Auf zum Weltcupfinale! Über Macho-Computer, lange Beine und Derbychefs im Duty Free Shop, eine wohl bekannte Sprache und sportliche Läufe durch die Flughafen von Amsterdam und Atlanta.
Kann mir mal einer erklären, warum S-Bahnen immer dann außerplanmäßig verkehren, wenn ich zum Flughafen muss? Und warum immer dann der Zugführer einen Sprachfehler hat und man maximal versteht, dass der Zug auf offener Strecke anhält was man sich ja irgendwie auch selbst erschließen kann der Grund dafür aber vernuschelt wird? Egal ich war pünktlich beim Check In, fünf Minuten vor der Zeit sind des Soldaten Pünktlichkeit. Vielleicht waren es auch eher zwei.
Natürlich war auch mit dem Visum etwas nicht in Ordnung. Also eigentlich war alles in Ordnung. Das fand die nette Dame Nummer eins, die sich zur Verstärkung dann irgendwann entnervt eine nette Dame Nummer zwei holte und die ebenfalls zu diesem Schluss kam. Nur der Computer war ein Macho, wollte sich von Frauen wohl nichts erzählen lassen und blieb bei seiner Meinung: Da stimmt etwas nicht!
Wer weiß, mit was für einem Aufwand es verbunden ist, in der US-Botschaft in Berlin ein Journalistenvisum ausgestellt zu bekommen (unter den vorab zu beantwortenden 34 Seiten (!!) voller Fragen gefiel mir die, ob ich mit Frauen- oder Kinderhandel oder Drogengeschäften mein Geld verdiene mindestens genauso gut wie die, ob ich aktiv bei der Rekrutierung von Kindersoldaten tätig war), kann sich vorstellen, dass dieser bockige Macho-Computer am Check In-Schalter nicht der schönste aller Träume für einen ist, der noch 19,5 Stunden Reisezeit bis Las Vegas vor sich hat. Und der Hinweis, wissen Sie, dass sie in zehn Minuten boarden müssen? macht dann auch nicht so viel Spaß. Aber der Macho-Computer war irgendwann glücklich und ich dufte die Fast Lane, quasi die VIP-Spur zum Sicherheitscheck nehmen. Dort traf ich in einer frühlingshaft grünen Weste Volker Wulff, den Derbychef. Das ist dann schon echt cooler Business Talk, wenn man sagt, ach, auch nach Las Vegas? Er war aber auf dem Weg nach Seoul und dann nach Peking. Ja, ja, früher wurde in Lingen, Hannover und Bremen international geritten. Heute müssen Veranstalter Meilen schinden, um international mitzumischen. Im Duty Free Shop haben wir dann noch schnell auf unseren iPhones Fotos verglichen. Boah, lange Beine! attestieren wir dem jeweils anderen. Wer uns beobachtet hat, konnte argwöhnen, zwei nicht mehr ganz taufrische Kerls vergleichen ihre aktuellen Freudinnen. Haben wir aber gar nicht, wir haben unsere Fohlen miteinander verglichen.
Da wusste ich noch nicht, dass ich in Amsterdam beim Umsteigen genau das brauchte: lange Beine. Das erste, was mir begegnete im Flughafengebäude, war der Hinweis gate closed hinter meinem USA-Flug. Na toll. Also in einer gewissen Hektik in Richtung Gate D43 gerannt und irgendwie gerade doch noch an Bord gekommen. So ein forscher Dauerlauf tut ja auch ganz gut, wo man doch so lange sitzt auf diesen Flügen.
An Bord der KLM-Maschine dann holländische Mikrofondurchsagen. Diese so besonders guturale Sprache, wie an jedem internationalen Dressurviereck. Wenn der zollfreie Einkauf durch den Gang gerollt wird, dann wird eine Kollektion erlesenster Produkte übers Mikrofon angekündigt, eine Collectie, was auf Niederländisch immer klingt wie Kolläxiie und das wiederum heißt Versammlung. Das hört man ja auch beim Abreiten am Dressurvorbereitungsplatz. Die Forderung nach mehr Durchlässigkeit ist da nicht zu vernehmen, dafür gibt es ja kein Wort bei unseren Nachbarn in Benelux. Wie dem auch sei. Das Lächeln der Kolläxie-Girls ist dasselbe, das perfekte Make Up auch, nur die verhärmten Gesichtszüge der Dressurtrainerinnen, die weichen doch deutlich von den Frau Holland-Versionen in den KLM-Uniformen ab.
Tja und dann Atlanta. Umsteigen. Wir sind zu spät, dafür ist gerade bei der Passkontrolle Schichtwechsel. Um 20.58 Uhr habe ich noch fünf Leute vor mir in der Schlang, Boarding beginnt um 21.02 Uhr. Schluck! Dass man mit solcherlei Hinweise US-amerikanische Sicherheitskräfte eher ent- als beschleunigt, darf der arme Mann vor mir erfahren. Also bin ich nett und unaufgeregt. Um 21.22 Uhr frage ich am Schalter, ob es noch sinnvoll ist zu rennen, oder eh schon alles zu spät. „You have a little chance, Sir.“ Das ist das Startsignal. Zwar muss man nochmal durch einen Sicherheitscheck. „Schuhe ausziehen bitte“ und dann mit einer Bahn fünf (!) Stationen weiter fahren, aber dann ist es geschafft. 21.33 Uhr bin ich im Flieger. Der kommt dann vier Stunden später in Las Vegas an, vor der Zeit. Wir müssen auf dem Rollfeld warten, weil kein Gate frei ist. Das ist dann mal ganz was Neues. Las Vegas, here I am!
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