Es geht um mehr als heißen Kaffee und schnelles Internet, beides ist wichtig für die Männer und Frauen, die auf internationalen Turnieren die Pferde betreuen. Bei den vergangenen Weltmeisterschaften wurden auch die Grooms, zu deutsch die Pfleger, ins Blickfeld der Öffentlichkeit gelockt. Und das war längst überfällig.
Zum ersten Mal ist es uns aufgefallen bei den Weltmeisterschaften in Herning, wenig später auch bei der Vielseitigkeits-WM in Pratoni del Vivaro: Auf der Anzeigetafel und auch unter den Fernsehbildern erschienen neben Fotos und Infos zu Reitern und Pferden auch Porträt und Name des betreffenden Grooms, der ja meistens eine Pflegerin ist. Auch auf den Start- und Ergebnislisten tauchten die Grooms auf, dafür fielen leider die Züchter raus, schade, dass offenbar nur das eine auf Kosten des anderen geht. Denn auch die Züchter haben schließlich ihren Anteil am Erfolg. Ohne sie gäbe es keine Pferde und ohne Pferde keinen Pferdesport.
Aber dass die Menschen, die sich, oft kümmerlich bezahlt und sozial prekär abgesichert, mit Arbeitszeiten, bei denen andere schaudernd abwinken würden, aus dem Schatten geholt werden, das war längst überfällig. Die Internationale Reiterliche Vereinigung (FEI) hat erst nach dem Präsidentenwechsel von Prinzessin Haya zu Ingmar de Vos vor acht Jahren erkannt, wie wichtig die Grooms sind. „Schließlich war Ingmar de Vos selbst einmal eine Zeit lang Groom“, sagt Lucy Katan, die Gründerin und erste Präsidentin der International Grooms Association (IGA), wie die im April gegründete Interessenvertretung der Grooms heißt. Mitglied werden können alle, die professionell Pferde auf FEI-Turnieren betreuen. Die Zusammenarbeit mit der FEI wurde durch ein „Memorandum of Understanding“ untermauert. Jedes Jahr kürt der Weltreiterverband nicht nur den Reiter sondern auch den Groom des Jahres. Auf der Website der IGA finden sich als offizielle Unterstützer zahlreiche große Turniere, wie die WM-Organisatoren von Herning und Pratoni. Als einziges deutsches Turnier ist das CHIO Aachen dabei. Schirmherrin ist die britische dreifache Dressur-Olympiasiegerin Charlotte Dujardin, deren Karriere ja auch einst als Groom begann.
Mangelnde Bezahlung und Wertschätzung führen zu Umorientierung
Die Grooms werden endlich wahrgenommen, als das was sie sind: diejenigen, die für die Hauptakteure, die Pferde, 24 Stunden da sind, für ihr Wohlbefinden sorgen, und das meist aus Zuneigung zu ihren vierbeinigen Sportlern. Die meisten Reiter wissen sehr wohl, was sie an den Grooms haben, denen sie ihre Millionenpferde anvertrauen. Sie müssen nicht nur „ihre“ Pferde kennen, wie kaum der Reiter, sie müssen auf den langen Fahrten durch Europa, oft mehrere tausend Kilometer, auch logistische und organisatorische Fähigkeiten an den Tag legen. Mangelnde Bezahlung und fehlende Wertschätzung sind oft die Gründe, warum Grooms ihren Beruf wieder aufgeben, womit jedes Mal viel Expertise verloren geht.
Lange wurden sie von vielen Veranstaltern stiefmütterlich behandelt, in unzumutbaren Quartieren untergebracht und schlecht versorgt. Inzwischen schlafen viele Pfleger in den LKW, die ja heutzutage kleine Luxusquartiere mit eigener Dusche und Küche sind, aber viele Veranstalter geben sich Mühe, den Grooms ihren Job zu erleichtern. Dazu gehört nach einer Umfrage unter Grooms als erstes ein funktionierendes Internet, vernünftige Versorgung mit Essen und Trinken und saubere Sanitäranlagen.
Besonderes Lob von der Grooms-Association erhielten die Veranstalter in Herning, die ja auch in allen anderen Bereichen zu Recht in höchsten Tönen gepriesen wurden. Bei der WM in Dänemark wurden die Grooms als das behandelt, was sie sind: „Danke an die Grooms, die Helden hinter unserem Sport“ stand auf einem Spruchband zu lesen.
Kleinigkeiten machen den Unterschied
Oft sind es Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. Alle Teams einer Nation wurden im Stall zusammen untergebracht, das verkürzte die Laufwege und erleichterte die Kommunikation. Der Stallmanager richtete eine WhatsApp-Gruppe ein, in der er unkompliziert mehrmals täglich Informationen weitergeben konnte. Gutes Essen gab es nicht nur im VIP-Bereich, sondern auch für die Pfleger mit einem Buffet mit Essen zum Mitnehmen („Grab and Go“), auf dem auch immer Salat und Obst stand. Vertreter der IGA trafen sich schon im Vorfeld mit den Herning-Veranstaltern, um alles vorher zu besprechen und nicht erst nachher, wenn alle unzufrieden sind. Die Zeiten, in denen die Grooms zusammen mit den Besuchern in langen Schlangen für einen Becher Kaffee anstehen müssen und sich sorgen müssen, ob sie ihre Pferde rechtzeitig fertig bekommen, sollten der Vergangenheit angehören. Gegeben hat es sie.
Alle Verbesserungen sind gut. Aber am Allerwichtigsten ist für Lucy Katan noch was anderes. „Wir wollen uns als Teil des Teams fühlen, nicht als zweite Klasse angesehen werden.“
Es geht um nicht anderes als um Anerkennung und Respekt.
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