Der Geländetag in Marbach hat die Rangierungen neu sortiert. Dirk Schrade und Michael Jung sind im Berufsreiterchampionat weiter auf Siegeskurs. Die internationale Wertung dominieren allerdings andere Nationen.
Für die Franzosen ist Marbach ein offizieller Sichtungstermin für die Olympischen Spiele in ihrem Heimatland. Dementsprechend sind sie mit einer großen Truppe auf die schwäbische Alb gereist. Sieben französische Reiterinnen und Reiter nutzen die Chance, sich zu empfehlen. Zwei von ihnen mit zwei Pferden. Das mit der Empfehlung hat schon mal geklappt.
Nach dem Gelände der CCI4*-S Prüfung belegen sie Rang eins bis vier. Allen voran Astier Nicolas, Team-Olympiasieger von Rio 2016, auf dem 13-jährigen Selle Français-Wallach Babylon de Gamma v. Mylord Carthago, der nach einer fehlerfreien Runde die Führung übernommen hat (28,0 Minupunkte). Hinter ihm reihen sich der zweimalige Mannschafts-Olympiasieger Nicolas Touzaint mit Diabolo Menthe (28,7), Gireg Le Coz auf Aisprit de la Loge (30,1) und Karim Florent Laghouag, der 2021 Mannschaftsgold bei Olympia für Frankreich holte, mit Embrun de Reno (30,8) ein. Letzteres rangiert mit seinem zweiten Pferd Triton Fontaine außerdem auf Rang sieben (33,2).
Michael Jung mit Zeitfehlern
Bester Deutscher und damit weiterhin auf Siegeskurs im Berufsreiterchampionat wurde Michael Jung mit seiner Nummer eins für Paris, Chipmunk. Der braune Hannoveraner galoppierte kraftvoll die Berge hoch und runter – der Boden war optimal – und bewältigte problemlos die Aufgaben, aber der Reitmeister holte nicht alles aus ihm heraus und nahm sechs Zeitstrafpunkte in Kauf. Mit 31,3 Minuspunkten rangiert das Paar momentan auf Platz fünf – keinen Springfehler entfernt zum Führenden. „Michael hat sich mit Chipmunk super in Szene gesetzt, auch wenn er nicht unbedingt gewinnen wollte. Ich bin super zufrieden damit“, so Bundestrainers Peter Thomsen.
Louise Romeike (SWE) folgt mit Caspian (32,5). Auch für die Schweden ist Marbach eine offizielle Sichtungsstation. Zweitbeste Deutsche ist Libussa Lübbeke mit Caramia auf Rang neun (33,4). Vor ihr liegt Clarke Johnstone mit Domasco (33,4) für die Neuseeländer, die neben den Franzosen und Schweden den Saisonauftakt in Marbach im Olympiajahr nutzen. Sechs Neuseeländer sind am Start, drei von ihnen rangieren unter den Top 15, Clarke Johnstone gleich mit zwei Pferden (Menlo Park Rang elf).
Anspruchsvolle Strecke
Die Strecke hielt einige Aufgaben bereit, die Sprünge waren aufwendig gebaut und hergerichtet. Von 48 Teilnehmern beendeten 43 die Geländeprüfung, die auf einer Strecke von 3825 Metern mit 33 Sprüngen entschieden wurde. Michael Jung schied mit Wild Wave an Sprung 19b aus, einer Kombination mit zwei Ecken, dasselbe Schicksal ereilte noch einen weiteren Reiter nach zwei Verweigerungen an diesem Sprung. Drei Teilnehmer zogen ihren Start zurück. Nur drei Reiter insgesamt schafften es, in die Zeit zu reiten. Dreimal wurde eine „Missed flag“ angezeigt, zwei davon an Sprung 19b. Fünfmal wurde das Sicherheitssystem ausgelöst, was jeweils elf Strafpunkte nach sich zieht. Die musste Christoph Wahler mit Carjatan gleich zweimal in Kauf nehmen. An Sprung 15a und 20 löste das System aus. Das Paar liegt damit weit abgeschlagen auf Rang 38 (59,2).
CCI4*-L: Hoy übernimmt Pole Position
In der langen Vier Sterne-Prüfung, einer Qualifikationsprüfung für die Olympischen Spiele in Paris, hat sich die Rangierung nach dem Gelände ebenfalls verändert. Dirk Schrade und Andrew Hoy (AUS) haben die Plätze getauscht.
Schrades 14-jähriger Holsteiner Casino galoppierte flüssig über die Strecke, kam aber elf Sekunden über der Zeit ins Ziel. Somit wurden zum Dressurergebnis von 28,8 Minuspunkten 4,4, Zeitstrafpunkte hinzugerechnet. Macht im Zwischenergebnis 33,2 Punkte und Platz zwei vor dem morgigen Abschlussspringen.
Fast eine Punktlandung gelang Andrew Hoy im Sattel von Vassily de Lassos, einem 15-jährigen Anglo-Araber. Für eine Sekunden über der Zeit gab es lediglich 0,4 Punkte auf das Dressurergebnis. Mit 33,2 Minuspunkten liegt der australische Altmeister momentan in Führung. Auf der 5700 Meter langen Strecke waren 40 Sprünge zu bewältigen inklusive zwei Wasserkomplexe.
Die Schwedin Frida Andersen war die Einzige, die es in die Zeit schaffte. Mit Stonehavens Baby Blue liegt sie auf Platz drei (33,8) vor Isabel English (AUS) mit Cil Dara Dallas (46,5).
Das überschaubare Starterfeld hat sich noch weiter reduziert. Die beiden Schwedinnen Aminda Ingulfson und Amanda Andersson sind im Gelände ausgeschieden. Somit stehen noch sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Liste der Zwischenergebnisse. In Summe gab es außerdem eine Verweigerung und eine „Missed Flag“, die mit 15 Strafpunkten geahndet wird. Wie die kurze Vier Sterne-Prüfung zahlt auch die lange Prüfung in die Wertung zum Berufsreiterchampionat ein.
Am Ende des Tages resümierte Peter Thomsen: „Das, was wir heute gesehen haben, mit dem schönen Wetter und der langen Prüfung war für mich an Schönheit kaum zu überbieten.“
Dem pflichtete auch Landoberstallmeisterin und Gastgeberin Dr. Astrid v. Velsen-Zerweck bei: „Wir haben schöne Bilder gesehen. Das ist etwas, was wir hier haben wollen. Marbach steht für Pferdezucht und -haltung auf qualitativ hohem Niveau – ohne Sensationen, nicht spektakulär, sondern einfach gut. Wir stehen für diese klassische Ausbildung von Reiter und Pferd.“
Hier finden Sie alle Ergebnisse aus Marbach.
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