Stuttgart German Masters: Insektenalarm und ge-(zer-)brochene Träume

Von
Ben Maher

Stuttgart Schleyerhalle 14.11.2013 Stuttgart German Masters Erˆffnungs-Pressekonferenz: Ben Maher (GBR) Foto: ©Julia Rau Am Schinnergraben 57 55129 Mainz Tel.: 06131-507751 Mobil: 0171-9517199 R¸sselsheimer Volksbank BLZ 500 930 00 Kto.: 6514006 Es gelten ausschliesslich meine Allgemeinen Gesch‰ftsbedingungen (© Julia Rau)

Über Insektengefahr in der Schleyer-Halle, Osterhasen-Double, gebrochene
Füße und den Umstand, warum Marcus Ehning gaaaanz viele Kinder hat.

Wir Deutschen haben es ja mit der politischen Korrektheit, vor allem die Journalisten. Also wir. Und so sprachen wir in der Stuttgarter Pressestelle heute erst einmal darüber, ob es denn statthaft sei, die Einlaufprüfung für die internationale Tour in zwei Gruppen zu teilen, Deutsche und Ausländer. Eine lokale Journalisten-Größe vertrat die These, dass sei in Deutschland vielleicht zu diskutieren, aber nicht in Stuttgart. Da müsse man in Schwaben und Nicht-Schwaben teilen. So weit sind die Organisatoren der Stuttgart German Masters aber noch nicht. Ich war ehrlich gesagt, recht meinungslos.
Ben Maher aber, der britische Mannschaftseuropameister, sieht das ganz pragmatisch. Schön sei es gewesen, ein Springen ohne deutsche Teilnehmer, das wünsche er sich öfter, sagt der Brite, wird ein bisschen rot und lächelt sein Ben-Maher-Lächeln. Das ist ein ganz besonderes. Besonders freundlich, besonders niedlich (sagt eine Kollegin in der Reihe hinter mir) und besonders zahnbetont. Ohne dem Weltranglistenersten zu nahe treten zu wollen: Wenn es mal mit dem Springen nicht mehr klappt, als Osterhase hat er alle Chancen! Seine tolle Stute Cella hat er mitgebracht, acht Wochen Pause hatte sie seit dem Turnier im kanadischen Spruce Meadows. Erst letzte Woche ist sie aus Nordamerika zurückgeflogen. Letzten Freitag noch Palmen, heute das, sagt Maher und grinst wieder. Draußen sind es sechs Grad, hin und wieder nieselt es. Immerhin kein Schnee, das kann es ja auch schon mal geben in Schwaben um diese Zeit. Cella trägt aber trotzdem ihr schwarzes Nasennetz. Wegen der Insekten vermutlich. Ja, genau, man weiß ja nie, meint Maher, in Wahrheit ist so, dass Cella so fantastisch die letzten Monate gesprungen ist, dass ich mir geschworen habe, nichts, aber auch gar nichts zu verändern. Auch wenn sie damit ziemlich scheußlich aussieht, ich weiß. Tut mir auch leid, eigentlich ist sie viel schöner
Ein Thema, dass viele Reiter und noch mehr Journalisten noch mehr interessiert hat, als die schwarze Nase der weißen Pferdedame ist schwarzer Kaffee. Neben der Pressestelle gibt es einen Verpflegungsraum für Reiter und Schreiberlinge. Und die dort stationierte Kaffeemaschine hat den Geist aufgegeben. Der Anruf bei der betreuenden Firma gab ein interessantes Feedback: Alle sechs Servicetechniker sind unterwegs klingt nach einer wirklich guten Maschinenserie! Aber jetzt geht sie wieder und alle sind froh.
Ganz froh und happy ist Reed Kessler. Die junge US-Amazone ist das erste Mal in Stuttgart, trainiert jetzt bei Marcus Ehning und ist begeistert. Das Reiten sei doch so anders, much more flatwork viel mehr dressurmäßige Arbeit. Kontrolle ist Marcus wichtig! (Anm. Stimmt! Das hat er auch betont, als wir ihn für einen Beitrag in unserer Dezember-Ausgabe unlängst besucht haben). Sie wolle eine komplette Reiterin werden, sagt die gerade in Montreux als Nachwuchs des Jahres vom Weltreiterverband FEI ausgezeichnete Amerikanerin. So wie Meredith (Michaels-Beerbaum)?, wollen wir wissen. Und ob sie vielleicht ganz in Deutschland bleiben möchte? Da fällt die Brunette dann doch aus ihrer All-American-Amazing-Beautiful-Standard-Sprache heraus: Nooooooooooo, kommt es gedehnt. Was aber nichts mit Deutschen und politisch möglicherweise unkorrekten Aufteilungen von Einlaufprüfungen zu tun hat (s.o.). Es hat einen pragmatischeren Hintergrund: Mein Boss killt mich! Wer will das schon
Emotional ist sie zumindest angekommen, denn im Hause Ehning gäbe es nun nicht etwa nur drei Kinder (Sohn Nael Fyor ist ja gerade gekommen), sondern viel mehr. Marcus has so many children, we are all his children!, sagt Reed und wir haben wieder etwas dazu gelernt.
Nach all dem Glück noch eine große Ladung Pech: Kirsten Siebert hätte das fünfte Mal am Piaff-Förderpreis teilnehmen dürfen. Gleichzeitig das letzte Mal, in wenigen Tagen wird sie 25. Jedesmal hat ihr Fuchs Charly WRT sie wacker durchs Viereck getragen. Das hatte er auch in diesem Jahr vor. Aber dann ist ihr beim Verladen der Sattelschrank auf den Fuß gefallen. Mit Kühlbeuteln und mächtig zusammengebissenen Zähnen hat sie sich dann aber doch auf den Weg begeben. In Stuttgart tat es dann so weh, dass ein Arztbesuch unumgänglich war. Diagnose: Glatter Durchbruch, vier Wochen Reitpause. Aua!

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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