Helen Langehanenberg hatte zur WM-Party geladen. Mit einiger Zeitverzögerung, was jeder verstehen kann. Schließlich ist die Trennung von „Dami“, Damon Hill, noch frisch. Gefeiert wurde nicht auf der Stallgasse, sondern im Viersterne-Hotel. Ein Abend, bei dem Geldscheine aus echten Zitronen hervorgezaubert wurden und ein irischer Star der Vizeweltmeisterin ein Ständchen gab.
Ein Insider hatte vorher gewarnt. Früher habe man von dem Restaurant in Münster-Handorf als Gasthof zum schmutzigen Löffel gesprochen. Der Wirt habe stets drauf geachtet, dass er sich nicht überarbeite. Aber, so der westfälische Insider, das ist schon lange her, jetzt ist das richtig gut und die Betreiber machen einen Super-Job. Weil der Mann auch schon graue Haare hat, weiß man: die Vergangenheit liegt in längst vergangenen Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts.
Im Hier und Jetzt ist es ein toller Raum, in dem die Vize-Weltmeisterin ihre knapp 100 Gäste am Freitagabend empfängt: Eine umgebaute Scheune, mächtige Holzpfosten geben Atmosphäre. Vorne ist eine kleine Bühne aufgebaut. Große runde Tische sind festlich eingedeckt. Zwölf Flachbildschirme sind am Ständerwerk der Scheune aufgehängt. Jeder der Gäste kann von seinem Sitzplatz aus auf einen der Monitore schauen. Es gibt Bilder und Videosequenzen. Vom Training, vom Team, von Turnieren und süße Bilder von dem Damon Hill-Fohlen, das mit seiner Mutter Resi, Responsible, Helens erstem international erfolgreichem Grand Prix-Pferd, auf der Weide tobt. Und Dami, natürlich. Helen hat ihr Stallteam eingeladen, ihre Schülerinnen und Weggefährten. Vier Pressevertreter sind auch da, zwei aus Münster, die Süddeutsche Zeitung und der St.GEORG. Auffällig: Außer Bundestrainer Jonny Hilberath ist kein Repräsentant der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) da. Aus dem WM-Team ist Kristina Sprehe gekommen, Isabell Werth hat eine Verpflichtung in München, Fabienne Lütkemeier hat leider auch keine Zeit.
Dr. Helmut Eisner, Sponsor und Manager von Helen, eröffnet den Abend. Er spricht von einer Ehre, diesen Abend ausrichten zu dürfen und verspricht ein paar Überraschungen. Der Rechtsanwalt soll Recht behalten. Natürlich begrüßt auch Helen die Gäste. Drei Männer möchte sie besonders erwähnen, weil ohne sie ohne deren Zutun nicht das hätte leisten können, was sie geschafft hat: Klaus Balkenhol, Jonny Hilberath und Seb, Sebastian Langehanenberg.
Wer nun denkt nach kurzer Rede, ginge es lediglich ans Essen (Variationen von Fisch an Blattsalaten, Hochzeitsuppe, Kalb an Kartoffelgratin und winterlichen Gemüsen ), der irrt. Zwischen Gruß aus der Küche, Suppe und Hauptgang kommentiert Helen noch einmal den Grand Prix Special von Caen, schwärmt von Dami, sagt wieder dass er viel mehr als nur ein Pferd sei und vermutlich gerne auf dem Sofa gesessen hätte. Wer da keinen Klos im Hals hat, der ist tot! Doch Helen ist souverän, erst später im Gespräch jenseits der Bühne zwischen Hauptgang und Nachtisch, da füllen sich ihre Augen. Verständlich! Aber dennoch ist eine Message des Abends klar: Es geht weiter, noch sind die Nachwuchspferde nicht Grand Prix-reif, aber das werden sie. Schon bald!
Die nächste Überraschung kommt in einem weitschwingenden, pinkfarbenem Rock auf die Bühne. Vor den Hauptgang haben die Götter Musik gesetzt.Musik mit Geschichte. Nach einer Trainingseinheit waren Helen Langehanenberg und Klaus Balkenhol einmal gemeinsam zum in Münster gastierenden Zirkus Roncalli gegangen. Die Musik zum Programm spielte die Kelly-Family. Achtung! Wenn Sie zu den Menschen gehören, die bei dieser Band an ihre kleinen Schwestern denken, die einst Fans der in Bettlaken (oder war es Sackleinen?) gehüllten irischen Großfamilie waren während Sie selbst die Truppe, nun ja, eher uncool fanden, dann sollten Sie in keine Diskussion mit Helen einsteigen. Helen hat einen Mordsrespekt für die Leistung der Iren, liebt deren Musik und fragte an jenem Abend bei Roncalli, ob die Kellys nicht eine Kürmusik machen könnten. Das war der Beginn einer Freundschaft.
Die Überraschung im pinkfarbenem Rock entpuppt sich als Patricia Kelly. Und wer sie an diesem Abend singen gehört hat, Amazing grace und am Ende An Angel, der wird wohl nicht umhin können und auf Helens Meinung umschwenken. Doch das war noch nicht alles. Denn Helen war nicht die einzige mit dem Titel Vize-Weltmeister an diesem Abend. Mit gerade einmal 17 Jahren hat Pit Hartling, ein sehr schlanker Mann mit sehr breitem Scheitel und einem sehr karierten Anzug, den Titel gewonnen, als Zauberer. Sein Repertoire ist mindestens so begeisternd wie der starke Schritt von Dami nach der Passage! Der Mann kann anhand von Marie Claire Pöppelmanns Hausnummer, Schuhgröße und letzter Ziffer ihrer Telefonnummer präzise den Geburtstag der ehemaligen Siegerin im Bundesnachwuchsschampionat bestimmen. Außerdem sammelt er Fingerringe unter den Gästen ein, darunter auch den Ehering von Judith Balkenhol („den habe ich fast 50 Jahre!“), die als Assistentin auf die Bühne darf. Er nimmt die Ringe in seine Hand, ballt diese zur Faust, etwas Rauch steigt auf und zack ist aus den einzelnen Ringen eine solide Kette geworden. Sehr zum Amüsement der Zuschauer. Und dem Entsetzen der Ringbesitzer Nach Drehen und Pusten sind die Ringe dann wieder voneinander getrennt. Nach dieser Nummer kann es auch niemanden mehr verwundern, dass ein eine halbe Stunde zuvor mit einem Edding beschriebener Zehn-Euro-Schein, der sich anschließend in Luft aufgelöst hat, aus einer Zitrone (einer echten, unaufgeschnittenen, frisch vom Baum, man würde wohl handelsüblich sagen) herausgeholt wurd. Auch der meterhoch über die Bühne schwebende Stehtisch ist dann irgendwie nicht mehr verwunderlich. Hammer!
Am Ende stellt sich dann noch das Kinderhospiz Königskinder dar. Die Einrichtung, die schwerkranke Kinder in den Tod begleitet und sich um die Familien und auch die gesunden Geschwister der teilweise schwerstbehinderten Kinder kümmert, ist das, was neudeutsch Helens Charity heißt. Beeindruckend, was dort geleistet wird, entsprechend hoch ist auch die Spendenbereitschaft unter den Gästen. Gesammelt wird übrigens auch, wenn der Stall Langehanenberg zum Tag der offenen Tür bittet.
Helen sagt, sie habe sich eine Nacht Bedenkzeit auserbeten, als die beiden Leiterinnen ihr die Idee unterbreitet hatten, ob sie ihren prominenten Status nicht in den Dienst dieses Kinderhospiz stellen wolle. Schon vorm Einschlafen war ich mir sicher, dass ich genau diese Initiative unterstützen wollte. Es ist in Münster, das war mir wichtig, und es ist die Arbeit mit Kindern. Das sagt Helen und ihr klarer fester Blick aus den strahlend blauen Augen ist mindestens so entschlossen, wie er es war, als sie versprochen hat. Ich komme wieder im Sport!
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Onfire war seit sieben Jahren in Rente.
Mit 22 können Pferde nicht mehr Turniere machen. Deshalb ist das Pferd bestimmt gestorben!
Wenn ich das lese, schaudert es mich. Wer da noch behauptet, dass alles in Ordnung ist, lebt - für mich - in einer anderen Welt.