Ein runder Geburtstag, tolle Runden, Hunde in Mäntelchen und eine Stimmung, wie sie sonst nur beim FC St. Pauli herrscht – Luhmühlen, der Geländetag, Gänsehaut für Pferd und Reiter.
Wären Dressurpferde in der Nähe gewesen, es hätte wahrscheinlich eine Massenpanik gegeben. Fahnen, Applaus, Schreie der Begeisterung während der Prüfung und das trotz 45 Millimeter Regen pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde. Nun ja, die Buschpferde sind natürlich auch deutlich schneller unterwegs als die Dressurkollegen. Vor allem als Ingrid Klimke und Michael Jung auf der Strecke unterwegs waren. Da tobten die Zuschauer, Länderspielatmosphäre es kann nicht mehr lange dauern, bis bengalisches Feuer, Tröten und andere Fußballfan-Utensilien. Toll, wie das Publikum immer erst gewartet hat, bis das Pferd das Hindernis hinter sich hatte. Dann brach ein Gröhlen und Jubeln durch. Wahnsinn, sagt Ingrid Klimke, die nicht nur nach dem Geländekurs führt sondern mit ihrer Runde auch gezeigt hat, warum die Menschen einfach schreien müssen. Weil das alles so toll aussieht, weil Abraxxas immer die Ohren gespitzt hat, egal wie kompliziert die Anforderungen auch sein mögen. Und weil Braxxi jedes Klopfen nach dem Hindernis als das versteht, als was es gemeint ist. Als ein Dankeschön und ein und-jetzt-weiter-wir-packen-das.
Nicht nur die 27.000 Zuschauer in der Heide von Westergellersen sondern gleich eine ganze Reihe umarmungswütiger Herren im Zielbereich waren begeistert. Allen voran Ingrids Ehemann Andreas Busacker, der nach der Ziellinie locker neben Braxxi hertrabt und den Oberschenkel seiner Gattin aufmunternd klopft. Tochter Greta hat da schon mehr Augen für Braxxi. Und der Heraldik xx-Sohn scheint das genauso zu sehen. Gerade noch in Maximalgeschwindigkeit unterwegs, guckt er neugierig zur nächsten Generation des Klimke-Clans. Runter vom Pferd wartet auf Ingrid ein Umarmungsmarathon: Reinhart Wendt, Chef des Deutschen Olympiadekomitees für Reiterei (DOKR), die Bundestrainer Chris Bartle und Hans Melzer, dann noch einmal Gatte Andreas Busacker, dem sich Teamarzt und Fantasia-Besitzer Dr. Manfred Giensch, Rüdiger Schwarz und Pechvogel Andreas Dibowski.
Einer, der nicht im Team ist, weil sein Pferd Leprince de Bois sich beim Weltcupturnier im schwedischen Malmö verletzt hat, ist Kai Rüder. Die gesamte Familie ist aber natürlich da und hat auch was zu feiern: Der Fehmaraner wird 40. Nach dem Cross wurde das mit einem Picknick am Turnierplatz gefeiert, da war auch die Sonne wieder da. Gute Aussichten also für den morgigen Tag. Auch für Sandra Auffarth – ihr „Super-Wolle“, der Selle Francais Opgun Luovo ist eines der Gesprächsthemen. Die Art und Weise, wie das Paar seine Championatsdebüt bislang gestaltet hat, wird hoch gelobt. Lieber Wolle, morgen bitte erst schön bei der Verfassungsprüfung traben und dann eine Nullrunde, bitte!
Dann dürfen die Hunde auch wieder ohne Decken und Regenmäntelchen herumlaufen, angeleint, versteht sich. Im Gelände waren 27.000 Zuschauer und geschätzte ebenso viele Hunde. Ein Veterinär sagt, er kenne das schon. Ich muss in Luhmühlen immer mehr Menschen und Hunde verarzten als Pferde.
Es ist ein Tag des Strahlens: Die deutsche Equipe, der Bundestrainer so viele Einzelreiter mit so tollen Leistungen. Andreas Dibowski ist der Pechvogel, freut sich aber für die anderen. Ein ganz breiter Strahlen hat Dr. Kirsten Thomsen im Gesicht, weil ihr Mann Piet der mit den knusprig braun gebrannten Unterarmen und dem weißen Astralkörper und sein Barney eine Spitzenrunde im Gelände hingelegt haben und im schwierigen Rolex-Turn zu den ersten (und wenigen!) zählten, die den direkten Weg genommen haben. Lediglich sechs Strafpunkte hat er mit seinem Holsteiner Wallach zum Dressurergebnis dazu bekommen, Rang 17. Kisten schreibt übrigens auf der eigenen Homepage (www.thomsen-team.de) äußerst informative Backgroundstorys von großen Turnieren, sehr lesenswert, unbedingt mal hinklicken! Sie hat auch Fotos von den Glocken von Rom, der Performance vom Mannschaftsabend am Dienstag, schon deswegen sollte man sich die Seite merken! Und weil die Thomsens schlicht und einfach ein gaaaaanz sympathisches Paar sind.
Als längst schon die ersten Starter auf der Strecke unterwegs waren, nutzten viele Reiter die Gelegenheit, um sich ein Bild zu machen. William Fox-Pitt guckte ganz genau beim Jeep-Komplex. Das hat funktioniert, er hatte dafür Probleme beim Messmer-Teich ein Beinah-Fall und am Rolexkomplex, den er zum größten Teil ohne den rechten Steigbügel sprang. Wer das Hindernis gesehen hat, der weiß, warum der Brite mehr internationale Vielseitigkeiten gewonnen hat als irgendein anderer Reiter weltweit. Auch Joachim Jung war unterwegs. Da habe ich aber erst mal gestutzt, weil ich ihn von hinten gesehen habe. Neben ihm ein junger Mann, nicht zu groß, mit SCHWARZEM Haar. Hat Michi die Haare gefärbt?, durchzuckte ich mich. Dann musste ich über mich selbst schmunzeln welche Haare. Lösung: Der Japaner Kenti Sato, früherer Reiter von Dirk Schrades Hop and Skip, ist seit drei Monaten im Stall Jung. Demnächst geht es nach Blenheim, die Japaner brauchen noch die Qualifikation, um ein Team zu den Olympischen Spielen nach London schicken zu können.
Abschließend noch dieses: Es wird ja immer viel geschrieben über die Geländestrecke und was die Vielseitigkeitspferde und reiter alles so zu bewerkstelligen haben. Aber was die Zuschauer alles auf sich nehmen, das muss man doch auch mal erwähnen. Unser Cross begann ab Ortseingang Salzhausen, für Nicht-Ortskundige: Das ist noch ganz schön weit vom Turniergelände entfernt. Ab dem Ortsschild konnten wir unsere Minutenpunkte nicht mehr einholen. Denn wir standen im Stau. Schneckentempo. Was sind schon Coffin, Rolex-Turn und Messmer-Teich, wenn man Elbtunnel und den berühmten Blitzer kurz vor Salzhausen in der Zeit geschafft hat, aber dann auf den letzten Metern alles wieder verloren geht. Neben uns wanderte ein Herr in Bermudashorts und blau-gelber Teamjacke, die ihn als Schweden erkennen ließen. Es wäre nett, dachte ich, ihn zu fragen, ob er nicht im Auto mitfahren möchte. Denn selbst wenn man das Ortsschild Luhmühlen passiert hat, ist es noch ein langer Weg zum Turnier. Zu Fuß das ist schon eine Aufgabe. Um es kurz zu machen. Als wir ankamen, unser Equipment auf den Schultern, kam uns der Bermudashorts-Träger bereits entgegen. Zu Fuß war also doch cleverer.
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