Am Rande der Vielseitigkeit in Luhmühlen trafen sich die alten Recken, die einst den Busch beherrschten und immer noch viel zu erzählen haben. Einen Blick in die Zukunft gewährte das Organisations-Team aus Pratoni, WM-Schauplatz im September.
So jung kommen sie nicht mehr zusammen, die Veteranen, das ist Fakt. Buschreiter aus gefühlt drei Reitergenerationen trafen sich am Abend nach dem Luhmühlener Geländeritt in einem gemütlichen Biergarten zwei Dörfer weiter, in Eyendorf. Ein halbes Dutzend Tische, an jedem saßen mehrere Olympiaritte und Championatsmedaillen: Horst Karsten, Karl Schultz, Harry Klugmann, als „Jungveteranen“ Hinni Romeike, Annette Wyrwoll, Nele Hagener und natürlich Hänschen Nagel, der die Idee zu dem Treffen hatte, zusammen mit Bernie Lauenstein. Bestimmt habe ich ein paar vergessen, und andere waren nicht da, weil anderweitig beschäftigt, etwa Bundestrainer Peter Thomsen und Trainer Claus Erhorn. Es ging – natürlich – um die guten alten Zeiten, in denen die Vielseitigkeit noch „Military“ hieß, nicht ohne Grund. Als es noch eine Rennbahnstrecke zum Auftakt gab („Die jungen Leute heute wissen gar nicht mehr, was das ist“). Geschweige denn, dass sie wissen wie man mit ganz kurzen Bügeln im 700-Meter-pro-Minute-Tempo über Sprünge galoppiert.
Die Zeiten, in denen nach einem Sturz selbstverständlich wieder aufgesessen und weiter geritten wurde, sofern das Pferd ok war, gehören auch ins Archiv. Da gibt es die Geschichte von Prinzessin Anne, die bei den Olympischen Spielen in Montreal 1976 vor den Augen ihrer entsetzten Mutter, der Queen, stürzte, wieder aufsaß und weiterritt – ohne sich am Ende an irgendwas zu erinnern. Sie war die einzige des britischen Teams, die die olympische Prüfung beendete. Robuste Zeiten waren das, für robuste Reiter. Dass sie vorbei sind, muss man nicht bedauern, aber auch damals war das Wohl des Pferdes schon das A und O. Ohne gesundes Pferd keine Schleife, das galt damals wie heute.
Ein paar fehlten in Eyendorf, weil sie sich schon auf immer verabschiedet haben, so Fritz Ligges, der vor dem Gold im Springen schon Bronze in der olympischen Vielseitigkeit gewonnen hat, Jochen Mehrdorf und das Holsteiner Urgestein Herbert Blöcker, so viele Jahre die Säule des deutschen Buschteams.
Nach Spargel und dem ersten Bier kamen dann die alten Anekdoten auf den Tisch, manche kann man erzählen, andere lieber nicht. Aber die von Dr. Annette Wyrwoll soll nicht unerzählt bleiben (ich habe sie gefragt). Auf einem ihrer ersten größeren Buschturniere, zu dem die heutige Tierärztin, damals noch Studentin, ihre Pferde per Anhänger selbst kutschierte (einen LKW als fahrendes Hotel für Reiter und Pferde hatte sowieso noch keiner), fuhr sie frühmorgens vor der Dressur in den Stall, um ihr Pferd zu tränken. Per Eimer, Selbsttränken waren noch nicht Standard. Als die anderen Pferde den Eimer klappern hörten, ertönte vielstimmiges Wiehern, alle hatten Durst und wollten saufen. Und Annette, die Rührende, tränkte alle Pferde, bis sie satt waren. Natürlich erzählte sie später ihren Reiterkollegen, dass die Pferde schon Wasser hatten und dachte, die freuen sich. Das Gegenteil war der Fall. Es gab lange Gesichter. Jetzt kann man sich natürlich fragen, warum…
Aber es blieb natürlich nicht beim Gestern. Die meisten sind ja heute noch den Pferden und dem Sport verbunden. FN-Sportchef Fritz Otto-Erley und seine Frau Catharina zum Beispiel, die in Luhmühlen zwei Zuchtprodukte präsentieren konnten. Tochter Elena auf dem selbstgezogenen Finest Fellow v. Fidertanz belegte in der Deutschen Meisterschaft einen respektablen Platz 15. Nele Römer, geborene Hagener, die 2000 in Sydney ritt, ist inzwischen Rechtsanwältin und Notarin, hat ein gutes Pony für ihre Tochter und schon ein junges Pferd im Auge, das sie selbst noch reitet, bis der Nachwuchs so weit ist.
Elmar Lesch, der über seine Auktionen schon so manchen Star beritten gemacht hat, beklagte, dass es in Deutschland keine einzige lange Viersterne-Prüfung gibt, die Voraussetzung, um sich für ein Championat zu qualifizieren. Dafür müssen die Reiter also ins Ausland fahren, vorzugsweise ins polnische Strzegom, wo in diesem Jahr insgesamt fünf CCI4*-L angeboten. Viele deutsche Vielseitigkeitsplätze der letzten Jahrzehnte sind verschwunden, Achselschwang, Walldorf, Bonn-Rodderberg, Rheinböllen, Böen-Bunnen, Cavertitz, um nur ein paar zu nennen. Meist weil mit dem Ausstieg des engagierten Veranstalterteams die Motivation und das Geld fehlten.
300 Hindernisruinen
Ein Platz, der viele Jahrzehnte überdauert hat, ist das Hügelgelände in Pratoni del Vivaro in der Nähe von Rom, der Schauplatz der Weltmeisterschaft im September, ursprünglich Übungsgelände für die Kavallerie. Eine kleine Abordnung war von Italien in die Heide gereist, um die WM zu präsentieren, Parcourschef Giuseppe della Chiesa, der schon in Badminton aufgebaut hat, und Pressechefin Caterina Vagnozzi. 24 Jahre ist es her, dass sich in Pratoni bei den Weltreiterspielen in Rom die Buschreiter trafen. Wie 1998 werden auch diesmal die Vierspännerfahrer dabei sein. Bevor della Chiesa an den Aufbau neuer Hindernisse denken konnte, musste er erst den Schrott aus 30 Jahren wegräumen, 300 Hindernisruinen standen noch rum. Schon entsorgt sind die berüchtigten Betonröhren, die bei den Olympischen Spielen 1960 den Reitern Angst machten. Mit der Öffnung nach vorne, nebeneinander aufgestellt, vorne eine erbarmungslose harte Kante, tat schon das Zugucken weh. Sowas gibt es heute natürlich nicht mehr, schließlich leben wir in den Zeiten der abgerundeten Balken und MIM-Sicherheitssysteme. Gottseidank!men’s jordan upcoming releases | air jordan 1 mid se black and white release date
Ein schöner Blog Frau Pochhammer, gern erinnert man sich an die „Guten Alten Zeiten“ zurück.
Heute geht es leider nur noch um das liebe Geld.
Solange, wie uns die heutigen Verantwortlichen durch ihr nicht vorbildliches Handeln zeigen, wie unter Ausnutzung von Positionen persönliche Eigeninteressen verfolgt werden, wird auch der Sport nicht populärer.