Moment mal! Gabriele Pochhammer: Zur Blood Rule der FEI

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Am Wochenende war das Global Champions League-Team Miami Glory in Cascais, Portugal, disqualifiziert wurde, weil das Pferd von Scott Brash wunde Sporenstellen hatte. So sieht es die Blood Rule, die Blutregel der FEI vor. Das stieß bei den Beteiligten auf wenig Begeisterung.

Wenn man immer alles kriegt, was man will, einfach weil man aus der Portokasse bezahlen kann, wofür sich andere ein bisschen mehr anstrengen müssen, fällt es wahrscheinlich schwer, Regeln zu akzeptieren. Regeln, die sich auch mit Geld nicht ändern lassen, jedenfalls nicht so schnell.

Georgina Bloomberg, 34, jüngste Tochter des ehemaligen New Yorker Bürgermeisters und laut US-Magazin Forbes „eines der faszinierendsten Milliardärskinder“, ist sauer. Das von ihr finanzierte Team Miami Glory der Global Champions League verlor bei der Station im portugiesischen Cascais den Sieg, weil der Starreiter des Teams, der Brite Scott Brash, nach zwei Nullrunden disqualifiziert wurde. An der Seite seines Pferdes Hello Forever, dort wo der Sporen des Reiters einwirkt, waren zwei Einstiche auszumachen, klein, aber unübersehbar.

Vorschriftsmäßiges Verhalten

Die Haut war wund, es hatte gepiekst, keine großartige Verletzung, keine Ströme von Blut, aber es genügte der Richterin Susanne Macken und auch dem von ihr hinzugezogenen Chefrichter Joao Bourbon die „Blutregel“ der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) anzuwenden. Sie besagt, dass jedes Anzeichen von Blut an der Seite oder andere Anzeichen von übermäßigem Sporengebrauch zum Ausschluss führen. Das wird von einem Steward mittels eines weißen Handschuhs überprüft. Von der Verletzung, dem Pferd, den Sporen und dem Handschuh werden laut FEI-Reglement Fotos gemacht.

Im Falle von Hello Forever habe der Steward tüchtig rubbeln müssen, um das Blut auf seinen Handschuh sichtbar zu machen, behauptet Bloomberg. Das wäre gar nicht nötig gewesen, die verletzte Haut war deutlich erkennbar und das reicht.

Regel ist Regel

Bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 hatte es nicht weniger als vier Reiter getroffen, die aufgrund von Sporen- oder Peitschenverletzungen ihrer Pferde disqualifiziert wurden, nur ein Equipechef hatte Protest eingelegt, ohne Erfolg. „Das ist nicht vergnügungssteuerpflichtig“, sagte Chefrichter Stefan Ellenbruch, der die Disqualifikationen  aussprechen musste. „Aber wir können nicht anfangen, Schnitttiefen zu messen.“

Ganz klar, jede, auch jede kleine Verletzung bedeutet das Aus, und das ist gut so. Die FEI vermeidet so endlose Diskussionen, ob die Verletzung wirklich schlimm ist. Das war sie auch bei Hello Forever wohl nicht, wie schlimm, kann ja jeder selbst mal testen, indem er sich mit einem spitzen Gegenstand in die Haut sticht. Davon stirbt man nicht, auch nicht das Pferd, aber unter einer innigen Partnerschaft zwischen zwei Lebewesen, derer sich der Reitsport so gerne rühmt, stelle ich mir dann doch etwas anderes vor.

2 Millionen für die Teilnahme

Bloomberg nahm „ihren“ Reiter vehement in Schutz. Kein Wunder, wenn man erst mal zwei Millionen Euro hinblättert, um in der Teamserie Global Champions League, im Reigen der Weltelite, mitmachen zu dürfen, will man nicht durch eine lächerliche Stichverletzung herausgekickt werden.

Die sich selbst als „ultimative Tierfreundin“ bezeichnende Bloomberg konnte auch keine Fehler bei Scott Brash finden. „I can find absolutely no wrong doing or abuse at all“, erklärte sie auf Facebook. Ein für Montag angekündigtes ausführliches Statement auf ihrer Website war bis Dienstag Mittag nicht veröffentlicht.

Nun hat auch niemand Scott Brash, der selbst dazu nichts kommentiert hat, unterstellt, mutwillig sein Pferd verletzt zu haben. Der Mannschaftsolympiasieger von 2012 und Grand Slam-Gewinner von 2015, muss sich allenfalls sagen lassen, dass er vielleicht mal in Sporen investieren soll, die derartige Schrammen ausschließen. Die gibt es nämlich längst.

Tops fordert Änderung der Regel

Erwartungsgemäß fordert auch Jan Tops, Erfinder der millionenschweren Global Champions Tour und Global Champions League, dass die FEI diese Regel ändern müsse. So ein Eklat ist natürlich lästig und es wäre nicht zum ersten Mal, dass Tops dem Weltverband seinen Willen aufzwänge. Bleibt zu hoffen, dass die FEI diesmal fest bleibt. In Zeiten, in denen sich Reiter – nicht nur die Topreiter – Anfeindungen ausgesetzt sehen, sie würden ihren sportlichen Ehrgeiz auf dem Rücken wehrloser Pferde austragen, in Zeiten, in denen sie sich auch noch vom Ahnungslosesten sagen lassen müssen, wie sie zu reiten und ihre Pferde zu halten haben, kann es keine Diskussion darüber geben, wieviel Blut oder Hautverletzung noch tragbar sind. Gar keine! Vielleicht muss man, um das einzusehen, mal über den Rand der eigenen Kontoauszüge hinaussehen, wenn einem der Pferdesport wirklich am Herzen liegt.

Facebook/Miami Glory

Die Flanke von Hello Forever nach seinem Global Champions League-Auftritt in Cascais. (© Facebook/Miami Glory)

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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  1. E. Michael

    Frau pochhammer, da haben sie recht, blut ist blut. Der pferdesport ist nun mal eine betätigung mit einem lebewesen, das seine rechte nicht selbst vertreten kann. Deshalb hat unsere sportorganisation die pflicht, die rechte des pferdes zu vertreten.

  2. H. Bauer

    Ich unterstütze Ihren Beitrag voll und ganz. Es ist kein Tropfen Blut tolerierbar. Wie heftig muss man Spiren und Gerten einsetzen, dass Blut fließt? Meines Erachtens in einem absolut unangemessenen Ausmaß. Sollte die Blood Rule gelockert werden, ist dies ein weiteres, trauriges Armutszeugnis des Reitsports.

  3. ursula machner

    hallo, kein echter reiter – oder reitsportler – sollte seinen eigenen ehrgeiz über das wohl des pferdes stellen. diese großartigen, gutmütigen tiere lassen sich sowieso schon so viel von uns menschen gefallen. es ist doch echt fies, wenn einer ihnen , getrieben von der gier nach erfolg und anerkennung, auch noch körperliche schmerzen zufügt, wie geringfügig sie aus tierärztlicher sicht vielleicht auch sein mögen.


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