St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer über schönes Reiten, weniger schönes Singen eines Geburtstagsständchen und Paul Schockemöhle im – schönen – japanischen Olympiadress.
Das ist mal ein schöner Tag heute, nicht nur für die Buschis. Bevor Michael Jung sich mit unseren Fragen in der Mixed Zone konfrontiert sah – die vielen Handys passten kaum auf das kleine Tablett vor ihm – haben wir ihm erstmal ein Geburtstagsständchen dargebracht. 39 wird er heute, da haben wir, die überschaubare deutsche Journalistentruppe, mal alle Corona-Regeln außer acht gelassen – Singen streng verboten, wegen der Aerosole – und mehr laut als schön Happy Birthday intoniert. Auch Bundestrainer Hans Melzer und unsere FN-Pressesprecherin Juli Basic sangen mit und schräg hinter mir brummte Vater Jung. Ich glaube der coole Michi war sogar ein bisschen gerührt. Sein Vater konnte sich übrigens beim besten Willen nicht erinnern, um wieviel Uhr genau sein Sohn das Licht der Welt erblickte, er saß nämlich gerade auf dem Pferd. Da sind Väter heute, glaube ich, anders. Mein Kollege Jan jedenfalls konnte mir auf die Minute sagen, wann seine Kinder da waren.
Die deutschen Vielseitigkeitsreiter haben sich nun für morgen in Stellung gebracht. Michis Runde war erste Sahne, um es mal so zu sagen. Und hat die Welt wieder ein bisschen zurecht gerückt. Denn mit dem Richten hatten wir echt Probleme, dass der zweite Reiter, der Brite Oliver Townend auf seinem steifen Schimmel mit dem zugeschnürten Maul die besten Noten in diesem olympischen Starterfeld bekommen sollte, wäre schwer zu ertragen gewesen. Ich sah mindestens sechs Reiter, die besser waren, schwungvoller, elastischer, mit feinerer Anlehnung und genauso fehlerlos. Hans Melzer hielt sich mit Richterschelte zurück, steht einem Bundestrainer ja auch besser zu Gesicht.
Eine Augenweide war zum Beispiel der Ritt des für China reitenden Alex Hua Tian, zum dritten Mal olympisch unterwegs und vorläufig auf Platz drei. 2008 in Hongkong brauchte er noch Sonderurlaub von seiner Schule, der royalen Kaderschmiede Eton. Inzwischen ist der in England lebende Sohn eines chinesischen Geschäftsmannes und einer schottischen Mutter eine feste Nummer im internationale Vielseitigkeitssport. Seine Freunde nennen ihn „One in a billion“, „Einer unter Milliarden“, verrät das olympische Infosystem Myinfo. Im übrigen spricht er eine Handvoll sprachen: außer Englisch, Französisch und Russisch auch Latein.
Begeistern konnte auch der indische Einzelreiter Fouaad Mirza, der den von Bettina Hoy erfolgreich international geritten Seigneur Medicott gefühl- und schwungvoll vorstellte, Platz neun in der Zwischenwertung. Am Rande stand Trainerin Sandra Auffarth. Zu ihr ist er gewechselt, nachdem Bettina Hoy das Training der Niederländer übernommen hatte und er auf einmal in Warendorf allein zu Haus war. Auch ihm hat die Verschiebung der Spiele eher genützt als geschadet, weil Seigneur Medicott auf diese Weise noch eine Bänderverletzung in Ruhe auskurieren konnte.
Ja, und dann gab es natürlich auch die Bilder von Buschpferden, die sich der ungeliebten Viereckskringelei möglich schnell durch Flucht entziehen wollen, etwa ein tschechisches Pferd, das irritiert übers Viereck tänzelte, wie das Reh, das in meinem Garten die Rosen anknabbert, wenn ich an die Fensterscheibe klopfe. Die Gangart Schritt entfiel, dass es dafür eine fünf gab, machte uns ratlos. „Das hätte höchstens eine Eins sein dürfen, weil sie immerhin den Eingang zum Viereck gefunden hat“, sagte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach, Zuschauer bei der Verfassungsprüfung der Springpferde.
Dort traf ich auch Paul Schockemöhle, gestern Abend frisch eingeflogen, als Coach der japanischen Springreiter im feuerrotem Dress, signalroten Schuhe, die aber äußerst bequem sein sollen, weiße Kappe und Maske, da muss man schon zweimal hingucken um zu sehen, wer darunter steckt. Sieht gut aus, finde ich, besser als der ukrainische Papageiendress von London. Er will sich das Gelände morgen im Fernsehen anschauen. „Hoffentlich finde ich einen Kanal“, sagte er, „die Japaner zeigen ja am liebsten Judo und sowas.“ Die Chancen seiner Reiter sieht er realistisch. „Die Goldmedaille werden sie wohl nicht gewinnen.“
Wir werden natürlich um 7 Uhr im Gelände sein morgen, das Taxi ist schon bestellt für Viertel vor sechs. Die Alternative, der Bus, würde um vier Uhr fahren. Falls einer denkt, wir machen hier Urlaub.cheapest air jordan 1 high colorways | air jordan 1 retro high og chicago white and black varsity red for sale
0 Kommentare
Schreibe einen Kommentar