Gabriele Pochhammer hat mit Reitern und Turnierveranstaltern gesprochen, wie Corona die Turnierlandschaft verändert hat und wie es in Zukunft aussehen könnte.
Als ich Ingrid Klimke am Handy erwische, ist sie gerade auf der Rückfahrt von Strzegom nach Hause. Die Stimmung ist bestens, Platz eins mit dem 16-jährigen Routinier Hale Bob, der nun – wie seine Reiterin versichert – frisch auf Olympia 2021 blickt, Platz zwei für die neunjährige Asha, die gezeigt hat, dass sie auch in große Fußstapfen treten kann.
Das polnische Strezgom hat sich zum Hotspot der Vielseitigkeit entwickelt, wo junge und ältere Pferd, jüngere und ältere Reiter sich beweisen können. Das ist im Coronajahr wertvoller denn je, wo fast alle großen Busch-Veranstaltungen abgesagt wurden. Nicht weniger als neun Geländeturniere mit jeweils mehreren Prüfungen meldet der FEI-Kalender für den polnische Geländeplatz in diesem Jahr. „Ein dickes Dankeschön an die Veranstalter, die uns trotz Covid-19 ermöglichen, unseren Sport auszuüben“, sagt Ingrid Klimke und ich denke, alle Reiter werden ihr zustimmen.
Dass die Welt nach Corona nicht mehr dieselbe sein wird wie vorher, können wir jeden Tag in der Zeitung lesen. Das gilt natürlich auch für den Pferdesport, einige Turniere werden untergehen, andere gestärkt aus der Krise hervorgehen. Es sieht so aus, als ob sich das Modell, das in den USA, etwa in Wellington, schon lange den Spitzensport dominiert, auch in Europa mehr und mehr durchsetzen wird: Mehrere Veranstaltungen auf derselben, großzügige Anlage, die dadurch besser ausgelastet wird als durch ein einziges Turnier im Jahr, das von der Einsatzfreude ehrenamtlicher Helfer zehrt. Denn die wird immer geringer, nicht nur im Pferdesport.
Es sind in der Regel Turniere, die wie St. Tropez nicht von Zuschauereinnahmen leben und deswegen zu Corona-Zeiten auch keine so großen Verluste erleiden. Solange die Sponsoren mitspielen, natürlich nur. Oder wie im Fall St. Tropez ein reicher Mann kein Problem damit hat, jeden Monat hohe Summe auszugeben für sein Hobby, zu dem auch gehört, dass er selber in bester Gesellschaft mitreiten kann. Während sich manches krisengebeutelte Unternehmen in den nächsten Jahren dreimal überlegen wird, wofür es Geld ausgeben will, hat der FEI-Großsponsor Longines zugesagt hat, alle seine Verträge zu erfüllen, das ist mal eine gute Nachricht.
Das Modell Riesenbeck International
Mit St. Tropez will Ludger Beerbaum sein Modell nicht vergleichen. Er will nicht zubuttern, aber er sieht „Riesenbeck International“ auch nicht als Profitcenter. Auf der modernen Anlage, vor sechs Jahren gemeinsam von Beerbaum und dem alteingesessenen Grundeigentümer Baron Philipp Heeremann ins Leben gerufen, ist zunächst die reitende Basis zuhause, die zweibeinige und die vierbeinige. „Wir hatten im letzten Jahr 24 Late Entry-Turnier “, sagt Beerbaum, „im Winter alle 14 Tage dienstags und mittwochs.“
Das geht bis zur Klasse S und ermöglicht den Profis, ihre jungen Pferde vorzustellen und Erfahrung sammeln zu lassen. Und sich auf großer Bühne zu präsentieren. Denn fast alle diese Ritte werden über ClipMyHorse und andere Kanäle übertragen und davon profitiert auch der Stall Beerbaum. „Das ist wichtig für den Handel und das Scouting“, sagt Beerbaum. Scouting ist die moderne Art, gute Pferde zu finden, indem man sich nämlich alle Parcours des betreffenden Pferdes per Video anguckt. „Oft wird man auch auf bestimmte Pferde aufmerksam gemacht, die man sich dann ansieht“, sagt Beerbaum.
Neben der Profi-Tour Tour gibt es auch eine für Amateure, zumindest für die Glücklichen unter ihnen, die mitten in der Woche mit ihrem Pferd zum Turnier fahren können. Aber es geht auch höher hinaus: Der Kalender der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) vermerkt bisher drei internationale Zwei-Sterne-Turniere für Riesenbeck. Es können sogar noch mehr werden, auch mehr Sterne. Neben den Turnieren gibt es Lehrgänge und Seminare, unter anderem für die Longines World Equestrian Academy, in der begabte junge Reiter aus reitsportlich unterentwickelten Ländern ihr Können verbessern und Know-how erwerben sollen. „Es ist das ganze Jahr was los, das muss es bei einer so großen Anlage ja auch“, sagt Ludger Beerbaum.
Die Bedingungen sind perfekt, neben der Turnierhalle von 60 mal 80 Metern gibt es den traditionsreichen Rasenturnierplatz, und jetzt auch noch einen Sandplatz mit den Maßen 100 mal 60 Meter. „Natürlich war dieses Jahr ein ganz besonderes Jahr“, sagt Ludger Beerbaum. „Corona war ein Vorteil für die großen Zentren.“ Denn je mehr Turniere abgesagt oder sehr eingeschränkt durchgeführt wurden, umso mehr Starter kamen, die alle Start- und Nenngeld bezahlen. Nicht mehr als die deutsche Turnierordnung zulässt, aber da kommt doch was zusammen. Er sei froh, wenn am Ende was übrig bleibt, so Beerbaum. „Denn wir müssen ja alle Leute bezahlen bis hin zur Putzfrau.“ Das macht in dreieinhalb Tagen dann schon mal 6000 Euro. Auf die freiwilligen Helfer aus dem Reitverein kann er nicht hoffen. „Das geht vielleicht einmal im Jahr, aber nicht alle 14 Tage.“ An den nächsten beiden Wochenenden kämpft die Jugend aller Altersklassen in Dressur und Springen um die nationalen Titel bei den Deutschen Jugendmeisterschaften.
Gut für den Hengsthalter Beerbaum
Auch Hengste können auf diese Weise unter Einhaltung aller Corona-Hygienevorschriften weltweit im Netz präsentiert werden. Die Pandemie kam übrigens dem Deckgeschäft der Station Beerbaum zugute. 28 Prozent mehr Stuten vermerkt Ludger Beerbaum. „Das hat auch damit zu tun, dass die Hengste die ganze Saison über zuhause waren und nicht auf irgendwelchen Turnieren unterwegs.“ Und dass manche Züchter seine Stute doch noch mal zum Hengst brachte. Und auf bessere Zeiten hofft, wenn das Fohlen erwachsen ist.
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