Jan Tönjes ist auf dem Weg nach Kentucky. Begleiten Sie ihn auf seiner Reise.
Hach Paris, die Stadt der Mode, der Liebe. Die Seine-Metropole in dem alles très chique ist. Vor diesem Trend machen nicht einmal die Herrentoiletten in Abflughalle M im Flughafen Charles de Gaulles halt. Hochglänzende Wände in Pink und Orange empfangen den Menschen, der einem nur allzu menschlichen Bedürfnis nachgehen möchte. Colour Blocking goes Männer-Klo oh la la!
Warum Paris? Paris ist nur ein Zwischenstopp. Laura Becker und ich sind auf dem Weg in die USA. Zum Rolex 4*-Event in Kentucky. Wir werden dort mit dem IAEJ Alltech Media Award ausgezeichnet für unser Video über Charlotte Durjardin. Das hat den Juorern der internationalen Pferdejournalistenvereinigung IAEJ so gut gefallen, dass wir gewonnen haben. Am Donnerstag wird uns der Award übergeben. Hammer.
Deswegen also Paris, aber vorher war Berlin. Und davor war Nervenzusammenbruch in Hamburg. Denn wenn man als Normalmensch in die USA fliegen möchte, dann kann man bequem online ein Visum bekommen. Wenn man aber ein Vaterlandsverräter, potenzieller Terrorist oder ähnliches ist, dann ist das ungleich schwerer. Wir zählen zu der letztgenannten Kategorie. Wir sind Journalisten. Die mag man wohl in Obama-Country nicht so. Zumindest wird man das Gefühl nicht los, wenn man stundenlang Dinge auf Internetseiten ausfüllen muss, die Hotline 1,86 Euro pro Minute kostet (und auch nicht helfen kann), und man überhaupt anschließend erst einmal zahlen muss, bevor man einen Termin im Konsulat bekommt. In Berlin! Oder Frankfurt, oder München. Toll!
Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten möchte vieles wissen, über die Schreiberlinge. Etwa die Schulkarriere, die Ausbildung, die Namen der Eltern und deren Geburtsdaten. Oder auch, wann man das letzte Mal in die USA ein- oder wieder ausgereist ist. Bei mir liegt das erst 20 Jahre zurück. Logisch, dass ich die Daten noch im Kopf habe. Hochzeitstag, Geburtstage der Ehefrau und der Kinder und die Impfintervalle und Wurmkurzeiten (der Pferde, nicht der Familie) habe ich immer parat. Selbstredend auch meinen letzten Abflug aus den USA.
Ich habe auch die anderen Dinge nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet. Ob ich an Zwangssterilisierungen aktiv beteiligt war, schon mal Kindersoldaten angeworben habe oder in meiner Steuererklärung Drogenhandel angegeben habe. Sie werden es ahnen meine Biografie ist vergleichsweise langweilig. Aber ich denke für die Einreise in die USA ist das nicht so schlimm.
Berlin war auch nicht so schlimm. Man darf keine elektronischen Geräte in das Gebäude nehmen. Da waren wir schon gewarnt worden. Wenn ich ein Autoknacker wäre (was ich vermutlich auch den US-Einwanderungsbehörden hätte mitteilen müssen), würde ich morgens in Berlin-Zehlendorf rund um die Clayallee nach Autos mit Kennzeichen von auswärts gucken. Alle verstecken ihre Handys und Portemonnaies und Laptops, um sich dann in die Schlange vor dem Konsulat zu stellen. An der Pforte erfährt man dann, dass ein Autoschlüssel natürlich auch ein elektronisches Gerät ist wegen der Knopfdruckfunktion. Toll, die Zweite! Immerhin darf man den Schlüssel mein Pförtner deponieren. God bless America!
Drinnen war der Mensch, der einen streng anguckte und die Fingerabrücke registrierte, dann äußerst gut gelaunt. Er war etwas untersetzt und hatte einen Bart. Damit sah er fast so aus wie ein bekannte deutscher Presseschef auf Reitturnieren. Ob der einen Bruder hat? Sein dröhnendes Lachen hinter der Glasscheibe erhärtete meinen Verdacht.
Aber das ist jetzt Geschichte. Jetzt ist Paris, gleich gehts in den Flieger nach Detroit, anschließend weiter nach Lexington Kentucky. Air France hatte heute morgen für die Hamburg-Passagiere lediglich Nescafé. Mal sehen, wie das transatlantische Gourmetprogramm aussieht. Vorher noch ein bisschen Window-Shopping. Herausgeberin Gabriele Pochhammer hätte sicher ihren Spaß. Gucci, Hermès, Dior, Prada, Miu Miu. Nicht so mein Ding. Egal.
In Kentucky werden wir auf einer kleinen Farm übernachten. Bei einem Schüler von Willi Schultheiss, den es in den Blue Grass State verschlagen hat. Wegen der Vorkommnisse beim Boston-Marathon hat uns die Pressestelle schon vorgewarnt. Die State Police wird alle Besucher des Turniers wie auf dem Flughafen filzen. Gut, dass wir jetzt schon geübt darin sind.
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