Daniel Deußer belegt aktuell Platz vier der Weltrangliste, reitet fast jedes Wochenende von Erfolg zu Erfolg. Wie wichtig seine Rückkehr in das deutsche Team ist, steht außer Frage. Aber ist sie auch endgültig?
Eigentlich war ja alles in Butter. Die beiden verlorenen Söhne Daniel Deußer und Christian Ahlmann sind nach langen zähen Verhandlungen in die deutsche Springreitermannschaft zurück gekehrt. Sie hatten sich lange bitten lassen, bis die Querelen mit der deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), die zum Teil vor mehr als zehn Jahre begannen, beigelegt waren. Reiterpräsident Breido Graf zu Rantzau hatte die leidige Angelegenheit zur Chefsache gemacht und am Ende eine Einigung erzielt. Und in Aachen bewiesen beide, dass sie gebraucht werden, trugen wesentlich zu Platz zwei im Nationenpreis bei und dann verpasste Deusser auch noch nur haarscharf, um wenige Sekundenbruchteile geschlagen, den Sieg im Großen Preis von Aachen. Das Aufatmen der Funktionäre und auch der Reiter war selbst für Dritte spürbar. Die EM in Rotterdam und Olympia in Tokio 2020 können kommen.
Der Taktiker
Aber Daniel Deußer ist nicht nur ein überragender Reiter, er ist auch ein geschickter Taktiker. Er und Christian Ahlmann haben zwar, wie vielfach berichtet, endlich Athletenvereinbarung unterschrieben. Ein Interview mit einem belgischen Rundfunksender nach dem Aachener Turnier sorgte erneut für Spekulationen. Die Gedanken, doch für seine Wahlheimat Belgien zu starten, „seien nicht ganz aus dem Kopf heraus“, sagte Daniel Deußer ins Mikrophon. Aber seine erste Priorität sei es jetzt, für Deutschland zu reiten, modifizierte er einen Tag später seine Aussage. „Es hat mir einen Superspaß gemacht mit dem deutschen Team in Aachen und ich habe oft genug betont, dass ich jetzt meinen Weg mit der deutschen Mannschaft gehen will.“
Allerdings nicht ohne Wenn und Aber. Ein Grund für die sich lange hinziehenden Zwistigkeiten von Christian Ahlmann und Daniel Deußer war ja das Gefühl gewesen, den Funktionären ausgeliefert zu sein. das Gefühl, der Verband stehe nur hinter seinen Reitern, wenn es Erfolge zu feiern gibt, aber nicht, wenn sie in Schwierigkeiten geraten. Es wurde ein Neuanfang versprochen und einige Regeln verändert, etwa bei der Kontrolle der Stallbücher für die Spitzenpferde. „Es muss ein Strich gezogen werden“, sagt der 37-Jährige Deußer, der wie Ahlmann immer wieder betont, dass es ihm nicht darum gehe, Doping oder Medikationsfälle zu verschleiern. Aber er werde genau beobachten, ob die Versprechungen, vor allem mehr Transparenz gegenüber den Sportlern, auch umgesetzt würden. „Ich weiß, dass Breido auf Seiten der Reiter steht, aber wer weiß, wie alles in zwei bis vier Jahren aussieht.“
Dann hat er immer noch die Wahl, für Belgien zu starten, das Land, in dem er seit vielen Jahren lebt und das der gebürtige Hesse als seine Heimat bezeichnet. „Meine Frau ist Belgierin, mein Kind ist Belgier, hier fühle ich mich zu Hause.“
Belgien als Plan B
Peter Weinberg, deutscher Nationaltrainer der belgischen Springreiter, früherer Nationenpreisreiter, hört es mit gemischten Gefühlen. Ein Teil seines Herzens sagt: „Ich war sehr glücklich über die Einigung der beiden mit der deutschen FN, ich habe immer gesagt, das müsst ihr doch irgendwie hinkriegen.“ Andererseits ist Deußer einer der weltbesten Reiter, verstärkt mit seinen Spitzenpferden Tobago, Calisto Blue, Killer Queen und Jasmien jedes Springteam der Welt. „Aber wir sind in Belgien auch nicht so schlecht aufgestellt“, sagt Weinberg. Klingt nicht so, als ob der rote Teppich nur darauf wartet, für Deußer ausgerollt zu werden.
In Belgien gelten nahezu dieselben Regeln wie auch für deutsche Spitzenreiter und ihre Pferde, mit einer Ausnahme: Die belgischen Springreiter müssen nicht auch zuhause zwischen den Wettkämpfen mit Dopingkontrollen rechnen. „Die Belgier sind stur“, sagt Weinberg. „Der Verband sagt, die Pferde sind die Sportler, nicht die Reiter.“ Und deswegen werden einfach keine Trainingskontrollen bei den Reitern durchgeführt. In Deutschland gibt es sie schon deswegen, damit keiner sagen kann, Reiter seien keine richtigen Athleten. Der Schuss könnte nämlich nach hinten los gehen,
Daniel Deußer hat, wie auch Christian Ahlmann, viel erreicht. Er hat jetzt ein Druckmittel, dass er nicht aus der Hand gibt, den Wechsel nach Belgien, den übrigens auch Christian Ahlmann als Lebensgefährte einer Belgierin und Vater zweier Kinder mit ihr, jederzeit vollziehen könnte. Deußer wurde vom Gejagten zum Jäger, vom Kontrollierten zum Kontrolleur. In einer Weise haben die beiden die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) in die Knie gezwungen, bestimmen jetzt die Spielregeln mit. Dass der Wiedereinstieg ins Team sportlich überaus erfolgreich verlief, ist mehr als eine glückliche Zugabe. Es ist die knallharte Voraussetzung dafür, dass die beiden auch in Zukunft für Bundestrainer Otto Becker unverzichtbar sind.Air Jordan 1 Outlet Store | air jordan outlet app reviews
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