Weltcupfinale: Auf nach Omaha – Yeeehaaa!

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Weltcupfinale Omaha 2017 (© www.st-georg,de)

Auf in den Wilden Westen! Es gibt kein zurück. Das Ziel: Omaha. Nie gehört? Macht nichts! Die Stadt am Missouri ist Gastgeber des Weltcupfinale 2017. St.GEORG Chefredakteur Jan Tönjes ist als ihr persönlicher Reiseführer auf dem Weg in die USA.

Haben Sie sich schon mal die Mühe gemacht, „Omaha“ zu googlen? Vermutlich nicht. Das Ergebnis ist genauso schnell wie ernüchternd zusammengefasst. Die Stadt mit nicht ganz 500.000 Einwohnern versteht sich selbst als „Tor zum Mittleren Westen“, wobei „Gateway to the West“ noch etwas verwegener klingt. Vielleicht hätte ich doch ein paar Cowboystiefel und eine Lederjacke mit Fransen an den Ärmeln einpacken sollen. Nebraska, der Bundesstaat, in dem Omaha liegt hat übrigens noch andere Städte, die mit hübschen Bezeichnungen Eigenwerbung machen, Lincoln „Steak-Hauptstadt der Welt“, Cozad, „Luzerne-Hauptstadt Nebraskas“ oder Crawford „Rotwild-Hauptstadt von Nebraska“ und schließlich Eustis „Wurst-Hauptstadt der Welt“. Die Vermutung liegt nah, dass es sich wohl um einen eher handfesten Landstrich handeln muss. Genährt wird diese Vermutung auch dadurch, dass man Bezeichnungen wie „Literatur-, Kultur- oder Dichter-Hauptstadt“ nicht findet. Omaha war eine der größten Fleisch-Städte des 20. Jahrhunderts, schlachten, verpacken, verschicken. Und Omaha hat einen Fluss, den Missouri, und eine lange Geschichte. Vor immerhin 163 Jahren wurde die Stadt gegründet, 1854, an einem einsamen Baum am Ufer des Missouri. Hier konnte man aus dem benachbarten Iowa per Fähre übersetzen. Deswegen hätte Omaha auch beinahe „Lone tree ferry“ geheißen. Nun aber Omaha, was ein bisschen so klingt, wie ein nörgelnder Enkel, der seiner Großmutter an der Kasse im Supermarkt noch ein paar Süßigkeiten abtrotzen möchte: „OOOOmaaaaahhhaaaa, Duhuuuuuu, darf ich nicht noch …“ Tatsächlich aber ist es ein Wort aus der Indiandersprache, diverse Stämme haben hier gelebt. Die Sioux nördlich, die Omaha und Ponca hier am Missouri.

Omaha heißt frei übersetzt, ,die, die in der steilen Felswand hausen‘.

Immerhin schon 1898 rückte Omaha erstmals in den globalen Blickpunkt: 44 Jahre nach der Stadtgründung richtete die Stadt die Trans_Mississippi-Ausstellung, die sich an der Weltausstellung, orientierte aus. Man kann also feststellen, dass es sich bei denen, die da in den großen Ebenen des Wilden Westens, inmitten der Prärie sesshaft werden wollten, um eine besondere Sorte Mensch handeln muss. Solche die die Ärmel hochkrempeln und anpacken können. Braungegerbte Kerle, die morgens Bohnen und Kaffee überm Feuer machen und dann richtig die Schippe schwingen. Menschen, wie man sie sich für den Berliner Flughafen oder die Elbphilharmonie wünscht.

Heute ist man übrigens stolz auf andere kulinarische Köstlichkeiten, wie das Reuben Sandwich, Corned Beef, Schweizer Käse, Thousand Island Dressing und Sauerkraut, wird warm serviert, und Butter Brickle Eiscreme, etwas, das wohl recht süß und dank Beimengung von Toffee auch recht klebrig sein muss. Man wird sehen.

Jetzt also Weltcupfinale. Die besten Spring- und Dressurreiter der nun sich dem Ende neigenden Hallensaison sind in den Wilden Westen gereist , wobei das Dressurfeld etwas ausgedünnt daherkommt. Für Fabienne Lütkemeier war von Anfang an klar, dass sie ihrem „Dagi“, D’Agostino, den Flug und die Quarantäne nicht zumuten möchte. Der Fuchs Flirt, Sieger 2016, ist lahm, so dass Hans Peter Minderhoud maximal zum Daumen drücken für seinen Lebensgefährten Edward Gal anreisen kann. Schließlich hat sich Jesscia von Bredow-Werndl Unee, zweimal Dritter im Finale in den vergangenen Jahren, in Amsterdam mit Bauchschmerzen vor dem Kontinentalflug verabschiedet. Pech für Jessi, die schon in Omaha war und flugs zurückfliegen konnte, Glück für Unee – eine Kolik überm Atlantik, das will man gar nicht zu Ende denken.

Gut angekommen ist Weihegold. „Sie fliegt unproblematisch“, sagt Isabell Werth. So lange es etwas zu fressen gibt, „vor allem Möhrchen“, ist die Nummer Eins der Welt ein komplett unauffälliger Passagier. Keine Extrawünsche, nur ein bisschen Ruhe – man hat ja schließlich ein Ziel vor Augen.

Auch die Springpferde sind gut angekommen. Der jüngste der deutschen Abordnung, Qinghai von Guido Klatte jr. ist munter – kein Wunder Guido Klatte senior, der Vater des Europameisters der Jungen Reiter von 2016, hat ja berufsmäßig auch mit fliegenden Pferden zu tun. Titelverteidiger Steve Guerdat (SUI) hat schon ein Bild getwittert, das Bianca beim Grasen vor dem Veranstaltungszentrum zeigt. Warm eingemummelt, in Nebraska ist Schmuddelwetter, ein paar Grad über dem Gefrierpunkt, auch etwas Regen. In Hamburg scheint die Morgensonne, der Flieger ist einsteigebereit. In 22 Stunden sind wir im Wilden Westen.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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