Olympia-Blog: Special im Zeichen der Sturmwarnung

Von
Gabriele Pochhammer Olympia 2021 Blog

St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer bloggt von den Olympischen Spielen 2021 in Tokio. (© www.st-georg.de)

Heute morgen kündigte die olympische Pressestelle einen „Tropischen Sturm Windstärke Nummer 8“ an, der dem japanischen Festland zustrebt. Was die Surfer freut (gibt tolle Wellen), fänden die Dressurreiter, die heute im Grand Prix Special die Mannschaftsmedaillen verteilen, weniger komisch.

Wir bleiben mal ganz ruhig, vom „Hurricane“ haben sie bei den Weltreiterspielen in Tryon vor drei Jahren auch erzählt und sogar die Dressurkür ausfallen lassen. Am Ende kam ein Holsteiner Landregen raus und mehr nicht. Jetzt fängt es hier doch tatsächlich an zu regnen, hört aber nach zehn Minuten wieder auf, „unbeständig“ sagen deutschen Wetterfrösche dazu. Es weht auch ein bisschen, und meine Kollegen von der Süddeutschen Zeitung fragten schon, ob das den Pferden was ausmacht oder ob sie mehr so „Hallentierchen“ seien. Ich konnte sagen, dass weniger die Pferde als die Menschen ausgesprochene Hallentierchen sind, aber wenn es dann tatsächlich so stürmen sollte, dass die Kameras um- und die Richterhäuschen wegfliegen, wird es auch für abgeklärte Pferdeseelen unheimlich.

Übrigens haben die deutschen Dressurreiter durchaus ihre Erfahrungen mit Tokioter Wettertücken. Als nämlich 1964, mal eben 57 Jahre her also, Josef Neckermann mit Antoinette ins olympische Viereck von Tokio einreiten wollte, genau da, wo es heute immer noch ist, ging ein Platzregen plus Blitz und Donner nieder. Die Veranstalter dachten nicht daran, die Prüfung zu unterbrechen, stattdessen bekam „Necko“ von einem Ordner Anweisungen, was er im Fall eines Erdbebens zu tun habe. Auf keinen Fall in den Stall reiten, sondern absteigen. Wahrscheinlich dann platt hinlegen, nehme ich an.

Die Erde bebte nicht, aber ein Wolkenbruch sorgte dafür, dass der Richter bei C vom Pferd nur die weiße Satteldecke und vom Reiter die weiße Armbinde erkennen konnte, wenn er auf der gegenüberliegenden Seite war. Die Noten, die Neckermann nichtsehenden Richterauges erhielt, waren aber gut genug, um die Deutschen mit der Goldmedaille nach Hause zu schicken. Und darauf kam es damals wie heute an. Also Doro, Bella und Jessie: Keine Sorge vor dem Wetter, die Richter sehen auch blind das Richtige. Hoffen wir mal.

Bus, Taxi  oder Fußmarsch

Gestern abend sind wir, mein Kollege Jan Tönjes und ich, nur knapp der Wahl zwischen einem 14-Kilometer-Fußmarsch und einer Nacht auf dem Bordstein entgangen. Als wir gegen Mitternacht aus dem Stadion kamen, war der letzte Pressebus weg. In der Pressestelle hatte es geheißen, es führen noch zwei Busse. Andere Busse, die zu irgendwelchen Hotels fuhren, durften wir nicht benutzen. Bedauerndes, aber unerbittliches Achselzucken der japanischen Volunteers. „Sorry, finissed“. Und öffentliche Verkehrsmittel wie U- und S-Bahnen dürfen wir die ersten 14 Tage auch nicht benutzen – Corona-Maßnahme –, also bis drei Tage vor unserer Abreise.

Nun haben wir alle Taxigutscheine bekommen, 14 Stück für jeden, immerhin ein Gegenwert von rund 1000 Euro, aber mal schnell ein Taxi rufen, geht gar nicht. Das wäre auch viel zu leicht. Jan hängte sich erstmal  ans Handy, kam in die Warteschleife des einzigen Taxi-Unternehmens, wo man die Chance hat, dass da jemand Englisch spricht,  und … ja wartete. Klassische Klaviermusik, 15 Minuten lang, dazwischen japanische Sprachbrocken. Kurz nachdem er endgültig aus der Leitung geflogen war, kam der rettende Anruf unserer Fotokollegen, die hatten in ihren beiden Taxis noch zwei Plätze frei. Puh!!! Und von ihrem bis zu unserem Hotel waren es nur 400 Meter down the road.

Bunte Stangen & Drahtesel

Wir wären übrigens bequem zum letzten Bus gekommen, wenn uns ein Mensch Bescheid gesagt hätte, dass die deutschen Buschreiter gar nicht mehr springen wollten nach dem Dressurtraining, bis auf den Reservisten Andreas Dibowski, der die Chance nutzte, Bundestrainer Hans Melzer und dem Ausschussvorsitzenden Prof. Jens Adolphsen ein paar Stangen für sich und Corrida schleppen zu lassen. Wohl der einzige Reiter, der dafür einen Professor zur Verfügung hat.

Wir durften tatsächlich für das nächtliche Springtraining in den Abreitebereich, allerdings nur unter persönlicher Begleitung eines Helfers, in unserem Fall übernahm der irische Medienchef Andy persönlich diese Aufgabe. Tatsächlich lassen sie einen dann nicht aus den Augen, muss der eine Aufpasser weg, wird man an einen anderen „übergeben“. Aber immerhin, man kann da noch hin und mal mit ein paar Leuten reden. Keiner hat übrigens die Transportfrage so genial gelöst wie Andy. Er hat sich über Ebay für umgerechnet 40 Euro ein Fahrrad gekauft. Wenn er japanisch brav fährt, baucht er 15 Minuten, mit dem etwas rasanteren irischen Fahrstil die Hälfte. Das Rad reist nicht mit zurück nach Europa, einen Abnehmer für sein Fahrrad hat er auch schon gefunden, für 20 Euro. Ich finde, er hätte angesichts des Souvenir-Wertes auch 80 Euro verlangen können …men’s jordan release dates | 1576 nike air jordan 1 grises y negras

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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