Olympia-Blog: Internet-Spürnasen gesucht

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Gabriele Pochhammer (© www.st-georg.de)

Nicht nur Medaillen, auch rechtzeitige Infos sind Gold wert. Und manchmal genauso schwer zu kriegen.

Vielleicht bin ich ja auch nur zu blöd, als ich dachte, ich finde alle wichtigen Infos zu den Olympischen Wettbewerben auf der Seite der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI). Ich wollte am Abend, bevor die Vielseitigkeit mit der Dressur beginnt, ein paar Fakten über den Geländekurs zusammenstellen: Länge, Zeit, Abmessungen der einzelnen Hindernisse und so weiter. Fehlanzeige. Wer in diesen Tagen auf die FEI-Website geht, wird mit allem möglichen zugebrüllt, aber nicht mit sachlichen Sportinfos. Als erstes stellt sich seitenhoch die uns alle beschäftigende Frage: „Who will win Eventing Gold 2020?“ Das wüssten wir tatsächlich auch gerne.

Ein Klick weiter locken Rubriken wie Lifestyle Stories, Health und Fitness, Teach Me, My Equestrian Life. Alles prima, aber bitte, bitte, ich will doch nur wissen, wer am Sonntag über was rüberspringen muss. Ach, da oben rechts ist ja noch ein kleiner Button: Tokyo2020. Hoffnung keimt auf. Da findet sich bestimmt alles, was Menschen suchen, die sich für diesen Sport interessieren. Ein Klick, eine Fotomontage ploppt auf mit drei Reiterinnen: in der Mitte Jessica von Bredow-Werndl, links eine Springreiterin, rechts eine Person of Colour im Vielseitigkeitsoutfit, kurz gesagt, das was die FEI offenbar für das ganz typische Bild des Sports hält. Dass ich als alte Emanze noch einmal eine Lanze für die Männer brechen muss, ist schon besorgniserregend. Ja, aber auch das männliche Geschlecht, sowie alle weiteren, bei denen ich den Überblick längst verloren habe, dürfen reiten und tun es auch zuweilen mit großem Erfolg.

Prioritäten setzen

Statt vernünftiger Infos folgt die Aufforderung, sich Twitter, Instagram und wie die Zeitdiebe alle heißen, anzuschließen und seine persönlichen Erlebnisse preiszugeben. Ich werd‘ mich hüten. Und die nette Kollegin, die aus der FEI-Seite unbesehen die biographischen Daten von Andrew Hoy übernommen hatte, war auch gekniffen: In der FEI-Database wird der Australier als Neuseeländer geführt, sie stand dumm da. Vielleicht sollte man in Lausanne mal die Prioritäten überdenken und die Energie da einsetzen, wo sie wichtig ist.

Schließlich war es unsere digitale Spürnase Sascha aus der Schweiz, der jeden von uns hier mindesten einmal davon abgehalten hat, aus Frust mit Laptops um sich zu schmeißen, der auf dem olympia-internen „Myinfo“ die trickreich versteckte Seite fand, auf der der Kursplan, alle Hindernisse und technische Daten zu finden sind. Aber da kann ja nicht jeder ran, der es gerne wissen würde.

Einsatz ist gefragt

Wie die Hindernisse aussehen, das wussten wir und unsere Leser zu dem Zeitpunkt natürlich schon längst, weil St.GEORG Chefrdakteur Jan Tönjes am Donnerstag bei glühender Hitze die hügeligen viereinhalb Kilometer abmarschiert ist und höchstselbst seine Handykamera gezückt hat. Dabei hat er die Hindernisse nicht nur fotografiert, sondern konnte sie auch gleich fachmännisch beschreiben und einordnen – es hat halt was für sich, wenn man vor Ort ist und nicht nur so tut, während man in Wirklichkeit zuhause vor dem Fernseher oder Rechner die Beine hochlegt.

Heute, am ersten Tag der Vielseitigkeitsdressur, wurde ja in zwei Portionen geritten, einmal morgens von halb neun bis elf, dann lange Pause, bis 17 Uhr. Um nicht zweieinhalb Stunden mit den diversen Busfahrten zu verschwenden, haben wir uns vom Hotel-Portier ein Taxi bestellen lassen. Erstmals kam ein „normales“ Taxi, kein Olympiataxi, das für uns potentielle Virenträger eigentlich vorgeschrieben ist. Aber da die ersten von uns schon wieder „frei“ sind, das heißt, die 14 Tage Quasi-Quarantäne überstanden haben und wieder alles dürfen, was Japaner auch dürfen, haben wir es riskiert. Wir werden jeden Tag ein bisschen frecher.

Man soll ja immer, also auch beim Arbeiten, die Maske aufsetzen, außer beim Essen und Trinken, immerhin. Da hilft es nur, ständig eine Flasche Wasser in Reichweite zu haben und ein paar von den Schokoladentäfelchen, die uns hier jeden Tag spendiert werden. Leider ist die Milchschokolade immer schon nach zwei Stunden weg und Nachschub gibt’s nicht.

FEI

Siesta in Tokio

Ein Rundgang hinter den Kulissen des Reitstadions hat mich zu einem Raum geführt, wo auf einem großen Podest die Volunteers und auch wir mal langestreckt liegen und eine kleine Siesta halten können. Perfekt! Und weiter geht‘s mit neuer Kraft.air jordan 1 factory outlet | nike air jordan 1 factory outlet

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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  1. Ralf Claus

    Hallo Frau Pochhammer,
    was Sie noch alles erleben? Das ist schon sehr abenteuerlich. So bekommen wir Leser Tag für Tag die nötigen Infos und was zum Schmunzeln. Ich wünsche Ihnen noch ein paar hoffentlich schöne Tage. Wir sind natürlich weiterhin gespannt, ob unsere Reiter auch in ihren Bereichen den Erfolg bringen. Täglich lese ich die Blogs der St. Georg. Schaue mir die Livestreams als auch die Berichte bei ARD oder ZDF an. Bis bald.
    Ihr Fan aus Wuppertal


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