerdings nicht einfacher. Es geht über einen Steilsprung weit hinunter in die Tiefe, zwei Galoppsprünge später wieder hoch hinauf zum nächsten Steilsprung. Da sind Mut und Beweglichkeit gefragt.
Weiter gehts. Kollege Jan natürlich vorweg. Nimm du doch die Abkürzung, dann gehe ich schnell die Wendung um den Berg herum noch ab. Das muss er mir nicht zweimal sagen. Ich habe jetzt schon das Gefühl, einen Halbmarathon gelaufen zu sein. Dabei haben wir erst die Hälfte der Strecke, rund 3,5 Kilometer hinter uns gebracht. Wären wir nicht auf einer Mission, wäre das Gelände geeignet für einen idyllischen Sonntagsspaziergang auf gemähten Wiesen und an Baum-Alleen vorbei, die sicherlich bei etwas wärmeren Temperaturen explodieren würden in sattem Grün und leuchtenden Farben. Der Boden ist sensationell, nicht zu tief, nicht zu hart. Man hat das Gefühl, man würde auf Moos gehen.
Der Rolex-Wasserkomplex, Sprung 19, könnte auch ein kleiner, hübsch angelegter Badesee sein. Ganz und gar nicht hübsch, sondern mehr wie eine Achterbahnfahrt ist allerdings der Wassereinsprung, bei dem man im Anritt nicht sieht, wohin man springt. Danach geht es weiter über einen zweiten Steilsprung und eine Ente im Wasser. Am Aussprung wartet eine Busch-Ecke.
Sprung 22 ist eine Normandy Bank, also ein Hügel bzw. Wall. Über einen offenen Graben geht es gefühlt fünf Stockwerke nach oben, wo dann als In-Out ein Steilsprung wartet. Als Fotomotiv super, aber als Sprung? Noch sieben weitere Aufgaben warten ab hier auf die Reiter und Pferde bevor sie das Ziel erreicht haben. Dann haben sie insgesamt 6470 Meter hinter sich gebracht, im besten Fall in 11,21 Minuten.
Verrückt mögen sie sein, die Buschreiter, aber dabei sind sie auch ungemein sympathisch. Manchmal scheinen sie selber über ihren Mut überrascht. In der Pressekonferenz werden drei Reiter gebeten, ein Statement zur Strecke abzugeben. Andrew Nicholson, der dreimal das CCI**** in Burghley gewonnen hat, sagt als erstes: I think its really big Ich finde, die Strecke ist wirklich riesig. Die Zweitplatzierte ist erleichtert: Oh ich bin froh dass du das meinst, ich finde sie auch riesig. Dreimal darf geraten werden, was die Drittplatzierte sagte. In Amerika ist einfach alles riesig.
Ein Video der gesamten Geländestrecke gibt es in Kürze auf www.st-georg.de
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