Letzter Blog aus Tryon: Fazit höchst aufregender Weltreiterspiele

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Auf dem Podium: Martin Fuchs (SUI, Silber), Simone Blum (GER, Gold), Steve Guerdat (SUI, Bronze). Weltmeisterschaften 2018. (© Pauline von Hardenberg)

Sahnehäubchen Simone Blum, danke den freundlichen Menschen und die Feststellung: Irgendwie war es doch auch schön!

Das war nochmal ein Sahnehäubchen obendrauf und die neue Weltmeisterin, die wir in den letzten Tagen doch stets so beherrscht und konzentriert erlebt hatten, wurde auf einmal doch emotional. Ihr Dank ging nicht nur an Alice, sondern auch an ihren bisherigen Lebensgefährten Hansi Goskowitz der in vier Wochen ihr Ehemann sein und Herr Blum heißen wird. „Er ist der wundervollste Mann der Welt, der Mann meines Lebens. Ohne ihn wäre ich nicht hier“, sagte Simone. Das war sozusagen eine Liebeserklärung mit Goldrand.

Es ist immer ein besonderes Vergnügen zu beobachten, wie die Warendorfer Truppe, zu erkennen  an den roten Polos mit der Aufschrift Germany, sich in den Armen liegt, auf die Schultern klopft und sich gegenseitig gratuliert, wenn ein deutscher Reiter was gewinnt. Es sei ihnen gegönnt, irgendwie ist ja jeder ein bisschen beteiligt und manchmal gratulieren einem ja auch die Journalistenkollegen, aber das finde ich bisschen übertrieben. Simone ist geritten wie aus einer anderen Welt und mir wurde gewhatsappt – schönes neues Wort – dass selbst zuhause vor den Fernsehschirmen die Tränen flossen. What a Day! Alle fliegen morgen nach Hause, nur Marcus wollte schon heute Abend los. Er heißt ab sofort der „Leitfuchs“ aus nachvollziehbarem Grund. „Leitwölfe“ waren gestern.

Erklärungsversuche

In einer letzten Pressekonferenz versuchte die FEI-Spitze, der Präsident Ingmar de Vos und die Generalsekretärin Sabrina Ibanez, sowie Sharon Decker, die Organisationschefin, noch ein einigermaßen erträgliches Fazit zu ziehen, was nicht so einfach war. Jedenfalls war immer das Wetter schuld. Der viele Regen im Sommer, die feuchte Hitze beim Wettkampf, Hurricane Florence, der dann zwar nicht kam, aber doch hätte kommen können. Tagelang seien im Fernsehen Bilder von überfluteten Straßen gezeigt worden mit der Warnung, sich aus North Carolina fernzuhalten, klagte Decker. Doch wer es trotzdem wagte, fühlte sich auch nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Einige Zuschauer, die 120 Dollar Eintritt bezahlt hatten, benötigten drei Stunden, bis der Shuttle sie vom Parkplatz auf den Turnierplatz gebracht hatte. Und dann war leider die A-Runde im Finale schon vorbei.

Probleme mit dem Bauamt?

Mark Bellissimo, der Overall Chef, der so viele leere Versprechungen gemacht hatte, ließ sich nicht blicken. Wahrscheinlich überlegt er schon, was er morgen den Kontrolleuren vom Bauamt erzählen will, die prüfen müssen, ob alle Bauvorschriften bei den eilends hochgezogenen Gebäuden eingehalten wurden. Während der Spiele hätten sie alle Augen zugedrückt, heißt es, aber jetzt wollen sie sehen, was los ist. Da ist man in den USA sehr streng, und bei der Hektik, die an den Tag gelegt wurde, um in allerletzter Sekunde wenigstens einiges fertig zu kriegen, wurde womöglich manches mit heißer Nagel gestrickt. Oder müsste es heißen, mit heißem Bagger gepflastert?

Der kanadische Springreiter Eric Lamaze hat auf Facebook einen bitterbösen Kommentar über das ganze Event geschrieben, vielleicht war er auch frustriert, dass er mit seinem Pferd nicht das beste Turnier hatte.

Wir packen jetzt die Koffer, auch wenn man so gut wie nichts eingekauft hat, ist der Koffer am Ende immer voller als vorher. Die Versuchung, Geld auszugeben, war hier äußerst gering. Essen gab’s im Pressezentrum for free – dafür nochmal tausend Dank, wenn einer der Spender das hier lesen sollte! Die Ausstellung konnte man vergessen. Abgesehen von die Zubehör-Ständen mit den bekannten guten Marken, aber die gibt’s ja auch zuhause, vor allem bunter Schrott – es sei denn man liebt lila-rosa karierte Reitstiefel.

Danke den Gastgebern!

Tschüss, Klefferle! Du wirst uns fehlen! Und vielen Dank unserer tollen Gastgeberin Sharon!

Wie immer, sagt man am Ende, schön war es doch. Das lag an unserer gemütlichen kleinen Holzhütte, an der überwältigend schönen Landschaft und an den wahnsinnig freundlichen Menschen. Wo auch immer, ob die Fahrer der Golfkarren, die Mitarbeiter im Pressezentrum, die wie schon so oft von Edith de Reys‘ ruhiger, kundiger Autorität geführt wurden, alle waren nett, auch wenn es die Umstände nicht immer waren. Es gab viel zu berichten, von allen Disziplinen. aber wenn dann irgendwo über einem Text die Überschrift „Gold auf dem trabenden Barren“, auftaucht – gemeint sind die Voltis.

Tschüss Ken Miller-Road mit ihren vielen Tieren, die täglich unseren Weg kreuzten. Die schönste Strecke auf dem Weg nach Tryon. Wer dieser Ken Miller war, haben, wir leider trotz intensiver Internetchecherche nicht herausbekommen. Kennt den vielleicht einer? Dann bitte melden. Wir sind dann mal weg, verabschiedet vom fröhlich Gebell unseres Kläfferles.

Urgemütlich war unser Hüttchen in North Carolina!

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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