Luhmühlen – Freischwimmer für Vize-Olympiasieger und … Journalisten

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Von Kontaktlinsen, halben Pirouetten, Prinzen, die einfach gut drauf sind und diesem unvergleichlichen Zelt-Feeling.

Tropf, tropf, tropf. Tropfen können etwas Gemütliches haben. Vielleicht kennen Sie dieses unvergleichliche Gefühl wohliger Gemütlichkeit, die in einem aufsteigt, wenn man in einem Zelt sitzt, es draußen regnet und man in seinem Lieblings-Wohlfühl-Pullover (so einer mit extra langen Ärmeln) sitzt und einen Tee trinkt. Der wärmt einen auf, weil man vorher gerade durchgeregnet worden ist. Dieses schöne Gefühl hatte ich heute. Weniger Tee und Lieblingspullover, dafür umso mehr Regen. Denn pünktlich zur Viersterne-Prüfung kam der Regen. Um präzise zu sein, kam er nachdem die ersten Pferde schon über den knapp sechs Kilometer langen Kurs galoppiert waren. Dunkle Wolken waren schon länger da, aber so richtig los ging es, als ich gerade auf der Jeep-Wiese war. In Hemd, ohne Jacke, ohne Schirm. Das sind Situationen, in denen man sich daran erinnert, dass Nadelbäume wesentlich weniger Regen abhalten als Laubbäume. Aber unter den Laubbäumen war schon alles besetzt. Und um einen der Plätze unter dem Hochsitz am Rande der Wiese zu ergattern, vergaß manch einer seine gute Erziehung. Also zurück ins Pressezelt, klitschnass. Die Kollegen, darunter auch eine kompetente Fachkollegin mit jahrzehntelanger Buscherfahrung sahen es mit Amusement. Deswegen also Zeltfeeling. Gut, dass ich jedenfalls einen Pullover habe, der wärmt.
Gut, dass es im Pressezentrum einen Fernseher gibt. Da sieht man auch alles, die Sprünge auf dem Stadionareal kann man beim Blick nach links live erleben. Und dazu kann man trocknen, prima! Ziemlich zum Schluss des Kurses werden alle Reiter und Pferde nass, auch wenn der Regen wieder Sonnenschein gewichen ist. Dort ist der Eon-Teich. Rein ins Wasser, dann über ein Boot auf einem Hügel und dann über zwei Enten, die miteinander schnäbeln. Kunsthandwerk die Enten sind nicht nur groß, sondern auch bunt bemalt. Fachleute haben es sofort erkannt: Die Entendame ist vom Outfit her eher eine graue Maus. Ergo: Die, die da schnäbeln sind beide männlichen Geschlechts. Kerle im Prunkgefieder. Hinter vorgehaltener Hand sprechen einige vom Schwulen-Erpel-Hindernis.
Heute morgen war Sonne. Die Dreisterne-Prüfung war schwer. Toller Sport. Andrew Hoy war zweiter Reiter und schaffte es, zum vierten Mal in seiner Karriere ein Bad im Milford-Teich zu nehmen. Kein schwerer Sturz, aber vielleicht verlief es nur so glimpflich, weil er so routiniert ist, ausgerechnet in dieses Wasser zu fallen. Erst blieb er liegen (seinem Cheeky Calimbo ist nichts passiert), aber nur um erst einmal das Wasser aus den Stiefeln fließen zu lassen. Das Publikum applaudierte. Andrew stand auf und verbeugte sich. Da brandete der Applaus dann richtig auf. Es soll Fotos davon geben die gibt es in der nächsten Ausgabe zu sehen, wir arbeiten dran, versprochen!
Marina Köhnckes Abreiten begann etwas verschwommen. Zumindest sah sie nicht so richtig viel: Sie hatte ihre Kontaktlinsen vergessen. Gut, wenn man ausreichend Bodenpersonal hat. Mutter Dörthe lief zum LKW, Claus Erhorn blieb auf dem Vorbereitungsplatz. Da konnte man viele tolle Bilder sehen. Zufrieden galoppierende Pferde und sogar eines, das halbe Pirouetten ging: Julia Meesterns Hengst Schorsch, der im letzten Jahr seine bis Grand Prix erfolgreiche Reiterin zum deutschen Meistertitel der Vielseitigkeit getragen hatte. Ganz am Ende kam dann Kai Rüder mit Leprince des Bois, der Prinz, wie er bei Rüders heißt. Neuerdings hört er auch auf den Namen Vier-Sterne-Prinz. Aber in diesem Jahr geht es um die deutsche Meisterschaft, deswegen Drei-Sterne. Kai Rüder hatte da schon eine sehr gute Runde mit dem ehemaligen Bundeschampion Edino hinter sich. Wenn ich Geld hätte, würde ich Kai den kaufen, sagt Petra Rüder. Der Prinz machte seine Sache nicht nur gut, sondern sehr gut. Eine Bilderbuchrunde, wollte immer nur auf die andere Seite. So soll das sein. „Der war heute einfach gut drauf“, sagt Kai. Er und sein Prinz haben einen Vorsprung von etwas mehr als einem Springfehler vorm morgigen Springen. Dann folgt Marina Köhncke. Und die sagt, sie drückt Kai ganz fest die Daumen. Er hätte das echt verdient. Tolle Sportler, die Vielseitigkeitsreiter.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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