Olympia geht in die Zielgerade und St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer recherchiert, wo Einsparpotenziale bei der FN schon erkannt und realisiert werden.
Olympia 2024 biegt für die Reiter auf die Zielgerade ein. Im Einzelfinale der Springreiter fehlen auch einige große Namen.
Olympia 2024: Großer Frust bei Richard Vogel
Klingt einfach, was Philipp Weishaupt sich fürs Einzelfinale vorgenommen hat. Heute war gar kein so schöner Tag wie gestern, es war eine Zitterpartie, in deren Verlauf öfter mal das Wort mit SCH… fiel. Richi raus, Kukuk drin, und Philipp Weishaupt gerade noch als letzter reingerutscht, obwohl Zineday enorme Sätze machte, aber einmal eben doch einen Huf hängen ließ. „Er ist jetzt schon seit drei Tagen diese Hindernisse gesprungen und weniger interessiert, als ich gedacht habe.“ Vier Stunden hätte er im Stall gesessen und überlegt, wie er’s macht, sagt Philipp. Jetzt will er morgen „frisch aufreiten“ als erster, bleibt ihm ja auch gar nichts anderes übrig, und hoffen, ins Stechen zu kommen, dann mit einem besseren Startplatz. Und wir hoffen, dass es ihm gelingt, Zinedays Interesse neu zu wecken. Wenn wir Glück haben, läuft es umgekehrt wie beim Mannschaftsspringen, erst die Fehler, dann die Nuller. Zwar wollen wir deutsche Journalisten, dass der Beste gewinnt, aber am liebsten ist uns natürlich, wenn der Beste aus Deutschland kommt. So viel Loyalität muss sein. Einer meiner Agentur-Kollegen fürchtete schon, dass er morgen im Pressezentrum Bürodienst machen müsste, wenn kein Deutscher ins Springfinale gekommen wäre. Schrecklicher Gedanke, da ist man einmal in Paris…
Olympia 2024: Prominente Namen zum Zuschauen verdammt
Auch große Namen müssen morgen zugucken, etwa der US-Team-Silbermedallist McLain Ward und der Schwede Peder Fredricson, dessen 18-jähriger Catch me Not ein bisschen untermotiviert wirkte. Macht den Spaß ja auch schon lange genug mit. Andere dürfen morgen auf großer Bühne um Edelmetall kämpfen. Zum Beispiel der Japaner Taksashi Haase, lange in Holstein im Stall Hell in Klein-Offenseth tätig und im Norden eher ländlich unterwegs, lieferte mit dem Kannan-Sohn Caramell eine blitzsaubere Runde ab. Inzwischen lebt er mit seiner dressur-reitenden Freundin in Niedersachsen, beim Training hilft ihm Hilmar Meyer und bei der Pferdesuche der Großbäcker Axel Milkau, lange Turnierleiter in Braunschweig.
Und nachdem er zweimal aus dem Vetcheck vor dem Mannschaftsspringen wegen Lahmheit weggeschickt wurde, flog der 17-jährige Contentro I-Sohn Contendros des Mexikaners Andres Azcarraga heute wieder über die Stangen, als habe er zwischendurch ein Bad in Lourdes genommen. Olympia schreibt halt seine eigenen Geschichten.
Olympia 2024: Medal Walk bleibt in Erinnerung
Dazu gehört auch die Geschichte der erst achtjährigen Oldenburger Stute Maxima Bella unter der Polin Sandra Sysojeva. Pummelig, rund, kräftiger Kopf – wer ist bloß auf diesen Namen gekommen? Als ihre Reiterin zum ersten Mal ein Video von der Millennium-Tochter betrachtete, sah sie ein dunkles Pferdchen, dessen Beine vorne und hinten irgendwie unzusammenhängend durch die Gegend liefen. Was sie noch nicht wusste: Vorne biss die Schöne, hinten schlug sie. Normalerweise kaufen Dressurkunden sowas ja nicht. Aber dann gab es doch diesen Moment, erzählt Sysojeva, in dem auf einmal eine Schwingung in dem Rücken zu entdecken war, die hoffen ließ. Und in Paris war die Jüngste des Feldes dann eine der eifrigsten Piaffiererinnen. Übrigens dürfen nur in der Dressur Achtjährige schon zu Olympia, in den beiden anderen Disziplinen müssen sie mindestens neun Jahre alt sein.
Gestern, das war so ein Tag so wunderschön wie vorgestern, als das deutsche Dressurtrio mit zwei goldenen und einer silbernen Medaille schließlich um exakt 22.19 Uhr den Medal Walk im Deutschen Haus entlang schritt, blass, aber glücklich, und noch in der Lage, zu erzählen, wie es kam. Neben mir stand Isabells Sohn Frederic, er hatte Angst, dass seine Mutter ihn glatt übersehen würde, wenn sie an ihm vorbeigeschoben wurde. Tat sie natürlich nicht. Sein Wunsch nach Karten fürs Boxen war gestern Abend noch unerfüllt, aber er hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Auf meiner linken Seite selig lächelnd auch Wendy-Mitbesitzerin Madeleine Winter-Schulze, die nicht nur dafür gesorgt hat, dass Wendy zu Isabell kam, sondern auch, dass sie bei ihr in der Zukunft bleibt. Was wohl mit ein Grund ist für den lapidaren Satz zu den Fragen an Rücktritt: „Ich hab’s mir anders überlegt“. Für Jessica hatten sich Ehemann Max und Bruder Benni zum Jubeln eingefunden, die sehen sich ja wirklich ähnlich wie Brüder. Und auf der Tanzfläche ließ es das Ehepaar v. Bredow noch mal rocken, dass einem angst und bange war, wie Jessica das alles durchhalten sollte. Ihre Instagrammer haben die Bilder gefreut. 30.000 neue Follower habe man dazu gewonnen in den olympischen Tagen, erzählte Max v. Bredow.
Zu diesem Zeitpunkt war auf den Gängen und Tribünen des Deutschen Hauses schon ordentlich vorgefeiert worden. Neu-IOC-Mitglied Michael Mronz wurde im angeregten Gespräch mit dem Großherzog Henri von Luxemburg gesehen, der allerbestens drauf war. Auf Fotos wirkt er ja manchmal ein bisschen steif, der Großherzog, aber gestern ging es ganz leger zu. Wenn ein Promi im Deutschen Haus auftaucht, merkt man das zuerst an die Fotografen, die wie zufällig auftauchen. Und auch daran, dass die händeschüttelnden Herren sich ein bisschen tiefer verbeugen als bei anderen.
Unter unseren Sonnenschirmen vor dem Pressezentrum in Versailles traf ich heute den Springausschuss-Vorsitzenden Peter Hofmann aus Mannheim. Er gab mir ein FN-Pin, alle tauschen ja diese Pins hier. Leider war‘s noch aus Tokio, neue für Paris waren zwar schon entworfen, dann wieder gestrichen. Die FN hat bekanntlich kein Geld – welch enormer Beitrag zur Sanierung, löblich! Zum Trost schenkte mir Peter Hofmann einen DOSB-Pin, ganz aktuell mit Eiffelturm.
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