Aufregende Zeiten im Landgestüt Redefin: Die
Hengstparaden sind eingeläutet. Noch aufregender für ST.GEORG-Volontärin Laura
Becker. Sie darf bei einer Vorstellung dabei sein – zu Pferde. Das Training
fordert Schweiß, die Nervosität steigt von Woche zu Woche und das mit der
Säbelattacke ist so eine Sache …
Der lange Säbel klappert an meinem Stiefel und der schwere Eisengriff hämmert gegen meinen Unterarm, der so langsam aber sicher beginnt wehzutun. Aber jetzt heißt es: Zähne zusammenbeißen. Es ist acht Uhr morgens und um mich herum bewegen sich nicht weniger als 23 Hengste: Ich bin mittendrin in der Probe für die große Dressurquadrille auf der Redefiner Hengstparade. Denn für mich wird der Traum wahr: Ich darf bei der Parade dabei sein nicht als Zuschauer, sondern als Reiter eine große Sache, nicht nur für das Landesgestüt, sondern vor allem auch für mich.
Geübt wird normalerweise in Zivil-Kleidung, doch zur Gewöhnung werden auch schon mal vorab Teile des Parade-Kostüms getragen. Und große Sache hin oder her im Moment ist der scheppernde Säbel, der zum Paradeoutfit gehört, mein größtes Problem. Aber ich kann auch nicht 23 Leute bitten, das Training zu unterbrechen, nur damit ich mich richtig anziehen kann. Also klemme ich das unhandliche Ding kurzerhand zwischen meinen Unterarm und meine Hüfte angenehm ist anders.
Saverio heißt der braune Mecklenburger Sandro Hit-Sohn, der mich durch die Vorstellung tragen soll. Ein braver, solide ausgebildeter Hengst mit schickem Kopf und wachen Augen. Er scheint das ganze Procedere zu kennen, marschiert ohne links oder rechts zu gucken durch die verschiedenen Figuren der Quadrille. Nicht mal seine übermütig bockenden Stallkollegen vor, hinter und neben uns scheinen ihn zu beeindrucken. Das ist gut so kann ich mich voll und ganz auf das richtige Timing beim Abwenden, auf mein Tempo und meinen Einsatz bei Mühle, Zirkel und Handwechsel konzentrieren. Denn schwer genug ist es, sich zurecht zu finden: der Paradeplatz ist riesig, 24 Pferde auf einem Fleck sind eine ganze Menge, das Outfit ist gewöhnungsbedürftig meine Erfahrungen mit Säbeln halten sich in Grenzen; und nach etwas aussehen soll das ganze schließlich auch. Also mit mal eben so durchschummeln ist nicht. Korrektes dressurmäßiges Reiten auf Kandare ist gefragt. Zumal ich zum ersten Mal selber im Fokus der Kamera stehe. Ich blicke nicht nur in Jacques Toffis Linse, sondern werde auch vom Stiefel anziehen, übers Pferd satteln bis hin zum Training vom stellvertretenden Chefredakteur Jan Tönjes samt Videokamera begleitet. Glücklicherweise habe ich einen netten Nebenreiter, der mir ständig souffliert, wann es links, wann rechts und wann zu zweien geht.
Wahrscheinlich ist es ganz gut, dass die Proben schon morgens um acht Uhr beginnen. Denn das heißt für mich, dass mein Wecker um halb sechs klingelt. Und zu solch früher Morgenstunde schaltet mein Körper auf Sparmodus, soll heißen, er konzentriert sich auf das wichtigste was in diesem Fall das Reiten ist. Da bleibt fast keine Energie übrig, um richtig nervös zu werden. Denn eigentlich hätte ich allen Grund dazu: Schließlich beschränken sich meine bisherigen Quadrillenerfahrungen auf die schon lange zurückliegenden Weihnachtsvorführungen im heimischen Reitverein, bei denen jeder froh war, wenn sich sechs geeignete Pferd-Reiter-Paare für den alljährlichen Spaß zusammengefunden hatten.
Als mir die Gestütsleiterin aber nach dem Training erzählt, wie viele Zuschauer das Gestüt zu den Vorstellungen erwartet, setzt mein Herz dann trotz Schlafmangel für einen Moment aus: Zwischen 5000 und 6000 Menschen werden mir bei meiner Premiere zuschauen Na dann. Ich vertraue am besten einfach auf meinen Saverio, der wird das Kind schon schaukeln, versuche ich mich selbst zu beruhigen wobei was sagte mein Nebenreiter vorhin doch gleich. Saverio ist brav, aber er weiß nach der zweiten Parade auch, wann die Attacke losgeht. Attacke??? Gemeint ist die Ehrenrunde nach der Schlussaufstellung, zu der wir uns jeweils zu sechst nebeneinander mit gezückten Säbeln und im gestreckten Jagdgalopp einreihen. Lass ihn einfach mitgaloppieren, und versuche bloß nicht, ihn zu bremsen. Das heizt die Hengste sonst nur noch mehr auf, die sind schon aufgekratzt genug. Und wir müssen irgendwie nebeneinander durch den Ausgang passen. Für einen kurzen Moment sehe ich mich schon vor meinem geistigen Auge im Dreck liegen, vor 5000 Zuschauern. Das wäre dann die Story des Jahres.
Nein, positiv denken. Attacke!!! sage ich zu mir selbst und blicke auf meinen Unterarm, der in allen möglichen blau- und gelb-lila-Tönen schimmert. Wir brauchen auch noch jemanden, der auf der Kaltblutpyramide ganz oben steht. Wie wärs?, sagt einer meiner Mitreiter. Äh, nein danke. 24 Hengste, Säbel, blaue Flecken und einmal 5000 Menschen reichen fürs erste.
Und es sind nur noch zehn Tage
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