Berufsreiter auf dem Weg zu Olympia

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Früher waren die Profis von der Teilnahme an den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Die Zeiten haben sich geändert. Inklusive der Reservisten konnten sich 16 deutsche Reiter für einen Start bei den Olympischen Spielen empfehlen. Die Hälfte davon sind Mitglieder in der Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR).

Helen Langehanenberg auf Damon Hill, Dorothee Schneider mit Diva Royal und Kristina Sprehe im Sattel von Desperados bilden das deutsche Team für die olympischen Dressurwettbewerbe. Als Einzelreiterin wurde Anabel Balkenhol mit Dablino nominiert. Reservistin ist Monica Theodeorescu auf Whisper. Gute Medaillenchancen haben die Deutschen sowohl in der Mannschafts- als auch in der Einzelwertung. Die 30-jährige Helen Langehanenberg, eine der ganz heißen Medaillenanwärterinnen, hat ihre Ausbildung zum Pferdewirt bei Ingrid Klimke absolviert, die für Deutschland in London in der Vielseitigkeit startet. Heute betreibt Helen Langehanenberg gemeinsam mit ihrem Mann, dem Pferdewirtschaftsmeister Sebastian Langehanenberg, einen Ausbildungsstall bei Münster und trainiert mit dem ehemaligen deutschen Bundestrainer, Klaus Balkenhol. Schon in ihrer Lehrzeit hatte sie Kontakt zu Damon Hill, der damals noch bei Ingrid Klimke in Ausbildung war. Unter anderem sprang sie ein, als Klimke 2005 verletzungsbedingt nicht an den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde teilnehmen konnte. Helen Langehanenberg und Damie wurden Weltmeister. Und nun peilen sie gemeinsam die Olympischen Spiele an. Kommentar der Reiterin: Ich bin froh, dass die Zeiten, in denen nur Amateure zu Olympischen Spielen durften, sich geändert haben. Ein Start bei Olympia ist für jeden Sportler ein Lebenstraum!

Diese Meinung teilt sie mit ihren Kollegen im deutschen Team. Ich habe das noch gar nicht richtig realisiert, gesteht die überglückliche Dorothee Schneider. Die 43-jährige zweifache Pferdewirtschaftsmeisterin hat schon zahlreiche Pferde bis Grand Prix gefördert, hatte aber noch nie die Chance, an einem Championat teilzunehmen. Mir macht es Spaß die Pferde von der Pike auf auszubilden. Aber es ist ein bisschen das Los eines Berufsreiters, dass die Pferde verkauft werden, wenn es richtig losgehen kann. Mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen wird auch für Schneider ein Traum war. Dabei hat sie bereits eine eindrucksvolle Erfolgsliste vorzuweisen. Mit Van the Man, Forward Looking sowie ihrem jetzigen Olympiapferd Diva Royal qualifizierte sie im vergangenen Jahr drei Pferde für das Finale der Nachwuchs-Grand Prix-Pferde-Serie TESCH Inkasso-Cup (heute Louisdor-Preis). Reiten durfte sie am Ende nur zwei. Diva Royal siegte, Van the Man wurde Vierter. Kurz danach hat der leider verstorbene Bundestrainer Holger Schmezer mich angesprochen, ob ich mit vorstellen könnte, mit der Stute die Sichtungen für Olympia zu reiten. Schmezer war es auch, der zusammen mit Jonny Hilberath und Dorothee Schneider mit den Pferdebesitzern gesprochen hat, der Familie Roth. Dorothee Schneider zeichnet nämlich nicht nur für die Ausbildung des Pferdes verantwortlich, sondern auch für die der Besitzerin und zweiten Reiterin, Stella-Charlott Roth. Die war mit der Don Frederico-Tochter schon Mannschaftseuropameisterin bei den Jungen Reitern. Vor den Olympischen Spielen muss sie den Platz in Diva Royals Sattel nun vorerst ihrer Trainerin überlassen. Aber die Roths haben ganz toll reagiert und sind sehr stolz auf ihr Pferd.

Im Springreiterlager hält Janne-Friederike Meyer die Fahnen der BBR hoch. Auf ihrem Lambrasco wird sie gemeinsam mit Marcus Ehning auf Plot Blue, Christian Ahlmann und Codex One, Philipp Weishaupt auf Monte Bellini sowie Reservistin Meredith Michaels-Beerbaum mit Bella Donna versuchen, auf die Siege der deutschen Springreiterequipe bei den Weltreiterspiele in Kentucky 2010 und bei den Europameisterschaften 2011 in Madrid noch eins drauf zu setzen. Aus sportlicher Sicht unterscheiden sich Olympische Spiele nicht so sehr von anderen Championaten. Ich freue mich wahnsinnig, mein Team vertreten zu dürfen. Aber sonst ist man immer unter sich. In London werden wir auch die Athleten anderer Sportarten treffen. Das und auch die enorm aufwändige Organisation machen es sehr aufregend. Janne-Friederike Meyer ist in ihren Beruf hineingewachsen, hat immer schon für Züchter Pferde geritten und trainiert, die dann verkauft wurden. Das ist auch heute noch ihr Kerngeschäft.

Bis auf Peter Thomsen, dem einzigen Amateur des Teams, besteht das gesamte Vielseitigkeitsaufgebot für Deutschland aus BBR-Mitgliedern Einzelwelt- und Europameister Michael Jung auf Sam, die beiden Mannschaftsolympiasieger Ingrid Klimke und Andreas Dibowski (der als Reservist nach London reist) mit Butts Abraxxas und Butts Avedon, die Einzelsilbermedaillengewinnerin und Mannschaftseuropameisterin 2011, Sandra Auffarth auf Opgun Louvo, sowie der EM-Vierte, Dirk Schrade, mit King Artus. Letzterer sagt: Auch wenn der Spitzensport bei mir immer im Vordergrund stand, war es mir sehr wichtig, die Ausbildung zum Berufsreiter zu machen. Meiner Meinung nach, geht es nicht nur darum, gut zu reiten. Ich möchte auch wissen, was ich auf dem Pferd tue. Wie viele seiner Teamkollegen gibt auch Pferdewirtschaftsmeister Schrade sein Wissen weiter. Andreas Dibowski beschäftigt derzeit eine Auszubildende und bietet regelmäßig Lehrgänge an. Pferdewirtschafts- und Reitmeisterin Ingrid Klimke nimmt regelmäßig BBR-Stipendiaten bei sich auf und gewährt ihnen Einsicht in das Management eines Sport- und Ausbildungsstalles.

Apropos Ausbildung die BBR ist nicht nur unter den Reitern vertreten. Mit Jonny Hilberath und Hans Melzer gehören auch zwei Bundestrainer zur Bundesvereinigung der Berufsreiter, genau wie Jürgen Koschel, der Betreuer von Kristina Sprehe. BBR goes Olympia!

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