Über Prioritäten, Privilegien und die Hartz IV-Frage.
Man fragt sich schon ein bisschen, worum es hier eigentlich geht, Hunde oder Pferde. Nehmen wir mal das Reitpferdeviereck. Zwischen Zeltstadt und Viereck ist ein Gang für die Zuschauer. Und für ihren vierpfötigen Anhang. Mehr Bellos sind wahrscheinlich auch bei keiner Hundeausstellung zu sehen. Und schon gar nicht in dieser Vielfalt. Vom eleganten Rhodesian Ridgeback über Struppi (der von Tim, ein Fox-Terrier?) bis hin zu einer Handvoll Hund für die Handtasche um mal einen Überblick zu geben. Es gibt auch Zwischengrößen. Vor allen Dingen das Taschenformat kann Glück oder Pech haben. Die Glücklicheren werden beim Zuschauen auf der Tribüne in Frauchens Schoß gewiegt. Die weniger privilegierten müssen an der Laufleine am Boden ausharren. Und sich vor den vielen Füßen um sich herum hüten. Und wehe, sie entfernen sich unbotmäßig weit von Frauchens/Herrchens Hosenbeinen. Dann wird butz die Flexi-Leine aktiviert und man kann kleine Hunde fliegen sehen. Selbiges Phänomen auch häufig an Treppenstufen zu beobachten. Ist ja auch schwierig für so eine Handvoll Hund diese zu erklimmen. Da drückt man dann die Flexi-Feststelltaste und hebt Wuffi am Halsband/Brustgeschirr hoch. Dann doch lieber in Frauchens Schoß gewiegt werden
Apropos privilegiert, ich komme seit Jahren zum Bundeschampionat, aber die Zuschauermassen, durch die man sich in diesem Jahr bereits am Donnerstag kämpfen musste, hatten sich in den vergangenen Jahren nicht mal am Wochenende aufs Warendorfer DOKR-Gelände verirrt. Woran liegts? Müssen die nicht arbeiten? Das können doch nicht alles Hartz IV-Empfänger sein. Schließlich sind Deutschlands Arbeitslosen-Zahlen auf dem niedrigsten Stand seit Jahren. Und die Louis-Vuitton-Täschchen sehen hier auch nicht so aus, als habe man sie im 1-Shop erworben. Also eher das Gegenteil, Privatiers statt Hartz IV-Empfänger? Das würde jedenfalls besser zum Wirtschaftsaufschwung passen.
Auch am Dressurviereck gab es andere Themen als die Auftritte von Fürstenball & Co. (Obwohl der plötzliche Ansturm auf die Stehplätze bei seinem Erscheinen schon bemerkenswert war. Mehr dazu hier.) Für besonderen Gesprächsstoff sorgte die Neu-Arrangierung der Verpflegungszelte. Besonders bemerkenswert dabei: der Weinstand direkt neben dem Viereck. Selbiger wurde mit größter Freude nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern war wahrscheinlich auch das bestfrequentierteste Unternehmen am Platz Komm Herbert, trink einen mit! Jo! Endlich gibt es auch hier was Vernünftiges! Und von der Tribüne aus schweiften die Blicke immer wieder ab vom Geschehen auf dem Viereck. Immer in der Hoffnung, am Weinstand Bekannte zu sichten, die eventuell Bestellungen entgegennehmen.
Zwischenfazit BuCha 2011: Platz voll, Stimmung toll und die Qualität der Pferde hat bis jetzt weitgehend überzeugt. Und um die geht es hier ja eigentlich. In diesem Sinne verabschiede ich mich jetzt erst mal in Richtung Reitpferde-Viereck. Bis bald!
Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.
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