Olympia 2024-Blog aus Paris #8: Wie sollen unsere Nerven das nur aushalten?

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Nun sind auch die Springpferde da. Und das Dressurteam hat abgeliefert!

Mittwoch morgen ging es erstmal mit dem Vetcheck der Springpferde los, hinter dem Stall in aller Frühe, das heißt für uns, um 7 Uhr hier sein. Es geht hier deutlich entspannter, sagen wir mal cooler zu, als bei den Buschis oder den Dressurreitern. Keine wilden rosa-gemusterten Klamotten mehr wie bei den kanadischen Vielseitigkeitsreitern, sondern sachliches Trainingsoutfit, kein beängstigend kurzes Tennisröckchen wie im Dressurlager und schon gar keine Hektik. Schlurf, schlurf, die Pferde müssen hier ja nicht den Aktionstrabertraber spielen, im Gegenteil. Und die Reiter schlendern auch eher salopp in Richtung Jury. Locker sollen die Pferde daher traben und das taten die meisten, wenn auch nicht alle. Der Fuchswallach Viking D’la Rousserie von Kevin Staut schlich ein bisschen zu angebraucht die Piste entlang. Bei der Re-Inspektion war’s auch nicht besser und damit war Staut erstmal raus aus dem Gastgeber-Team, bevor er richtig drin war in der olympischen Arena. Theoretisch kann er trotzdem sein Pferd vor dem Einzelfinale noch mal der Jury vorstellen. Es könnte ja ganz schnell wieder gesund werden! Wunderheilungen gibt’s schließlich nicht nur in Lourdes.

Mannschaft und Einzel werden als völlig getrennte Wettbewerbe gewertet. Bis morgen früh zwei Stunden vor dem Beginn der ersten Team-Qualifikation kann noch ein Pferd als „Precompetion-Ersatz“ eingewechselt werden. Die Meldekette, die mein Kollege Jan Tönjes ja schon in seinem Newsletter beschrieben hat, muss dann wohl kurz nach Mitternacht in Gang gesetzt werden, damit bis elf Uhr alles klar ist. Auch zwischen der ersten und zweiten Quali kann noch getauscht werden, dann aber nur noch mit einem Attest des Mannschaftstierarztes. Schön, dass das olympische Reglement in jeder Disziplin ein bisschen anders ist, sonst hätten wir ja gar nichts, worüber wir uns im Pressezentrum die Köpfe heißreden können. Und ich will mal nicht vom armen Publikum reden, dass das auch noch alles verstehen soll. Oder auch nicht. Es gab ja mal Zeiten, da fand der Vetcheck auf Asphalt statt, da konnte man im Grunde schon hören, wie es um die Pferdebeine stand. Jetzt muss man halt etwas genauer gucken, so man kann.

Ich traf beim Vetcheck Florian Meyer zu Hartum, den Geschäftsführer von Paul Schockemöhles Zucht- und Sportunternehmen. Er betreut einen japanischen Reiter und traf bei der Verfassung mehr als ein Pferd wieder, das das Licht der Welt in Pauls Gestüt Lewitz in Meck-Pom erblickt hat. So was macht natürlich Spaß. Die ganze Familie Meyer zu Hartum gönnt sich hier einen schönen Paris-Ferien-Ausflug. Die nächsten Tage geht es mit Ehefrau Lilly, den Kindern Karli und Frieda ins Deutsche Haus, einmal die Fanzone mit Kinderbespaßungs-Paradies erkunden.

Die Dressurreiter haben ja heute geliefert, das muss man sagen, obwohl das am Samstag in der Teamentscheidung eine enge Kiste wird. Zusammentreffen von Pferden, die noch in dieser Kombination gegeneinander angetreten sind und das wird die Dressur zum Tatort-reifen Krimi machen:

Dalera, die Grande Dame der Dressurpferde, international ungeschlagen seit 2021, das lackschwarze Galoppwunder Weltmeister Glamourdale, der hier zeigen muss, dass sein Titel von 2022 nicht nur der Babypause von Daleras Reiterin geschuldet war, die mit Leichtigkeit bezaubernde Freestyle, ebenfalls ungeschlagen, seit sie unter ihrer dänischen Reiterin gehen darf, und schließlich Wendy, gereift und zu allem bereit, die Isabell Werth mit ihrer achten Goldmedaille zur erfolgreichsten deutschen Olympia-Sportlerin machen könnte. Mon Dieu, wie sollen unsere Nerven das nur aushalten! Das ist Olympia!!

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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